Liebe Leserinnen und Leser,
vor einigen Wochen durfte ich gemeinsam mit einer Gruppe aus Dahl eine Rundreise über die Insel Sizilien unternehmen. Neben dem beeindruckenden Vulkan Ätna und den geschichtsträchtigen Städten Palermo und Catania hatten wir auch die Gelegenheit, viele kleinere Orte abseits der großen Touristenpfade zu besuchen.
Was mir dabei besonders ins Auge fiel, war das Gottvertrauen der Menschen vor Ort – eine gelebte Frömmigkeit, die in vielen kleinen Alltagsmomenten sichtbar wurde. Schon auf dem Weg vom Flughafen ins Hotel wurde uns bewusst: Hier ticken die Uhren anders. Der Straßenverkehr ist chaotisch, wild und scheinbar regellos. Hupen gehört zur alltäglichen Kommunikation, Autos schrammen sich gegenseitig, und der Bürgersteig wird kurzerhand zur Überholspur.
Sicherheitsvorkehrungen? Fehlanzeige.
Und doch – irgendwie funktioniert alles.
Man muss sich dem Strom hingeben, dem Fluss des Lebens vertrauen. Genau das scheint ein Prinzip zu sein, das auch den Glauben der Menschen dort prägt. Gottvertrauen – das bedeutet nicht, dass alles perfekt läuft oder immer sicher ist. Es bedeutet vielmehr, dass man im Vertrauen auf Gott lebt, auch wenn nicht alles planbar ist. Die Menschen auf Sizilien – so war mein Eindruck – haben dieses Vertrauen tief in sich verankert.
In den Kirchen sieht man viele junge Menschen, die nicht nur aus Tradition, sondern aus Überzeugung kommen. An fast jedem Haus hängen Heiligenbilder, Marienfiguren oder kleine Altäre, oft liebevoll geschmückt. Und selbst im Vorbeigehen nehmen sich die Menschen einen Moment, schlagen ein Kreuzzeichen, verweilen kurz. Der Glaube ist hier nicht nur privat – er ist öffentlich sichtbar und selbstverständlich.
In Deutschland dagegen scheint der Glaube oft in den Hintergrund gerückt zu sein. Religiöse Symbole im öffentlichen Raum sind selten geworden, und junge Menschen in Kirchenbänken noch mehr. Doch vielleicht liegt genau hier eine Einladung für uns:
Sich wieder neu zu fragen, worauf wir unser Vertrauen setzen. Ob wir wirklich alles allein in der Hand haben – oder ob es nicht befreiend sein kann, manches loszulassen und Gott zuzutrauen, dass er mit uns geht. Auch wir Christen sind ein Schwarm – eine große Gemeinschaft von Menschen auf dem Weg. Manche entfernen sich, manche stoßen neu dazu, andere ringen mit Zweifeln. Aber wir sind verbunden durch unseren Glauben, durch die Hoffnung und durch das Vertrauen, dass Gott mit uns geht.
Vielleicht nehmen wir uns in diesen Tagen einmal Zeit – und wagen ein wenig mehr Gottvertrauen. Im Kleinen. Im Alltag. In unseren Entscheidungen. Nicht naiv – aber mutig. Denn Vertrauen heißt nicht, keine Angst zu haben – sondern trotz der Angst zu gehen.
Chris Schröder
(Gemeindemitglied aus Dahl)
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