Gedanken zum Tag – 19. August 2020, Mitt­woch der 20. Woche im Jahreskreis

19. Aug. 2020

Sr. Jakoba mit Seliger Jakoba de Settesoli

Liebe Lese­rinnen und Leser,

vermut­lich haben Sie es auf die ein oder andere Weise in den letzten Tagen mitbe­kommen: Am Dienstag, den 11.August bin ich bei den Fran­zis­ka­ne­rinnen ins Novi­ziat aufge­nommen worden, habe meine Einklei­dung feiern dürfen.

Einklei­dung bedeutet, wie das Wort an sich schon ein wenig verrät, dass die Postu­lantin (das war ich die letzten neun Monate, das Postulat ist die zweite Stufe auf dem Weg hinein in unsere Ordens­ge­mein­schaft) in einer feier­li­chen Vesper das Ordens­kleid (=Habit) und den weißen Schleier (im Unter­schied zu den Schwes­tern, die schon Gelübde abge­legt haben und einen schwarzen Schleier tragen) über­reicht bekommt. Sie zieht sich dann um und erhält im  Ordens­kleid dann noch ein Kreuz als Zeichen der Nach­folge Christi, ein Stun­den­buch als Zeichen des und als Auftrag zum gemein­samen Gebet, die Regeln der Ordens­ge­mein­schaft als Hilfe­stel­lung zur Nach­folge Christi und schließ­lich einen neuen Ordensnamen.

Spätes­tens jetzt können Sie vermut­lich alle nach­voll­ziehen, wie aufre­gend das Ganze war! 🙂 Und was bedeutet Einklei­dung jetzt ganz konkret für mich? Warum will ich über­haupt noch Schleier, Habit und Ordens­namen tragen? Das Team der PV Impulse hat mich einge­laden, ein paar meiner Gedanken dazu hier mit Ihnen zu teilen:

Ganz augen­fällig ist es, glaube ich, dass das Tragen von Habit und Schleier deut­lich macht, dass ich dazu gehöre. Äußer­lich ist plötz­lich für alle sichtbar, dass ich Fran­zis­ka­nerin bin, nicht Ange­stellte, Verwandte oder Besu­cherin, sondern Schwester. Ich gehöre nun “so richtig“ dazu, bin Teil dieser wunder­baren Familie der Olper Fran­zis­ka­ne­rinnen und der gesamten fran­zis­ka­ni­schen Familie. Also zum einen Zeichen der Zuge­hö­rig­keit zu meiner Gemein­schaft, die man nun wort­wört­lich sehen kann. Aller­dings erschöpft sich Ordens­klei­dung darin für mich noch nicht. Wie auch Sr. Scho­las­tika bei der Einklei­dung betonte, ist „unser Ordens­kleid […] keine Uniform“ die eine Berufs­gruppe kenn­zeichnet oder ein Grup­pent­shirt, welches Zuge­hö­rig­keit signa­li­sieren soll, sondern
Zeichen unseres gemein­schaft­li­chen reli­giösen Ordens­le­bens. Habit und Schleier sollen mich und Sie alle glei­cher­maßen daran erin­nern, dass ich ein Leben mit Gott und für die Menschen gewählt habe, mein Leben in die Nach­folge Christi stelle und das in der Ordens­ge­mein­schaft der Olper Franziskanerinnen.

Beides macht mich ansprechbar für die Menschen, die mir begegnen, und soll ihnen schon vor jedem Wort aus meinem Mund zusagen „Ich bin für Dich da, ich mag Dir zuhören und ein Stück Deines Weges gern mit Dir gehen, ich trage Dich im Gebet vor Gott und denke an Dich“. Das ist ein ziem­lich großer Auftrag, den ich mit Habit und Schleier nun jeden Morgen anziehe, der natür­lich keine selbst­er­fül­lende Prophe­zeiung ist. Ich glaube, dass ich ihn so ganz
allein, ohne die Hilfe Gottes und meiner Mitschwes­tern gar nicht erfüllen kann. So bitte ich Gott jeden Morgen beim Anziehen meiner Ordens­klei­dung (das mag in Ihren Ohren nun viel­leicht etwas komisch klingen, aber gerade hier wird der Unter­scheid zwischen „normalen Klamotten“ und Ordens­klei­dung greifbar) um seine Hilfe, dieser Klei­dung und deren Auftrag heute gerecht zu werden. Meine Mitschwes­tern habe ich um mich, sie begleiten mich in mein Ordens­leben hinein – ganz prak­tisch im Zusam­men­leben und genauso in Gedanken und Gebet von überall auf der Welt –, das gibt viel Kraft und Mut, diese Heraus­for­de­rung jeden Tag neu anzu­gehen und nicht zu verzagen, wenn´s mal nicht so klappt. Und schließ­lich will diese Ordens­klei­dung, ihr Auftrag jeden
Tag, jede Stunde und jede Minute neu von mir mit Leben gefüllt werden. Da, so hoffe ich doch, werde ich hineinwachsen.

Und trotz der äußer­lich so großen Verän­de­rung ist mir die Ordens­klei­dung nicht fremd, fühlt sie sich nicht an wie ein Kostüm. Es passt zu mir und, so fühlt es sich für mich und für viele an, die mich schon länger kennen, es macht eigent­lich nur äußer­lich sichtbar, was ich in meinem Innersten schon immer war und nun endlich nach außen trage. Für mich ist es ein Stück mehr ich selbst sein dürfen und das nun mit Ihnen teilen zu können.

Zum Schluss möchte ich mich von ganzem Herzen bei Ihnen bedanken: Für Ihre Anteil­nahme, für Ihre Gebete und Gedanken, für Ihre unbän­dige Freude mit mir an diesem beson­deren Tag und Ihre Unter­stüt­zung für den Weg, der gerade erst begonnen hat. Ich freue mich wahn­sinnig, das kommende Jahr in unseren Gemeinden zu verbringen, Sie kennen zu lernen und meinen Weg mit Ihnen zu teilen. Und schließ­lich möchte ich Sie bitten, Sie einladen, das ernst zu nehmen, was ich Ihnen mit und ohne Worte nun zusagen möchte: „Ich bin für Dich da, ich mag Dir zuhören und ein Stück Deines Weges gern mit Dir gehen, ich trage Dich im Gebet vor Gott und denke an Dich!!“

Ihre und Eure Schwester Jakoba

Leser interessierten sich auch für:

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner