Liebe Mitmenschen,
bestimmte Zeiten und Tage im Jahreslauf lassen mich innehalten und die Vergangenheit oder das Kommende in den Blick nehmen. Der morgige 21. Juni ist so ein Datum: Die Sonne hat ihren Höchststand erreicht.
Im neuen Gotteslob finden wir dazu ein wunderbares Lied (Nr. 465). Es schildert die Jahresmitte, den Sommeranfang, der nach dem aufblühenden Frühling für viele Menschen eine besonders schöne Zeit ahnen lässt.
Aber selbst auf der Höhe des Wohlbefindens gibt es Grund zur Nachdenklichkeit: Nach dem längsten Tag werden die Tage wieder kürzer, zunächst kaum wahrnehmbar – und auch die Nacht nimmt zu. Das mag im Moment erschrecken, aber mit dem Blick auf Gottes Führung erinnert der Textdichter daran, dass da einer ist, der Helles und Dunkles im Leben auffängt.
Die beiden letzten Strophen betrachten den weiteren Jahresverlauf und die Vergänglichkeit des Lebens, aber auch die große Hoffnung, dass wir Menschen in der Auferstehung eine Zukunft haben.
Das Jahr steht auf der Höhe, die große Waage ruht.
Nun schenk uns deine Nähe und mach die Mitte gut.
Herr, zwischen Blühn und Reifen und Ende und Beginn.
Lass uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin.
Kaum ist der Tag am längsten, wächst wiederum die Nacht.
Begegne unsren Ängsten mit deiner Liebe Macht.
Das Dunkle und das Helle, der Schmerz, das Glücklichsein
nimmt alles seine Stelle in deiner Führung ein.
Das Jahr lehrt Abschied nehmen schon jetzt zur halben Zeit.
Wir sollen uns nicht grämen, nur wach sein und bereit,
die Tage loszulassen und was vergänglich ist,
das Ziel ins Auge fassen, das du, Herr, selber bist.
Du wächst und bleibst für immer, doch unsre Zeit nimmt ab.
Dein Tun hat Morgenschimmer, das unsere sinkt ins Grab.
Gib, eh die Sonne schwindet, der äußre Mensch vergeht,
dass jeder zu dir findet und durch dich aufersteht.
Vielleicht kennen Sie die Melodie noch aus den Vorjahren und freuen sich schon darauf, dass wir das Lied hoffentlich im nächsten Jahr wieder gemeinsam singen!
Veronika Rademacher
(Gemeindemitglied)