14 Tage Leben auf einem Bergbauernhof
Als ich vor einigen Jahren einen Bericht über Bergbauernhilfe las, ließ mich der Gedanke, den Verein in Südtirol zu unterstützen, nicht mehr los. Ein Bewerberbogen musste ausgefüllt werden, worin ich unter anderem angab, welchen Arbeitsbereich ich mir vorstellen könnte. Erfahrungen in der Landwirtschaft hatte ich durch mein Elternhaus.
Die von der Bergbauernhilfe waren sehr freundlich. Wir telefonierten miteinander, doch die meisten Infos liefen per E‑Mail. Kurze Zeit später bekam ich Informationen zu fünf Bergbauernhöfen geschickt. Zwei Höfe kamen für mich in die engere Wahl und zum Schluss habe ich mich für den Janjacohof entschieden.
Im Juni 2022 begann mein zweiwöchiger Einsatz. Telefonisch meldete ich mich bei Familie Sottara und wir besprachen einige Details. Der Hof liegt auf 1500 m Höhe im Gardertal und wird von Markus und seinen Eltern Giovanni und Paula bewohnt und bewirtschaftet. Mit dem Zug fuhr ich bis Bruneck, danach ging es noch 40 Minuten mit dem Bus weiter bis Wengen. Dort wurde ich von Paula abgeholt. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch.
Am ersten Tag hat mir Markus gezeigt, was zu meinen Aufgaben gehört. Ab dem dritten Tag ließ er mich machen – er hat gemerkt „die macht nix kaputt.“ Mein Tagesablauf begann mit der Stallarbeit um 6.00 Uhr, danach gab es ein einfaches Frühstück, dann mussten die Hühner versorgt werden, Haus- und Gartenarbeit, Milchtank säubern. Gegen 12.30 Uhr gab es Mittagessen, ab 14.00 Uhr begann die Heuarbeit. Die Hänge waren oft steil, daher musste mit Rechen in Handarbeit das Heu talwärts befördert werden. Jeder Grashalm zählt!
Um 18.30 Uhr begann wieder die Stallarbeit, Markus verrichtete das Melken und ich das Ausmisten und Einstreuen. So verging die Zeit und mein Einsatz endete mit einer reichen Lebenserfahrung, die ich nicht mehr missen möchte.
Es ist schon eine ganz andere Welt – die Uhren laufen irgendwie langsamer. Altmodisch wäre das falsche Wort, immerhin werden Internet, Smartphones und moderne Technik stark genutzt und doch ist die Arbeit durch die Hanglage zum großen Teil noch Handarbeit.
Tiefe Zufriedenheit und den Einklang mit der Natur bestimmen das harte Bauernleben. Wer nichts mit der Landwirtschaft zu tun hat, schüttelt dagegen den Kopf: „Wie? Du hast freiwillig dort gearbeitet?“
Letztes Jahr war ich auf einem Berghof oberhalb von Vinschgau. Die Berge und das einfache und doch harte Leben werden mich auch dieses Jahr wieder auf einen Hof führen.
Hiltrud Brüggemann
(aus Neuenkleusheim)
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