Gedanken zum Tag — Fest der Heiligen Familie 27. Dezember 2020 — Sonntag in der Weihnachtsoktav

27. Dez 2020

Heilige Familie – Idylle oder Alltagsrealität?

Wenn wir das Fest der Heiligen Familie begehen, liebe Lese­rinnen und Leser, dann mag vor unseren Augen auf den ersten Blick das Bild von einer heilen Welt entstehen, in der Maria und Josef mit ihrem Jesus­knaben gelebt haben.

Die jewei­ligen Evan­ge­lien der drei Lese­jahre zeichnen jedoch ein anderes Bild: die Flucht nach Ägypten (Mt 2,13–15, A), die Darstel­lung Jesu im Tempel (Lk 2,22–40, B) und der zwölf­jäh­rige Jesus im Tempel (Lk 2,41–52, C).

Da mischten also die dama­ligen poli­ti­schen Gege­ben­heiten kräftig mit und das Alltags­ge­schehen im Eltern-Kind-Verhältnis redu­zierte sich nicht auf gegen­sei­tige Strei­chel­ein­heiten. Da tobte manchmal der Bär und es flossen auch Tränen.

Kommt uns das nicht bekannt vor? Sind die Paral­lelen zu heute nicht verblüf­fend ähnlich? Sind die poli­ti­schen Graben­kämpfe von damals nicht auch die von heute? Freuen und leiden wir mit unseren Kindern nicht genauso wie Maria und Josef?

Maria und Josef haben in diesem ganzen Geschehen ihren Jesus damals unter den Schutz Gottes gestellt. Sie haben das getan, was Gott ihnen eingab und was sie als ihren ganz persön­li­chen Auftrag erkannten. Maria und Josef haben mit dem geant­wortet, was Gott in sie hinein gelegt hat. Und dies mit Haut und Haaren. Sie haben geant­wortet mit liebender Fürsorge. Dazu gehörten aber ebenso die Ängste, die sie durch­lebt haben und auch die harten Ausein­an­der­set­zungen im Alltags­ge­schehen, denen sie sich stellen mussten. — Der „ganz normale Wahn­sinn“ also wie bei uns.

Liebe Lese­rinnen und Leser,

Familie damals und Familie heute, das war und ist eine anspruchs­volle, sich ständig wandelnde Lebens­form. Und sie ist weiß Gott kein Selbst­läufer, sondern sie erfor­dert viel­fach harte Arbeit. Aber die darin inves­tierten Mühen sind auch überaus lohnende.

Eine Erfah­rung, die auch Maria und Josef mit ihrem Jesus haben machen müssen und machen dürfen. — Wie wir. Und glauben wir ja nicht, dass das Leben in Nazaret, der ärmsten, abge­le­gensten und rück­stän­digsten Gegend des dama­ligen Paläs­tina ein Leben ohne Sorgen war. Aber Maria und Josef waren beseelt von einem uner­schüt­ter­li­chen Vertrauen in die Zukunft. Sie haben sich darauf verlassen, dass sie unter der schüt­zenden Hand Gottes alle Wege gehen können.

Würde eine solche Vertrau­ens­basis nicht auch uns gut zu Gesicht stehen?

Ein zuver­sicht­li­ches und hoff­nungs­volles Jahr 2021 wünscht Ihnen und Ihren Familien

Josef Weil

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