Eigentlich kann ich es gar nicht begreifen, dass ich schon 60 Jahre Olper Franziskanerin bin. Eine so ewig lange Zeit. Mit noch vier Mitschwestern haben wir es am 30. Juli im Mutterhaus gefeiert und noch dazu ein 40 und ein 50- jähriges Jubiläum.
In der Woche der Exerzitien vor dem Fest ist mir noch mal so vieles durch den Kopf gegangen aus diesen langen Jahren. Wahrscheinlich so wie es Ehepaaren geht, die sich auf ihre diamantene Hochzeit vorbereiten. Mit vier Brüdern aufgewachsen, hat niemand verstanden, wieso ich ins Kloster gehen will. Noch am letzten Abend vor dem Eintritt, haben Bekannte und Brüder versucht, mir meinen Plan auszureden. „Was willst Du da? Du bist doch viel zu munter und vergnügt. Pass auf, Du bist sowieso in einem halben Jahr wieder da“
Ich selber habe aber schon früh gemerkt, dass diese Form zu leben, für mich genau das richtige ist. Und ich weiß sehr gut, dass das nicht selbstverständlich ist. 1961, das Jahr meiner Einkleidung, war ein sehr wirres Jahr in der Geschichte meines Landes: Mauerbau, Teilung Deutschlands, kalter Krieg. Mit 21 Jahren bin ich eingetreten. Ich hatte nach Schule und Arbeit im Haushalt in einem Konvent, plötzlich eine krank gewordene Erzieherin ersetzt und habe gemerkt, dass das etwas für mich sein könnte. Also musste ich erst noch in Abendschule den Realschulabschluss machen um dann die Fachschulausbildung als Erzieherin machen zu können.
Ehrlich gesagt hatte ich vor all den neuen Herausforderungen immer viel Angst und Sorge, es nicht zu schaffen. Aber ich habe in den Jahren einen Grundsatz gelernt, den ich immer eingehalten habe: „Was ich anfange, das ziehe ich auch durch“ Manchmal konnte ich auch ziemlich störrisch sein, wenn Zusagen nicht eingehalten wurden aber Versöhnung war mir immer auch wichtig.
So ungefähr in der Mitte meiner Ordensjahre durfte ich ein Orientierungsjahr in München für Ordensleute machen und habe nochmal andere Stärken in mir entdeckt. Von da an habe ich in der Seelsorge gearbeitet und später war ich 8 Jahre Oberin für unser Schwesternaltenheim in Drolshagen und 6 Jahre in Bad Waldliesborn.
Schon immer karnevalsbegeistert und Fußballfan, habe ich an einigen Orten Vereine gegründet und den Karneval in den Klöstern und Orten wo ich war, immer begeistert mitgefeiert. Seit einigen Jahren lebe ich in unserem Schwesternaltenheim in Drolshagen, habe kürzlich das einrichtungseigene Tippspiel für die Bundesliga gewonnen und habe stolz den Pokal in Empfang genommen.
Ein Lied, das ich sehr gern gesungen habe, beschreibt am besten, was mich als Ordensfrau immer bewegt hat:
„Alle meine Quellen entspringen in Dir, in Dir mein guter Gott. Du bist das Wasser, das mich tränkt und meine Sehnsucht stillt. Du bist die Kraft, die Leben schenkt, eine Quelle, welche nie versiegt“
Sr. Angela Diedershagen, St. Gerhardushaus Drolshagen