Gedanken zum Tag – 23. Juni 2020, Dienstag, 12. Woche im Jahreskreis

23. Juni 2020

Gesund­heit und – oder – wirt­schaft­li­ches Wohlergehen?

Liebe Lese­rinnen und Leser,

in der Frank­furter Sonn­tags­zei­tung hat mich vor einigen Wochen ein Satz im Wirt­schafts­teil aufmerken lassen. Ich zitiere sinn­gemäß: Es ist beispiellos, dass die Bundes­re­pu­blik Deutsch­land den Lock­down beschlossen und damit erst­mals den Schutz der Gesund­heit über das wirt­schaft­liche Wachstum gestellt hat. Dieser Satz hat mich zum Nach­denken ange­regt ange­sichts der Verän­de­rungen unseres Alltages seit Mitte März.

Pfle­genden in den Kran­ken­häu­sern und Mitar­bei­tenden in den Lebens­mit­tel­läden wurde von höchster Stelle gedankt und sie erhielten von vielen Menschen Applaus und Aner­ken­nung. Gleich­zeitig wird deut­lich, dass die Arbeits­be­din­gungen für viele Menschen nicht gut sind und sie für ihre Arbeit keinen ange­mes­senen Lohn erhalten. In der Krise merken wir, dass genau diese Bereiche für uns lebens — notwendig sind.

Ich frage mich, wie ist mein Konsum-Verhalten? Wo und was kaufe ich? Unter­stütze ich dieje­nigen, die einen ange­mes­senen Lohn für die Menschen in den „system­re­le­vanten Berei­chen“ fordern?

In den letzten Wochen und Monaten fällt auf, dass manche Dinge nicht zur Verfü­gung stehen, weil sie nicht herge­stellt wurden oder gelie­fert werden konnten. Viele Waren werden aus anderen, weit entfernten Ländern bzw. Konti­nenten nach Deutsch­land gebracht. Mit der Pandemie wird deut­lich, wie verletz­lich diese Liefer­ketten sind. Wir warten auf verschieden Produkte, weil in einem weit entfernten Teil der Welt eine Krank­heit ausge­bro­chen ist, mit der wir zu Beginn der Pandemie noch gar nichts zu tun haben.

Ich frage mich, ob wir nicht viele Waren wieder in der Nähe produ­zieren sollten, auch wenn diese dann teurer werden.

Helfen uns diese Erfah­rungen, über unseren Konsum nach­zu­denken? Ahnen wir, dass unser Konsum­ver­halten manche Unge­rech­tig­keiten in der Lohn­zah­lung oder im Arbeits­schutz bei uns in Deutsch­land oder in den Schwellen- und Entwick­lungs­län­dern bewirken? Für mich hoffe ich, dass mich diese Fragen weiter beschäf­tigen und unruhig halten. Ich wünsche mir, das wir zu einem wirt­schaft­li­chen Wohl­ergehen für alle finden.

Sr. Vero­nika Fricke, Konvent San Damiano

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