Der amerikanische Filmemacher Benjamin Reece ist 2008 in New Orleans auf die Straße gegangen und hat fünfzig Leuten eine einzige Frage nach ihren Wünschen für den Tag gestellt. Mittlerweile ist daraus eine Serie von Filmen geworden: „50 Menschen — eine Frage.“ Die Macher verstehen dies als soziales Experiment und fordern andere auf, ähnliche Filme zu drehen. So hat die FilmUpMedia fünfzig Menschen die Frage gestellt: „Was bedeutet Weihnachten für Dich?“
Die Frage hat mich veranlasst, darüber nachzudenken, was Weihnachten eigentlich für mich bedeutet. Zunächst wollte ich in diesem Impuls darüber schreiben, dass Jesus Christus als Mensch, als Kind, als Retter, als Licht der Welt zur Erde gekommen ist. Stattdessen habe ich mich gefragt, an welche Weihnachtsfeste ich mich besonders erinnere, welche mir persönlich viel bedeuten und welche mich und mein Leben geprägt haben.
Ich erinnere mich an die Weihnachtsfeste meiner Kindheit, mit viel Schnee im Hochsauerland und dem gemeinsamen Besuch der Christmette in unserer romanischen Dorfkirche und wie ich am ersten Feiertag morgens früh mit meinen Geschwistern die neuen Spielsachen vom Christkind ausprobiert habe.
Ich erinnere mich an ein Weihnachten, an dem mein Vater eigentlich im Krankenhaus bleiben sollte und dann doch unverhofft entlassen wurde, was mir damals, als Kind, wie ein Wunder erschien.
Ich denke gerne an das erste Weihnachtsfest mit unserer Tochter, deren erstes Wort beim Anblick der Christbaumkugeln „Ball“ war und daran, dass sie nach dem Abi Weihnachten im fernen Kanada ohne uns verbracht hat.
Und dann war da vor 13 Jahren ein Fest, an dem ich einen Tag vor Heiligabend erfahren habe, dass ich schwer erkrankt war und dass das Leben erstmal stoppen muss und nur drei Tage später starb am 2. Weihnachtstag mein Schwiegervater.
Schmunzelnd erinnere ich mich an die vielen schönen Weihnachtsspiele, die wir in der Familienmesse an Heiligabend aufgeführt haben und besonders an das, als im Chorraum ein echtes Bett als Kulisse aufgestellt war.
Bis vor drei Jahren war auch meine Mutter immer dabei und ich bin dankbar, dass wir seit ihrem Tod die Tradition der weihnachtlichen Familientreffen nun mit ihren Kindern und Enkelkindern bei meiner Schwester fortführen.
Es gab für mich viele schöne, glückliche und unbeschwerte Weihnachten, aber es gab auch Jahre, wo Angst, Sorge und Dunkelheit die Tage überschatteten. Und ich vermute, dass es Ihnen genauso geht, wenn Sie zurückdenken.
Egal, wie alt und in welcher Lebenssituation ich war, hat die frohe Botschaft vom Kind in der Krippe mir immer Kraft und Zuversicht gegeben. Die Zusage, dass Jesus gerade zu den traurigen, kranken und alleingelassenen Menschen kommt, war auch in schwierigen Zeiten immer ein Trost.
Und das wünsche ich Ihnen in diesem Jahr, dass Sie dankbar sein können für alles Schöne in Ihrem Leben und dass das Licht von Weihnachten die dunkle Nacht erhellt und allen Menschen auf dieser Erde Freude und neue Hoffnung schenkt.
Gerlind Kaptain
(Gemeindereferentin im pastoralen Raum Olpe/Drolshagen)