Gedanken zum Tag – 19. Januar 2021, Dienstag der 2. Woche im Jahreskreis

19. Jan. 2021

Gedanken zum Tag des Einläu­tens am 19. Januar und zum Sebas­tia­nustag am 20. Januar 2021.

Gestatten Sie mir ein paar Zeilen über das tradi­tio­nelle „Einläuten“ zum Sebas­tia­nustag. Das Einläuten findet in jedem Jahr einen Tag vor dem Patro­nats­fest, wie heute am 19. Januar, um 18:00 Uhr statt. Geläutet wird in den Olper Gottes­häu­sern, der Marti­nus­kirche, dem Pallot­ti­haus, der Mari­en­kirche, der Kreuz­ka­pelle, der Heilig-Geist-Kirche und der evan­ge­li­schen Kirche. Abord­nungen unseres Vorstandes mit Schüt­zen­könig sowie die „Alten Könige“ und ehema­ligen Vorstands­mit­glieder besu­chen norma­ler­weise an diesem Abend die Kirchen, um dem feier­li­chen Geläut zu lauschen. Dabei gedenken wir Olper Schützen einer Glocken­spende an das Pallot­ti­ner­kloster im Oktober 1924. Es war die größte Glocke der Klos­ter­kirche und sie wurde dem heiligen Sebas­tian geweiht. Die Gestapo bewirkte im Juni 1941 die Auflö­sung des Klos­ters. Im Oktober 1942 kamen die Glocken zur Martinus-Kirche, weil die Bron­ze­glo­cken von St.-Martinus für die Herstel­lung von Kanonen einge­schmolzen wurden. Der Staat umschrieb dies wohl damals als „Spende der Kirche für die Kriegsrüstung“.

Die Glocken des Pallot­ti­ner­klos­ters haben dann bis 1949/1950 im Turm der Marti­nus­kirche täglich geläutet. Nachdem die Martinus-Kirche dann wieder neue Glocken erhalten hatte, fanden die Stahl­glo­cken den Weg zurück in das Pallot­ti­haus. Das soge­nannte „Beiern“ am Vorabend des Sebas­tianus-Tages ist eine sehr alte Tradi­tion in Olpe.

Man bezeichnet das „Beiern“ als das manu­elle Anschlagen von unbe­wegt hängenden Glocken in, örtlich über­lie­ferten, fest­ge­legten Rhythmen.

Die Melo­dien werden mit Hilfe der Klöppel, über Seil­züge, per Hand oder Fuß erzeugt.

Nach umfas­sender Vorbe­rei­tung und Proben­ar­beit wird diese Tradi­tion durch den Spiel­mannszug St. Sebas­tianus Olpe e.V. seit dem Jahr 2015, wie vorher zuletzt im Jahre 1950, fort­ge­setzt und es wird wieder richtig “gebeiert”.

Nach dem „Einläuten“ treffen sich alle oben genannten Schützen in einem Olper Gast­haus zu einem gesel­ligen Beisam­men­sein. Dazu sind tradi­tio­nell auch die Küste­rinnen und Küster aller Kirchen, die für das Geläut zuständig sind, herz­lich einge­laden. Das Geläut findet auch heute um 18:00 Uhr in allen Kirchen der Stadt Olpe statt. Diesmal jedoch ohne die Betei­li­gung der Kame­raden unseres Spiel­manns­zuges im Glocken­turm und natür­lich auch ohne das gesel­lige Beisammensein.

Unser Schutz­pa­tron, der heilige Sebas­tian, war in Rom Haupt­mann im kaiser­li­chen Heer. Er hatte sich offen zum Chris­tentum bekannt und trat für seinen Glauben ein. Der chris­ten­feind­liche Kaiser verur­teilte ihn daraufhin zum Tode. Man band ihn an einen Baum, wo er mit Pfeilen getötet werden sollte. Eine Witwe, die ihn danach bestatten wollte, bemerkte, dass er noch lebte und pflegte ihn gesund. Entschlossen trat Sebas­tian erneut vor den Kaiser und beschul­digte ihn des Verbre­chens der Chris­ten­ver­fol­gung. Der Kaiser ließ den jungen Mann erneut verhaften und zu Tode prügeln. Sein Leichnam wurde in die Kloaka Maxima, den größten Abwas­ser­kanal Roms geworfen.

Einer Christin erschien der heilige Sebas­tian im Traum, in dem er ihr den Ort seines Verblei­bens, die Via Appia, gezeigt haben soll. Danach wurde er geborgen und in der Sebas­tian-Kata­kombe beer­digt. Über seinem Grab wurde im 4. Jahr­hun­dert die Basi­lika San Sebas­tiano errichtet. Sebas­tianus ist der Schutz­pa­tron der Soldaten und vieler Schüt­zen­ver­eine und Bruder­schaften. So auch unseres Schüt­zen­ver­eins. Früher wurde Sebas­tian als Helfer gegen die Pest ange­rufen, da man seiner Fürbitte das schnelle Erlö­schen der Pest im Jahr 680 in Rom zuordnete.

Der Schüt­zen­verein Olpe begeht den Namenstag des heiligen Sebas­tianus in jedem Jahr mit einer feier­li­chen Messe. Eine Messe, die auch die Verbun­den­heit zur Kirche unter­streicht. Eine Messe, die unter Mitwir­kung unseres Feuer­wehr-Musik­zuges, sicher bei allen für Gänse­haut sorgt. Eine Messe mit der Litanei zu Ehren des heiligen Sebas­tianus mit folgendem Gebet:

Allmäch­tiger, ewiger Gott, du hast uns den heiligen Märtyrer Sebas­tian als Vorbild im Glauben und Helfer bei Seuchen­ge­fahr gegeben. Erhöre gnädig unser Gebet, dass wir im Vertrauen auf seine Fürsprache an dich richten. Wende ab von uns jede Anste­ckung durch Krank­heit und Seuchen, aber auch durch Irrtum und Verderbnis. Stehe allen Kranken bei, gib ihnen die Gesund­heit; alle aber bewahre vor Sünde und Abkehr von dir. Der du mit Christus Jesus und dem Heiligen Geist lebst und herrscht in alle Ewigkeit.

Wie zutref­fend in dieser außer­ge­wöhn­li­chen Zeit!

Der Vorstand hat sich jedoch dazu entschlossen, am morgigen Abend die Sebas­tia­nus­messe ausfallen zu lassen. Auch wenn man diese wohl in einem kleinen Rahmen, unter Einhal­tung aller Regeln feiern dürfte, halten wir es für vernünftig, auch hier nicht bis an die Grenzen zu gehen. Es gab viele Gedanken, die am Ende zu dieser Entschei­dung geführt haben. Wir bitten dazu um Ihr Verständnis.

Wenn Sie möchten, öffnen Sie einfach heute Abend um 18:00 Uhr zu Hause Ihre Fenster, um dem feier­li­chen Geläut zu lauschen. Denken Sie viel­leicht dabei an den heiligen Sebas­tian, dem man auch für das schnelle Erlö­schen der Pest 680 in Rom dankte.

In der Hoff­nung, dass uns Sebas­tianus auch in dieser Zeit zur Seite steht, verbleibe ich mit besten Schützengrüßen,

Ihr
Peter Liese
‑Major-
Sankt Sebas­tianus Schüt­zen­verein Olpe

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