Heilige Momente
Das Wort „heilig“ verweist auf die „Sphäre des Göttlichen“. Wir glauben oft, diese Sphäre nur im religiösen Raum zu finden, in einer Kirche, bei einer Messe, beim Empfang eines Sakraments. Doch es gibt auch „Heiliges“ außerhalb dieser Räume, zum Beispiel:
Die Geburt eines Kindes.
Der erste Kuss zwischen Liebenden.
Der voll gedeckte Tisch armer Leute für einen fremden Gast.
Die tiefe Empfindung der Nähe Jesu eines 10-Jährigen beim Empfang der ersten Kommunion.
Die rollenden Tränen beim Hören einer Opern-Arie von Mozart oder einer Bach-Arie aus der Matthäus-Passion.
Die Ankunft auf einem Alpengipfel nach schwerem Aufstieg.
Die Umarmung der Mutter und die Umarmung des Vaters nach dem „Coming-Out“ des Kindes.
Das Hand-Halten beim Sterben eines geliebten Menschen.
Der tröstliche Sonnenaufgang nach einer Nacht voller Sorgen.
Der echte Dank eines Menschen, dem man helfen konnte.
Die aufrichtige Versöhnung nach einem heftigen Streit.
Viele Leserinnen oder Leser werden hier starke Momente aus ihrem Leben hinzufügen wollen. Manchen wird es aber auch schwerfallen, etwas Erlebtes als etwas ganz Besonderes wahrzunehmen. Achtsamkeit sich selbst gegenüber ist dazu eine unabdingbare Voraussetzung.
Ich empfinde sie als „heilige Momente“.
Wir spüren und erfahren in ihnen die „Sphäre des Göttlichen“.
Mit anderen Worten: Sie zeigen, dass Gott mit uns ist.
Dr. Stephan Schlösser
(Vorsitzender des Heimatvereins für das Drolshagener Land)