Gedanken zum Tag — 22. März 2023 — Mitt­woch der 4. Woche der Fastenzeit

22. Mrz 2023

Liebe Lese­rinnen und Leser,
für die meisten ist der (gest­rige) 21.3. ein ganz normaler Tag.
Für mich und meine Familie, beson­ders für meinen ältesten Sohn Max, ist dieser Tag ein ganz kleines biss­chen wich­tiger oder sogar beson­ders. Max hat nämlich quasi die gleiche Zahlen­kom­bi­na­tion wie der 21.3. Denn er hat das 21. Chro­mosom nicht wie wir „Normalos“ zwei Mal in jeder Zelle des Körpers, er hat es drei Mal in jeder Zelle. Max hat Trisomie 21. Die meis­tens kennen es aber als das Down Syndrom — und da bietet der 21.3. sich immer gut an, das „Extra“ von Menschen wie Max doch etwas zu feiern und die Gesell­schaft ein kleines Stück mehr für das Thema zu sensibilisieren.

Ich habe nämlich leider oft oder immer mehr das Gefühl, dass Menschen wie Max oder Menschen mit anderen Behin­de­rungen oder Beson­der­heiten ausge­grenzt werden oder dass eine ordent­liche Packung Mitleid verteilt wird. Und das, obwohl es über­haupt nicht schlimm ist oder es Menschen wie Max schlecht geht. Sie sind sogar super glück­lich in ihrem Sein und Tun, sie kennen es ja nicht anders und die dazu­ge­hö­rigen Fami­lien auch nicht. Es ist für uns total normal.
Eigent­lich merkt man es erst, wenn andere einem unmiss­ver­ständ­lich zeigen: Ihr seid aber nicht normal! Selbst Kinder können ihre Ableh­nung und Über­for­de­rung oft nicht verste­cken. Meiner Meinung nach wird unseren Kindern heut­zu­tage viel zu wenig gezeigt, dass es auch Sachen auf der Welt gibt, die eben nicht nach Plan und perfekt laufen.

Viele Paare, die Eltern werden, haben ja die roman­ti­sche Vorstel­lung vom perfekten Kind. Dann wird das unge­bo­rene Kind schnell zum Projekt: Super lieb, hervor­ra­gend in der Schule, Studium, Familie gründen, Haus und Geld im Überfluss.
Tja, wenn der Plan dann nicht aufgeht, kommt der große Katzen­jammer und es wird behauptet, dass das eigene Leben dann nicht mehr möglich und quasi vorbei ist, weil man sich nur nach dem „un-perfekten“ Kind richten muss. Dann sollen Ärzte und Psycho­logen am besten alles wieder richten. Da kommt dann unsere „Ego –Ellen­bogen-Gesell­schaft“ ans Licht und es zeigt sich das wahre Gesicht.

Ich hatte Gott sei Dank nie diese Konflikte in mir und das Gefühl, das mein oder unser Leben dann vorbei ist, weil wir Max bekommen haben. Im Gegen­teil: Für mich ist er ein beson­deres Geschenk, uns hat er berei­chert und viel besser gemacht. Ich bin froh, dass ich nicht vorher wusste, was auf uns zu kommt. Man schafft so viel und kann sich an so vielen kleinen Schritten und Dingen erfreuen.

Ich denke die Zeit, die wir auf Erden haben, sollten wir sinn­voll nutzen und mit viel Wärme und Lieben füllen. Das ist ja eigent­lich auch das, was Gott und unser Glaube uns lehren will: Die Dinge nehmen wie sie sind und das Beste daraus machen. Dann wäre unsere runde Kugel, auf der wir leben, um einiges besser.

Ich will Mut machen zum Leben, denn jedes Leben ist es wert, egal ob mit „Extra“ oder ohne. Auch wenn es manchmal anstren­gend und über­for­dernd ist, da können auch mein Mann und ich uns nicht von frei spre­chen — aber man wächst daran und wir haben mitt­ler­weile drei wunder­bare Jungs. Unser Alltag ist genauso mit Höhen und Tiefen bestückt wie bei allen anderen, da ändert auch unser Max mit seinem 21 hoch 3 nichts dran. Unser Leben wäre nicht einfa­cher und nicht schöner ohne ihn. Im Gegenteil.

Ich hoffe, es gibt irgend­wann wieder einen kleinen Wandel, sodass man auch Menschen mit Trisomie 21 Chancen gibt und sie nicht durch Blut­tests oder Unter­su­chungen auslöscht.

Wir müssen nicht immer alles vorher wissen oder alles immer perfekt kontrol­lieren. Wir sind alle Menschen und Teil dieser Welt und sollten versu­chen, unsere große wunder­bare Heimat mit viel Licht, Zuver­sicht, Wärme und Nächs­ten­liebe zu füllen.

Liebe Grüße aus Olpe-Neuenkleusheim
Viktoria Brüggemann

 

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