Österliche Begegnungen
„Kommen Sie angesichts der vielfältigen Aufgaben, die Sie haben, eigentlich noch zur Seelsorge?“ – So bin ich das eine oder andere Mal schon gefragt worden. Ich überlege, welches Bild Menschen von mir und meiner Aufgabe haben. Was wird unter dem Begriff Seelsorge verstanden und wer praktiziert sie oder auch nicht?
(Bildausschnitt des Altarretabels in der Pfarrkirche St. Clemens Drolshagen von Thomas Jessen)
Die biblischen Erzählungen von der Auferstehung Jesu geben eine Antwort. Glaube vermittelt sich über Beziehungen. Die frohe Botschaft, dass der Sohn Gottes nach sei-nem Tod weiterlebt, erreichte die Apostel und die vielen Menschen, die Jesus nahestan-den, durch persönliche Begegnungen. Es ist Jesus, der mit seinen Freundinnen und Freunden, gelegentlich im wahrsten Sinn des Wortes, in Berührung kommt. Zum Bei-spiel, wenn er das „Berühre mich nicht“ beim Aufeinandertreffen mit Maria Magdalena am Ostermorgen oder das „Sieh her, meine Seite und Hände“ am Osterabend gegenüber dem Ungläubigen Thomas spricht. Unzählige Unterhaltungen in der Jünger-Gemeinschaft Jesu führen zu der Erkenntnis, dass er nicht im Tod geblieben ist. Man denke nur an das „Hat es uns nicht tief berührt, als er unterwegs mit uns sprach und uns die Heilige Schrift erklärte?“ der Jünger von Emmaus.
Seelsorge lässt Menschen erfahren, dass Gott für sie da ist und ihr Leben Sinn macht. Das gilt besonders in herausfordernden Situationen. Ich hoffe sehr, dass Menschen das erleben: sei es zum Beispiel in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Hospizen, in den kirchlichen Beratungsstellen und Unterstützungsdiensten; sei es in den Gruppen und Gremien der Kirchengemeinden, in denen Gemeindemitglieder unermüdlich dafür sor-gen, Gottes Nähe zu den Menschen sichtbar und erfahrbar werden zu lassen. Ebenso denke ich dankbar an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Sakramentenkatechese zur Erstkommunion und Firmung oder den liturgischen Diensten. Nicht zuletzt ist im Grunde jeder Getaufte, der im Sinne Jesu gegenüber Mitmenschen zugewandt lebt, seelsorglich tätig.
Somit erreicht die Botschaft der Auferstehung mehr Erdenbewohner, als bisweilen ange-nommen und ins Wort gebracht wird. Ich wünsche allen den Schwung und den Mut, den der Jünger-Kreis-Jesu in den Anfängen der Kirche hatte, als dieser, geführt vom Heiligen Geist, das Leben Gottes durch Wort und Tat in den Christengemeinden verkündete.
Ein frohes und gesegnetes Osterfest in der Freude des auferstandenen Herrn Jesus Christus!
Ihr Johannes Hammer
(Pfarrer)
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