Gedanken zum Tag – 17. September 2023 – 24. Sonntag im Jahres­kreis — Muggelkirmes

17. Sep 2023

„50 Mal jetzt! Stark und froh! – MUGGELKIRMES – weiter so!“

So oder ähnlich könnten und müssten die Glück­wün­sche an diesem Sonntag lauten. Zum 50. Mal Muggel­kirmes!!! Wer hätte das gedacht?!?! Ich am wenigsten… Da ist man schon geneigt, den Wunsch nach noch einigen paarmal anzuhängen.

Jubi­läen dieser Art provo­zieren aber vor allem den Rück­blick, den Blick auf den Anfang. Riskieren wir darum den Blick auf die Frage nach dem Anfang:

Wir schreiben also das Jahr 1974. Der neue Vikar hatte sich mitt­ler­weile einge­lebt und die ein oder andere neue Idee schon lebendig werden lassen. Was ihn damals beson­ders gefreut hat: In St. Martinus wurde vor allem bei den Jugend­li­chen immer mehr das Gespür der Verant­wor­tung für die sog. „Dritte Welt“ – so nannte man das damals noch – erlebbar. Der Advents­basar für die Dritte Welt wurde zum ersten äußeren Zeichen und ein großer Erfolg. Doch das ließ den Vikar nicht ruhen. In seiner Heimat hatte er die Tradi­tion der Buden­kirmes rund um die Kirche kennen gelernt: Kinder und Jugend­liche gestalten ein Spiel­fest mit z.T. selbst­ge­fer­tigten Spielen. Wen wundert es, dass er diese Idee doch auch nach Olpe holen wollte. Die Idee einer Kirmes, einem Fest der ganzen Gemeinde rund um die Kirche. Der Markt­platz direkt im Schatten der Martinus-Kirche bot sich sowieso an –. so weit, so gut.

Doch er hatte noch einige Beson­der­heiten parat, die das Kirch­weih-Fest um St. Martinus bis heute unver­wech­selbar werden ließen. Da es ein Fest von allen für alle werden sollte, musste auf Umgang mit Geld verzichtet werden. „Hoffent­lich spielen wir die Unkosten wieder ein!“ Das war unsere Sorge! Von Rein­erlös als Schwer­punkt war nicht die Rede. In einem Katalog für Vorschul­päd­agogik, den er im Kinder­garten St. Martinus aufspürte, wurde er fündig: Es gab Spiel­steine, passend für die Hand der Kinder. Viel besser als Bons oder Gutscheine oder Wert­marken. Einen Namen für die Steine fand er dort auch: Muggel. Er hatte die Währung für das Fest gefunden – den Muggel. Damit kam auch der Name für das Fest und alles, was dann folgte, wie von selbst.

Muggel­kirmes sollte es heißen, die Taufe erfolgte am dritten Sonntag im September sprich­wört­lich auf dem Fuß: Mitten in das Fest hinein pras­selte der Regen. Norma­ler­weise hätte dieser alle Besu­cher nach Hause geschickt, doch da waren ja die Muggel in der Tasche. Also schau­erten die meisten in der Marti­nus­kirche, und das Fest konnte nach kurzer Dusche fort­ge­setzt werden.

Der Vikar selbst fand sich am Montag­morgen auf dem Fußboden seiner Vikars­woh­nung in der Kölner Straße wieder. Schließ­lich musste das Klein­geld gerüt­telt und geordnet, gezählt und gerollt werden, bis fest­stand: Es gab gottlob kein Minus in der Kasse. Der Über­schuss konnte für das Lorenz-Jaeger-Haus über­wiesen werden, für das eigene zukünf­tige Zuhause der Jungen Gemeinde. Doch viel wich­tiger als der Über­schuss war die Erkenntnis, dass die Idee „Muggel­kirmes“ eine Menge Wachs­tums­po­ten­tial hatte.

Heute ist die Muggel­kirmes erwachsen geworden. Der Hori­zont ist aus Verant­wor­tung erwei­tert. Aus dem Gemein­de­leben von St. Martinus nicht mehr wegzu­denken. Danke allen, die dafür gesorgt haben und noch weiter sorgen.

50 Mal jetzt! Stark und froh! MUGGELKIRMES – weiter so? Weiter so wird es nur gehen, und das ist voller Ernst, wenn die gemeind­liche Verwur­ze­lung bleibt, wenn die Zusam­men­ge­hö­rig­keit unter­ein­ander bleibt und wächst und wenn sie gelebt wird im geschwis­ter­li­chen Mitein­ander. Weiter so kann es nur gehen, wenn sich die gesamte Gemeinde auch als Gottes­dienst-feiernde Gemeinde erfährt, die sich aber auch über den Olper Teller­rand hinweg in welt­kirch­li­cher Verant­wor­tung unter­wegs weiß.

In den 70-er Jahren lebten wir unter dem Eindruck der Synode. Aus dem Synoden­pa­pier „Unsere Hoff­nung“ (S. 98) stellten wir damals einen Satz quasi leit­mo­ti­visch über unsere Muggel­kirmes: „Jeden­falls dürfen wir Christen nicht aufhören, unsere Hoff­nung als ein Fest zu feiern, das unsere Lebens­welt durch­strahlt und in dem auch etwas von der Soli­da­rität der Gesamt­schöp­fung aufscheint, inner­halb derer der Mensch zur Herr­schaft, nicht aber zur Willkür einge­setzt ist.“

Also weiter so? Auf jeden Fall! Denn alle (!) warten auf und brau­chen ein solches Kirch­weih-Fest wie dieses, in dem die Hoff­nung im Mittel­punkt steht. Die Muggel­kirmes als Hoff­nungs­träger und Hoff­nungs­ga­rant. Das hätte ich nie zu träumen gewagt! Aber so ein ganz klein wenig gewünscht habe ich das schon! Und zuge­traut habe ich es den Leuten in St. Martinus sowieso…

50 Mal jetzt! Stark und froh! MUGGELKIRMES – weiter so, damit unser aller Leben ein Fest sei!

Ihr und Euer Hermann-Josef Vogt
(früher Vikar in Olpe)

 


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