Gedanken zum Tag – 26. August 2020, Mitt­woch der 21. Woche im Jahreskreis

26. Aug. 2020

Liebe Gemeinde,

„Kinder sollten lernen, wie Elon Musk & Jeff Bezos zu denken”, schreibt Deutsch­lands wohl bekann­tester Investor Frank Thelen. Als Visionär wünscht sich Thelen eine zukunfts­ori­en­tier­tere Denk­weise für unser Land. Als Vorbilder nennt er zwei der erfolg­reichsten und wohl­ha­bendsten Unter­nehmer der Welt, die globale Konzerne wie Tesla und Amazon gegründet haben. Um wie sie denken zu können, dürften Lehr­pläne unserer Schulen nicht rück­wärts­ge­wandt sein, sondern müssten junge Menschen auf die Möglich­keiten hinweisen, die ihnen insbe­son­dere im Zeit­alter der Digi­ta­li­sie­rung offen stehen. Im globalen Wett­be­werb mit Ländern wie den USA und China sollte seiner Meinung nach auch Program­mieren statt Latein als Unter­richts­fach dienen.

Ich verstehe Thelens Kritik in großen Teilen. Denn Deutsch­land ist bei der Digi­ta­li­sie­rung inter­na­tional abge­hängt. Die großen Tech­no­lo­gie­kon­zerne sitzen im Ausland. Allein Apple ist fast doppelt so viel wert wie alle im Dax vertre­tenen Unter­nehmen zusammen. Für diese Entwick­lung gibt es verschie­dene Gründe, zu denen vermut­lich die grund­sätz­liche Denk­weise von Menschen hinzu­ge­zählt werden darf. Maßgeb­lich wird die Einstel­lung eines Indi­vi­duums schon in der Kind­heit und Jugend geprägt. Inso­fern stimme ich zu, dass hier zu posi­tiven Verän­de­rungen ange­setzt werden sollte.

Drei Punkte an Thelens Forde­rungen sehe ich jedoch anders.

Erstens: pauscha­li­sierte Forde­rungen. Menschen sind einzig­artig und damit unter­schied­lich. Ausge­prägte Talente, eigene Inter­essen und ein gesell­schaft­li­ches Umfeld werfen indi­vi­du­elle Lebens­pläne auf, die es zu respek­tieren gilt. Ich denke nicht, dass eine Pfle­ge­kraft, ein Musiker oder ein Pilot program­mieren können müssen. Genauso halte ich wenig davon, einem Soft­ware­ent­wickler, einem Unter­neh­mens­be­rater oder einer Verkäu­ferin das Erlernen der latei­ni­schen Sprache aufzu­zwingen. Natür­lich ist ein möglichst breit gefä­cherter Grund­stock an Wissen vorteil­haft. Viel wich­tiger ist meiner Meinung nach jedoch eine offene, posi­tive und mutige Denk­weise, eine Haltung für Neues, gepaart mit dem Bewusst­sein für die Lehren, welche wir aus der Vergan­gen­heit ziehen sollten.

Zwei­tens: falsche Erwar­tungen. Der Homo Perfectus ist ein auf Selbst­op­ti­mie­rung getrimmter Sonder­ling, der viele Menschen zu immer höheren Leis­tungen antreibt: Schöner, besser und beliebter sollen sie sein. Gesünder essen, mehr Sport treiben, umwelt­be­wusster konsu­mieren, besser aussehen, härter arbeiten, anderen gefallen. Am Wich­tigsten, so der Lehr­plan dieser Selbst­dar­steller, ist die Insze­nie­rung des vermeint­lich perfekten Lebens in sozialen Medien. Das Verlangen nach Bestä­ti­gung und die Bewun­de­rung durch andere scheint immer öfter das Maß aller Dinge zu sein. Das Streben nach Erfolg und Ruhm wird von Influen­cern, Spit­zen­sport­lern, Stern­chen aus Film und Musik und auch Berühmt­heiten aus Politik und dem Big Busi­ness vorge­lebt. Sie sugge­rieren das wahre Leben nach ihren Maßstäben. Es reicht nicht, nur gut zu sein. Statt­dessen wird der nächste Super­lativ à la Cris­tiano Ronaldo oder Greta Thun­berg gesucht. Um es klar zu sagen: Ein Leben in Gesund­heit und Glück­se­lig­keit ist etwas Schönes und Erstre­bens­wertes. Jedoch werden oftmals uner­reich­bare Entwick­lungen prokla­miert, die zu einer Abson­de­rung der Persön­lich­keit führen können. Insbe­son­dere junge Menschen sind der Gefahr einer Indok­tri­nie­rung durch geschönte Idole ausge­setzt, sofern ihnen kein Gegen­ent­wurf aufge­zeigt wird. Womit wir beim letzten Punkt sind.

Drit­tens: verschwie­gene Alter­na­tiven. Wo bleibt bei allen Bemü­hungen nach körper­li­cher Selbst­op­ti­mie­rung, ökolo­gi­scher Balance und mate­ri­ellem Erfolg die Suche nach dem für uns Christen tieferen Sinn des Lebens? Wo steht Gott und nicht unser Ego im Mittel­punkt unseres Handelns? Was bleibt, wenn Vergäng­li­ches vergeht? Wenn das Karten­haus unserer mögli­chen „Selbst­ver­wirk­li­chung“ unwei­ger­lich zusam­men­bricht? Spätes­tens dann wäre doch eine Rück­be­sin­nung auf Gott fällig. Wie kann Gott in meinem Leben eine prägende statt beiläu­fige Rolle einnehmen? Was erfüllt mich wirk­lich? Frei­lich, es geht nicht darum, aus jedem Menschen den nächsten Papst zu machen. Möge jeder nach seiner Bestim­mung glück­lich werden. Viel­mehr geht es darum, Gott durch Gebet und Vertrauen an seiner Seite zu haben. Ihn als stän­digen Begleiter zu wissen. Nach Gottes Worten zu leben wird Menschen, ob jung oder alt, vor falschen Idealen schützen. Anstatt einer Forde­rung nach welt­li­chen Leit­bil­dern wäre mir ein frommer Wunsch für alle Menschen im Hinblick auf ein erfülltes Leben lieber. Er könnte lauten: „Kinder und Erwach­sene sollten (wieder) lernen, nach dem Vorbild Jesu Christi zu leben.” Denn Jesus ist für mich der einzig wahre, ja, der größte Influencer aller Zeiten. Er will, dass das Geschenk des Lebens gelingt. Alles andere kommt danach.

Ihr
Lukas Wrede

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