Ein Fest der Erinnerung feiern
Morgen ist der weiße Sonntag. So heißt der Tag, weil in der frühen Kirche alle, die in der Osternacht getauft worden sind, noch einmal ihre weißen Gewänder trugen, weil sie nun volle Mitglieder dieser Kirche sind. Morgen wäre dieser weiße Sonntag in vielen Pfarreien und Gemeinden der Tag der Erstkommunion der Kinder. Durch die Coronakrise sind diese Feiern abgesagt worden und werden später stattfinden.
Für viele Erwachsene und Ältere ist es oft ein eher nostalgischer Tag. Die Erinnerung an die eigene Erstkommunion ist verklärt durch Geschehnisse, die man noch weiß und die das andere verdecken. Mir geht es auch ein bisschen so. Ich erinnere mich sehr genau, dass uns der damalige Pfarrer im Religionsunterricht gesagt hatte, dass man am Erstkommuniontag eine Bitte beim lieben Gott frei hat, weil Gott sich so freut, dass ich zur Kommunion gehe.
Und ich hatte meine Bitte schon sehr lange sehr klar formuliert: ich wollte Gott bitten, dass mein Vater, der meist nur Ostern und Weihnachten mit zur Kirche kam, jetzt mit mir zusammen zur Kirche gehen würde und dann vielleicht auch öfter mit zum Sonntagsgottesdienst kommen würde. Und es wurde so. Wir sind alle zusammen gegangen: meine Mutter hatte mich an der linken Hand, mein Vater an der rechten Hand genommen und er trug auch meine Erstkommunionkerze.
Ich war so selig, das können Sie sich gar nicht besser vorstellen. Mein Wunsch war erfüllt und das Fest wurde ein Traum. Erst viele Jahre später habe ich meiner Mutter davon erzählt. Zunächst hat sie gelacht und mir dann aber mit Staunen erzählt, weil sie es noch so genau wusste, dass sie in der Nacht vor meiner Erstkommunion geträumt hat, dass sie und Papa mich unbedingt an beiden Händen anfassen sollten, weil ich sonst vielleicht auf dem Kirchweg hinfallen und mich schmutzig machen würde. Gott schickt Träume, damit seine Menschen die Bitten seiner Kinder erfüllen.
Mutter Maria Theresia Bonzel, die mit ungefähr 12 Jahren in der St. Martinuskirche zur Erstkommunion gegangen ist hat später immer erzählt, dass sie während des Kommuniongottesdienstes ganz klar gemerkt hat, dass Gott sie ruft und sie ihm damals schon versprochen hat, ihm nach zu folgen.
Woran erinnern sie sich, wenn sie an ihre Erstkommunion denken? Gibt es ein Lied, ein Gebet, ein Erlebnis? Schauen Sie doch mal, ob Sie noch Fotos finden. Was war Ihnen besonders wertvoll und wichtig? Was hat Ihren Glaubensweg geformt und begleitet. Erzählen sie davon denen, mit denen Sie leben und machen Sie diese Erinnerung zu einem kleinen Fest.
Einen schönen Samstag wünsche ich Ihnen und dann einen gesegneten Weißen Sonntag.
Ihre Sr. Katharina Hartleib
Olper Franziskanerin im Konvent San Damiano