Gedanken zum Tag — 24. Januar 2021 — 3. Sonntag im Jahreskreis

24. Jan. 2021

Liebe Lese­rinnen und Leser,

in diesen Tagen sollte die ökume­ni­sche Woche statt­finden. Eine gute Tradi­tion, in der Woche der Brüder­lich­keit sich gegen­seitig in den Gottes­diensten zu besu­chen, einen Gast­pre­diger zu hören und sich gemeinsam zum Lob Gottes zu versam­meln. Eine gute Tradi­tion, die wir in diesem Jahr leider unter­bre­chen müssen, weil wir in der Evan­ge­li­schen Kirche während des Lock­downs schweren Herzens auf Präsenz­got­tes­dienste verzichten.

Eine gute Gele­gen­heit, über die Bedeu­tung der Ökumene vor Ort nach­zu­denken. Ich persön­lich freue mich stets auf die ökume­ni­schen Begeg­nungen hier in Olpe, ob zu gemein­samen Gottes­diensten in den Kirchen und Schulen, zu gemein­samen Aktionen wie dem Kreuzweg der Jugend, Gemein­de­abenden oder den regel­mä­ßigen Dienst­be­spre­chungen im Kreis der haupt­amt­li­chen Mitar­bei­tenden, ich erlebe all dies als ein schönes Mitein­ander und wir spüren, dass uns viel mehr verbindet als uns trennt. Das Verbin­dende leben wir fröhlich.

Was uns verbindet, ist der Geist Jesu Christi, was uns eint, ist seine Nach­folge, das Thema des 3. Sonn­tages im Jahres­kreis. Nach­folge ist auch unser gemein­sames Ziel in der Ökumene. Das Wort Ökumene stammt aus dem Grie­chi­schen (οἰκου­ménē) und meint „die bewohnte Erde“ oder auch „die Gesamt­heit der Christen“. Wir sind gemeinsam unter­wegs, aus unter­schied­li­chen Rich­tungen und Tradi­tionen, auf alten Spuren, die Menschen schon vor uns gegangen sind, manchmal auch auf neuen Wegen, weil sich Zeiten und Menschen ändern und wir ihnen dort begegnen, wo sie sind in den Kirchen, aber heute vor allem außer­halb, weil sie seltener zu uns kommen.

Wir sind gemeinsam unter­wegs, wir leben vom Brot des Lebens und trinken aus dem Kelch des Heils, weil der Herr dies mit uns teilt. Dass wir davon essen und trinken, aber in der Eucha­ristie nicht aus einem Kelch, ist schmerz­lich und eine noch nicht aufge­ar­bei­tete Verlet­zung aus der Geschichte, die uns weh tut, aber nicht vonein­ander trennt und zeigt, dass wir uns noch weiter aufein­ander zube­wegen müssen.

Wir sind gemeinsam unter­wegs, manchmal stark und aufrecht, manchmal gebeugt und entkräftet, weil sich die Reihen lichten, Menschen unsere Gemeinden offi­ziell verlassen, sich aber mit dem Herzen schon lange entfremdet haben.

Wir sind gemeinsam unter­wegs und unser Ziel ist ein Haus, in dem wir gemeinsam wohnen können, dankbar und geborgen, eine Herberge, in der wir uns wohl­fühlen, versam­melt am Tisch dessen, der uns gerufen und dem wir gefolgt sind. Der Vater hat alle seine Kinder versam­melt und feiert mit uns das Fest des Lebens, wir sind alle Schwes­tern und Brüder.

Das ist mein Bild von Ökumene, ein Haus in dem ich wohnen darf, ein Tisch an dem wir zusam­men­sitzen als eine Familie. In der Familie sind wir nicht immer einer Meinung, wir gehen manchmal unter­schied­liche Wege, aber wir gehören zusammen, weil wir denselben Vater und dieselbe Mutter haben, wir sind Geschwister und meist fröh­lich zusammen. Vor mir steht das Schluss­bild des 23. Psalmes: „Du berei­test vor mir einen Tisch im Ange­sicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schen­kest mir voll ein. Gutes und Barm­her­zig­keit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.“

Herz­liche Grüße
Pfarrer Wolf­gang Schaefer
Evan­ge­li­sche Kirchengemeinde

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