Im Zwiespalt zwischen „Endlich kann man wieder mit Freunden feiern“ und „Mal lieber noch etwas vorsichtig sein“ befindet sich momentan wohl nahezu jeder. Die politischen Verordnungen zur aktuellen Coronasituation lassen glücklicherweise wieder Einiges zu. Oder ist das doch ein Hauch von Wahnsinn?
Eine der wenigen Feiern, die ich in den letzten Monaten besuchen konnte, war die Heilige Messe in meiner Heimatgemeinde St. Antonius in Iseringhausen. Und auch hier habe ich mich oft gefragt: „Kann das denn jetzt richtig sein, wo ich selbst in meinem Beruf alles absagen und verschieben muss und auch den Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen auf ein Minimum reduziert habe?“ Dass viele Regelungen im Vergleich zu den jeweiligen Situationen unverhältnismäßig erscheinen, dachten sich sicherlich viele in den letzten Monaten. Wenn ich mich damit wohl gefühlt habe, die Messe zu besuchen, dann hat es mir auch gutgetan. Und zwar gerade weil es dann doch so anders war. Es war stiller. Die Teilnahme war augenscheinlich passiver und doch aufrichtig: Anstatt selbst mitzusingen, hat man einer Schola gelauscht. Auf einmal gingen Töne wieder unter die Haut – denn wann hat man mal Live-Musik hören können? Es wurde leiser und andächtiger, aber doch gemeinsam gebetet. Man war sehr konzentriert auf sich selbst und doch nicht allein. Es war eine Möglichkeit, etwas gemeinschaftlich und doch für sich zu tun.
Jetzt ist die Freude groß, viele Freunde und Bekannte wiederzusehen, die man größtenteils seit bald 1 ½ Jahren nicht mehr gesehen hat. Es ist auf einmal fast schon aufregend, Termine in den Kalender einzutragen. Und ehe man sich versieht, sind wieder sämtliche Wochenenden bis tief in den Herbst verplant und man ist im „ganz normalen Wahnsinn“ von vor 2020. Private Einladungen aber auch das Kulturprogramm für die Stadt Olpe füllen beispielsweise meinen Kalender. Es macht riesigen Spaß zu wissen, dass wir mit unserer Arbeit wieder Menschen Freude bereiten können – und zwar dem Publikum wie auch den Künstlerinnen und Künstlern gleichermaßen. Dass die zahlreichen Verschiebungen nun endlich stattfinden können. Es hat sich ein regelrechter „Durst nach Kultur“ breitgemacht und alle sind Feuer und Flamme auf Konzerte, Theater und mehr. Und der bringt vor allem Eines mit sich unter unseren Gästen: Dankbarkeit. Ich glaube das ist ein ganz großes Gut, dass wir in dieser Pandemie neu zu schätzen gelernt haben. Dankbar sein. Einfach einmal mit einem gewissen Stolz auch sagen zu können „Mir geht’s gut.“ Oder „Ich freue mich auf…“. Und doch zittere ich noch etwas und hoffe sehr, dass wir in diesem Jahr die Theater- und Konzertspielzeit, die im vergangenen Jahr durch die Pandemie ausfallen musste, nachholen können.
„Das, was möglich ist, möchten wir auch möglich machen – und das geht nur, wenn wir uns alle entsprechend verhalten. Dann werden diese Konzerte ein Genuss“, waren meine einführenden Worte, als wir im vergangenen Sommer die Picknick-Konzerte im Stadtpark durchführen konnten, womit wir kaum noch gerechnet hätten. Und so ist es jetzt gerade auch wieder – Gott sei Dank. Denn ich hätte im Frühjahr noch nicht damit gerechnet, dass wir die jetzige Zeit wieder so genießen können.
Ich denke, eine gewisse Zuversicht dürfen wir haben, besonders, weil die Impfungen in unserem Umfeld so weit vorangeschritten sind. Auch ich freue mich, an diesem Wochenende mit Freunden im privaten Rahmen das ausgefallene Schützenfest in unserem Dorf zu feiern. Getestet oder geimpft zu sein, ist da die kleinste Hürde, die alle gerne auf sich nehmen. Da ist er wieder – dieser Zwiespalt zwischen „Endlich kann ich wieder mit Freunden feiern“ und „Mal lieber noch etwas vorsichtig sein“ beziehungsweise „Ist es doch ein Hauch von Wahnsinn“? Wahrscheinlich ein bisschen von allem. In jedem Falle aber Balsam für die Seele.
Klarissa Hoffmann
(Leiterin des Amts „Stadtmarketing & Kultur“ der Kreisstadt Olpe und Mitglied im Pfarrgemeinderat Drolshagen-Iseringhausen)