Liebe Leserinnen und Leser,
vermutlich haben Sie es auf die ein oder andere Weise in den letzten Tagen mitbekommen: Am Dienstag, den 11.August bin ich bei den Franziskanerinnen ins Noviziat aufgenommen worden, habe meine Einkleidung feiern dürfen.
Einkleidung bedeutet, wie das Wort an sich schon ein wenig verrät, dass die Postulantin (das war ich die letzten neun Monate, das Postulat ist die zweite Stufe auf dem Weg hinein in unsere Ordensgemeinschaft) in einer feierlichen Vesper das Ordenskleid (=Habit) und den weißen Schleier (im Unterschied zu den Schwestern, die schon Gelübde abgelegt haben und einen schwarzen Schleier tragen) überreicht bekommt. Sie zieht sich dann um und erhält im Ordenskleid dann noch ein Kreuz als Zeichen der Nachfolge Christi, ein Stundenbuch als Zeichen des und als Auftrag zum gemeinsamen Gebet, die Regeln der Ordensgemeinschaft als Hilfestellung zur Nachfolge Christi und schließlich einen neuen Ordensnamen.
Spätestens jetzt können Sie vermutlich alle nachvollziehen, wie aufregend das Ganze war! 🙂 Und was bedeutet Einkleidung jetzt ganz konkret für mich? Warum will ich überhaupt noch Schleier, Habit und Ordensnamen tragen? Das Team der PV Impulse hat mich eingeladen, ein paar meiner Gedanken dazu hier mit Ihnen zu teilen:
Ganz augenfällig ist es, glaube ich, dass das Tragen von Habit und Schleier deutlich macht, dass ich dazu gehöre. Äußerlich ist plötzlich für alle sichtbar, dass ich Franziskanerin bin, nicht Angestellte, Verwandte oder Besucherin, sondern Schwester. Ich gehöre nun “so richtig“ dazu, bin Teil dieser wunderbaren Familie der Olper Franziskanerinnen und der gesamten franziskanischen Familie. Also zum einen Zeichen der Zugehörigkeit zu meiner Gemeinschaft, die man nun wortwörtlich sehen kann. Allerdings erschöpft sich Ordenskleidung darin für mich noch nicht. Wie auch Sr. Scholastika bei der Einkleidung betonte, ist „unser Ordenskleid […] keine Uniform“ die eine Berufsgruppe kennzeichnet oder ein Gruppentshirt, welches Zugehörigkeit signalisieren soll, sondern
Zeichen unseres gemeinschaftlichen religiösen Ordenslebens. Habit und Schleier sollen mich und Sie alle gleichermaßen daran erinnern, dass ich ein Leben mit Gott und für die Menschen gewählt habe, mein Leben in die Nachfolge Christi stelle und das in der Ordensgemeinschaft der Olper Franziskanerinnen.
Beides macht mich ansprechbar für die Menschen, die mir begegnen, und soll ihnen schon vor jedem Wort aus meinem Mund zusagen „Ich bin für Dich da, ich mag Dir zuhören und ein Stück Deines Weges gern mit Dir gehen, ich trage Dich im Gebet vor Gott und denke an Dich“. Das ist ein ziemlich großer Auftrag, den ich mit Habit und Schleier nun jeden Morgen anziehe, der natürlich keine selbsterfüllende Prophezeiung ist. Ich glaube, dass ich ihn so ganz
allein, ohne die Hilfe Gottes und meiner Mitschwestern gar nicht erfüllen kann. So bitte ich Gott jeden Morgen beim Anziehen meiner Ordenskleidung (das mag in Ihren Ohren nun vielleicht etwas komisch klingen, aber gerade hier wird der Unterscheid zwischen „normalen Klamotten“ und Ordenskleidung greifbar) um seine Hilfe, dieser Kleidung und deren Auftrag heute gerecht zu werden. Meine Mitschwestern habe ich um mich, sie begleiten mich in mein Ordensleben hinein – ganz praktisch im Zusammenleben und genauso in Gedanken und Gebet von überall auf der Welt –, das gibt viel Kraft und Mut, diese Herausforderung jeden Tag neu anzugehen und nicht zu verzagen, wenn´s mal nicht so klappt. Und schließlich will diese Ordenskleidung, ihr Auftrag jeden
Tag, jede Stunde und jede Minute neu von mir mit Leben gefüllt werden. Da, so hoffe ich doch, werde ich hineinwachsen.
Und trotz der äußerlich so großen Veränderung ist mir die Ordenskleidung nicht fremd, fühlt sie sich nicht an wie ein Kostüm. Es passt zu mir und, so fühlt es sich für mich und für viele an, die mich schon länger kennen, es macht eigentlich nur äußerlich sichtbar, was ich in meinem Innersten schon immer war und nun endlich nach außen trage. Für mich ist es ein Stück mehr ich selbst sein dürfen und das nun mit Ihnen teilen zu können.
Zum Schluss möchte ich mich von ganzem Herzen bei Ihnen bedanken: Für Ihre Anteilnahme, für Ihre Gebete und Gedanken, für Ihre unbändige Freude mit mir an diesem besonderen Tag und Ihre Unterstützung für den Weg, der gerade erst begonnen hat. Ich freue mich wahnsinnig, das kommende Jahr in unseren Gemeinden zu verbringen, Sie kennen zu lernen und meinen Weg mit Ihnen zu teilen. Und schließlich möchte ich Sie bitten, Sie einladen, das ernst zu nehmen, was ich Ihnen mit und ohne Worte nun zusagen möchte: „Ich bin für Dich da, ich mag Dir zuhören und ein Stück Deines Weges gern mit Dir gehen, ich trage Dich im Gebet vor Gott und denke an Dich!!“
Ihre und Eure Schwester Jakoba