Gedanken zum Tag – 19. Mai 2020, Dienstag der sechsten Osterwoche

19. Mai 2020

Wache Augen, weites Herz!

Kürz­lich bin ich mal wieder auf das nicht mehr ganz junge Pfad­fin­der­lied „Flinke Hände, flinke Füße, wache Augen, weites Herz“ gestoßen und die eingän­gige Melodie schwang gleich mit. Im Refrain klingen Tugenden an, die schon immer wichtig waren, die aber in diesen Corona-Krisen­er­fah­rungen beson­ders wert­voll sind: Wache Augen und ein weites Herz.

Aktuell kann man beides entde­cken: Die wachen Augen im Blick auf die Mitmen­schen, die Aufmerk­sam­keit darauf, was andere brau­chen, in welcher Lage sie sind, wo Zurück­hal­tung ange­sagt ist oder aber wo irgend­eine konkrete Unter­stüt­zung gefragt ist. Viele haben diese wachen Augen in Nach­bar­schaften, vielen Initia­tiven und Hilfs­an­ge­boten wie z.B. dem Ökume­ni­schen Waren­korb weit geöffnet.

Und viele zeigen auch ein weites Herz: Gemeint ist wohl, wer versucht sich in die Lage anderer hinein­zu­ver­setzen, z.B. derje­nigen, die in dieser Zeit um ihre beruf­liche Exis­tenz bangen oder deren soziale Kontakte arg leiden oder gar den Bach runter gehen oder derje­nigen, die einfach den psychi­schen Druck, wie es wohl weiter­geht, nicht mehr aushalten können. Und auch hier sind viele emotional empfindsam und enga­giert. Hoffent­lich können diese Erfah­rungen in zukünf­tige Zeiten mitge­nommen werden.

Vor wenigen Monaten war Schwester Alice aus Südin­dien zu Gast in unserem Pasto­ral­ver­bund. Sie hat aus ihrer Arbeit mit den Fischer­fa­mi­lien und den Frau­en­pro­jekten erzählt. Mit finan­zi­eller Hilfe der Olper Gemeinden und der Muggel­kirmes konnte ein neues Dorf­pro­jekt erfolg­reich gestartet werden. Seit Wochen mussten diese Arbeiten aufgrund der welt­weiten Corona Krise „einge­froren“ werden. Die Auswir­kungen sind hart: Da fast alle Arbeiten außer­halb des Hauses einge­stellt werden mussten, gibt es keine Einkommen; Versi­che­rungen wie bei uns gibt es nicht. Bei nicht wenigen wird die Versor­gung mit Essen knapp und mancher kann die Verpflich­tung das Haus nicht verlassen zu dürfen nicht einhalten, da ein Haus oder eine Wohnung gar nicht vorhanden ist.

Wache Augen, weites Herz: In den Frau­en­pro­jekten von Schwester Alice werden aktuell kleine Lebens­mit­tel­pa­kete gepackt und an Bedürf­tige gegeben, solange es geht…
Dort sieht die Hilfe ähnlich aus wie beim Ökume­ni­schen Warenkorb.

Mise­reor fordert in einem Diskus­si­ons­pa­pier zur globalen Verant­wor­tung in Zeiten der Corona Krise auf und knüpft an die ange­spro­chenen Tugenden im Pfad­fin­der­lied an. „Globale Krisen erfor­dern gemein­same, globale Lösungen, die die Rechte und das Wohl­ergehen aller Menschen einschließen müssen. In dieser beson­deren Zeit ist inter­na­tio­nale Soli­da­rität, Ausgleich und Koope­ra­tion gefragt.“

Der voll­stän­dige Refrain des Pfad­fin­der­liedes lautet: „Flinke Hände, flinke Füße, wache Augen, weites Herz; Freund­schaft die zusam­men­hält, so verän­dern wir die Welt“.

Als wäre das Lied für heute gemacht…

Hermann-Josef Günther, Olpe

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