Ostern, für mich mehr als ein Auferstehungsfest!
Morgen ist es wieder soweit! Die Triduum Paschale (die Österlichen/Heiligen drei Tage) beginnen. Wir feiern das letzte Abendmahl, den Verrat, die Kreuzigung. Eigentlich eine ziemlich harte Kost, die uns da in den kommenden Tagen um die Ohren fliegt. Doch für uns Christen geht die Geschichte weiter! Wie erfahren nicht nur, dass es Leid gibt, wir feiern die Unglaublichkeit der Auferstehung Jesu. Doch die Ostergeschichte schenkt mir mehr als den Glauben an die Wahrhaftigkeit Gottes mit der Auferstehung Jesu. Sie gibt mir viele wichtige Impulse für mein alltägliches Leben. Jedes Jahr finde ich in den Ostertagen Anknüpfungspunkte für mein Leben. Aha-Erlebnisse, die mich sortieren, mich auf Wesentliches fokussieren und so meinen Alltag leiten und mir Mut und Kraft geben. Im Rahmen meiner Ausbildung zur Seelsorgerin für Einrichtungen in der Eingliederungshilfe im Erzbistum Paderborn wurde Ostern für mein Leben noch besser greifbar. Mit der Emmausgeschichte erfuhr ich, wie lebens- und praxisnah mir Jesus als Vorbild im Miteinander/ in der gegenseitigen „Seelsorge“ sein kann:
Jesus Leichnam ist verschwunden. Das Grab leer. Das Entsetzen groß. Zwei Jünger, die um ihren Freund Jesu trauern, machen sich auf den Weg nach Emmaus. Sie verstehen nicht, warum das alles mit Jesus passiert ist. Warum hat Gott das zugelassen, es ist doch sein Sohn! Dass er auferstanden sein könnte – nein, daran ist kaum zu glauben. Die Trauer zu groß – eine Welt zerbricht für die beiden. Auf ihrem „Lebens-“ Weg gesellt sich plötzlich ein Fremder zu ihnen. Der Fremde hört ihnen zu, fragt nach, hat Interesse an ihrem Leben, an ihrer Trauer, an ihrer Ratlosigkeit. Er schenkt Impulse auf dem Hintergrund des Alten Testaments, ermöglicht ihnen damit wieder Zugang zu zurückliegenden Erfahrungen, zu Erlebnissen mit Jesus. Doch die beiden Jünger verstehen nicht, finden keinen Zugang zu seinen Worten, zu tief ist ihre Trauer. Jesus nimmt ihnen diese Trauer nicht einfach ab. Er lässt sie reden, lässt ihnen Zeit und lässt sie ihren Weg gehen. Erst beim Abendmahl, als sie zur Ruhe kommen und er das Brot bricht, so wie er es am Gründonnerstag getan hat, gehen den beiden die Augen auf und sie erkennen Jesus. Sie erinnern sich, finden Trost und Zuversicht!
Jesus ist uns Vorbild für unser zwischenmenschliches Miteinander in schwerer Zeit, ist uns erster Alltagsseelsorger. Nein, er kann uns Trauer und Kummer nicht nehmen. Doch als Wegbegleiter unterstützt er uns, so dass sich der Blick wieder weiten kann und wir mehr als nur Leid und Trauer sehen können. Durch aktives Zuhören, interessiertes Nachfragen und echtes Interesse aneinander ermöglichen wir uns gegenseitig wieder Zugang zu den eigenen Kraftquellen. Sie lassen uns Hoffnung schöpfen und den Glauben an Gott lebendig werden. Unser Fragen nach dem „Warum“ bleibt vielleicht offen, aber unser Vertrauen, dass wir auf Gott und damit auf unser Umfeld bauen können, kann wieder wachsen.
Wenn ich dem Vorbild Jesu folgen möchte, heißt das für mich als Alltagsseelsorgerin mit offenem Ohr und weitem Herz Wegbegleiterin für andere zu sein – menschliches Leben ist Leben in Gemeinschaft. Ich lasse mich auf den anderen ein, akzeptiere den Weg, den er geht. Alltagsseelsorge heißt für mich aber auch, auszuhalten, dass mein Gegenüber seinem eigenen Tempo folgt, damit er aufblicken und Hoffnung und Trost schöpfen kann. Ich glaube, dass Jesus auch für diese Zwischenmenschlichkeit das wahre Fundament ist. So können wir Ostern – unser Auferstehungsfest – 2024 n. Chr. ganz lebens- und praxisnah spürbar werden lassen und freudig verkünden: Jesus lebt! Er ist wahrhaft auferstanden.
Rebecca Köster
(Ehrenamtliche im Begräbnisdienst im pastoralen Raum und Seelsorgerin im focus ‑Wohnhaus Am Cölschen Heck, Caritasverband Olpe)
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