Wie können wir denn dieses Jahr Ostern feiern?
Diese Frage stellte sich meiner Familie mit zwei Teenager-Töchtern. Unsere bisherige Tradition bestand darin, am Samstagabend die Osternacht mitzufeiern und anschließend bei der Agape mit anderen Gemeindemitgliedern so richtig genüsslich das Fasten zu brechen. Und dieses Jahr? Einen Hausgottesdienst feiern? – Das Entsetzen stand meiner Tochter ins Gesicht geschrieben. Mit der Familie alleine laut beten war für sie nicht vorstellbar und mir wurde mal wieder bewusst, wie persönlich und intim doch Glaube für uns ist. Einen Fernsehgottesdienst anschauen? – Ein absolutes No-Go für die Mädels und ich konnte es mir auch kaum vorstellen. Aber einfach irgendwann um den Tisch rum sitzen und die Eier aus ihrer bunten Schale pellen, wollte auch keiner. Was also tun?
Nach ausgiebigem Studium des Wetterberichts, der Sonnenaufgangszeiten und Landkarten, reifte der Plan, in den Ostermorgen zu wandern. Um 5.15 Uhr ging es los. Das Ende sollte auf einer Bank sein, von der aus man perfekt den Sonnenaufgang beobachten konnte. Jeder von uns hatte sich einen der acht Lesungstexte ausgesucht, die wir uns an verschiedenen Stellen unterwegs gegenseitig vortrugen ¬ mal mit Kommentar, mal ohne, so wie es für jeden richtig war.
Die Dämmerung brach an und die Vögel gaben ein Konzert, das einer Kirchenorgel zumindest von der Lautstärke her in nichts nachstand, auch wenn es nicht ganz so harmonisch klang. Und da kam unsere Bank in Sicht, doch Mist, sie war schon besetzt. Da hatten wohl auch andere dieselbe Idee. Also blieben wir ca. 50 Meter entfernt auf der Wiese stehen. Mit dem Sonnenaufgang wollte es auch nicht so recht etwas werden, genau an der Stelle des Himmels hatten sich die Wolken noch nicht verzogen. Wir warteten … und sangen … ein Halleluja aus Taizé. Feine rote Risse zeichneten sich in den Wolken ab. Dann lasen wir das Evangelium vor und alle hörten plötzlich Worte, die wir vorher so nie wahrgenommen hatten. Dass der Engel, der Jesu Auferstehung verkündete, aussah wie ein Blitz, hatten wir bis dahin alle überhört. Noch mal singen und dann war sie da: rot, leuchtend, kraftvoll – die Sonne! Ich musste an das Wort der Bischöfe denken, dass wir trotzdem kraftvoll Ostern feiern sollten.
Nachdem wir gesungen hatten, tönte es von der Bank herüber: zwei Trompeten. Sie spielten „Christ ist erstanden“. Plötzlich konnte ich sie ganz gut leiden, diese Menschen da auf „unserer“ Bank, die mit uns Ostern feierten, wer auch immer sie waren.
Der Herr ist wahrhaft auferstanden! Halleluja!
von Angelika Berels