Liebe Leserinnen und Leser,
für die meisten ist der (gestrige) 21.3. ein ganz normaler Tag.
Für mich und meine Familie, besonders für meinen ältesten Sohn Max, ist dieser Tag ein ganz kleines bisschen wichtiger oder sogar besonders. Max hat nämlich quasi die gleiche Zahlenkombination wie der 21.3. Denn er hat das 21. Chromosom nicht wie wir „Normalos“ zwei Mal in jeder Zelle des Körpers, er hat es drei Mal in jeder Zelle. Max hat Trisomie 21. Die meistens kennen es aber als das Down Syndrom — und da bietet der 21.3. sich immer gut an, das „Extra“ von Menschen wie Max doch etwas zu feiern und die Gesellschaft ein kleines Stück mehr für das Thema zu sensibilisieren.
Ich habe nämlich leider oft oder immer mehr das Gefühl, dass Menschen wie Max oder Menschen mit anderen Behinderungen oder Besonderheiten ausgegrenzt werden oder dass eine ordentliche Packung Mitleid verteilt wird. Und das, obwohl es überhaupt nicht schlimm ist oder es Menschen wie Max schlecht geht. Sie sind sogar super glücklich in ihrem Sein und Tun, sie kennen es ja nicht anders und die dazugehörigen Familien auch nicht. Es ist für uns total normal.
Eigentlich merkt man es erst, wenn andere einem unmissverständlich zeigen: Ihr seid aber nicht normal! Selbst Kinder können ihre Ablehnung und Überforderung oft nicht verstecken. Meiner Meinung nach wird unseren Kindern heutzutage viel zu wenig gezeigt, dass es auch Sachen auf der Welt gibt, die eben nicht nach Plan und perfekt laufen.
Viele Paare, die Eltern werden, haben ja die romantische Vorstellung vom perfekten Kind. Dann wird das ungeborene Kind schnell zum Projekt: Super lieb, hervorragend in der Schule, Studium, Familie gründen, Haus und Geld im Überfluss.
Tja, wenn der Plan dann nicht aufgeht, kommt der große Katzenjammer und es wird behauptet, dass das eigene Leben dann nicht mehr möglich und quasi vorbei ist, weil man sich nur nach dem „un-perfekten“ Kind richten muss. Dann sollen Ärzte und Psychologen am besten alles wieder richten. Da kommt dann unsere „Ego –Ellenbogen-Gesellschaft“ ans Licht und es zeigt sich das wahre Gesicht.
Ich hatte Gott sei Dank nie diese Konflikte in mir und das Gefühl, das mein oder unser Leben dann vorbei ist, weil wir Max bekommen haben. Im Gegenteil: Für mich ist er ein besonderes Geschenk, uns hat er bereichert und viel besser gemacht. Ich bin froh, dass ich nicht vorher wusste, was auf uns zu kommt. Man schafft so viel und kann sich an so vielen kleinen Schritten und Dingen erfreuen.
Ich denke die Zeit, die wir auf Erden haben, sollten wir sinnvoll nutzen und mit viel Wärme und Lieben füllen. Das ist ja eigentlich auch das, was Gott und unser Glaube uns lehren will: Die Dinge nehmen wie sie sind und das Beste daraus machen. Dann wäre unsere runde Kugel, auf der wir leben, um einiges besser.
Ich will Mut machen zum Leben, denn jedes Leben ist es wert, egal ob mit „Extra“ oder ohne. Auch wenn es manchmal anstrengend und überfordernd ist, da können auch mein Mann und ich uns nicht von frei sprechen — aber man wächst daran und wir haben mittlerweile drei wunderbare Jungs. Unser Alltag ist genauso mit Höhen und Tiefen bestückt wie bei allen anderen, da ändert auch unser Max mit seinem 21 hoch 3 nichts dran. Unser Leben wäre nicht einfacher und nicht schöner ohne ihn. Im Gegenteil.
Ich hoffe, es gibt irgendwann wieder einen kleinen Wandel, sodass man auch Menschen mit Trisomie 21 Chancen gibt und sie nicht durch Bluttests oder Untersuchungen auslöscht.
Wir müssen nicht immer alles vorher wissen oder alles immer perfekt kontrollieren. Wir sind alle Menschen und Teil dieser Welt und sollten versuchen, unsere große wunderbare Heimat mit viel Licht, Zuversicht, Wärme und Nächstenliebe zu füllen.
Liebe Grüße aus Olpe-Neuenkleusheim
Viktoria Brüggemann