„50 Mal jetzt! Stark und froh! – MUGGELKIRMES – weiter so!“
So oder ähnlich könnten und müssten die Glückwünsche an diesem Sonntag lauten. Zum 50. Mal Muggelkirmes!!! Wer hätte das gedacht?!?! Ich am wenigsten… Da ist man schon geneigt, den Wunsch nach noch einigen paarmal anzuhängen.
Jubiläen dieser Art provozieren aber vor allem den Rückblick, den Blick auf den Anfang. Riskieren wir darum den Blick auf die Frage nach dem Anfang:
Wir schreiben also das Jahr 1974. Der neue Vikar hatte sich mittlerweile eingelebt und die ein oder andere neue Idee schon lebendig werden lassen. Was ihn damals besonders gefreut hat: In St. Martinus wurde vor allem bei den Jugendlichen immer mehr das Gespür der Verantwortung für die sog. „Dritte Welt“ – so nannte man das damals noch – erlebbar. Der Adventsbasar für die Dritte Welt wurde zum ersten äußeren Zeichen und ein großer Erfolg. Doch das ließ den Vikar nicht ruhen. In seiner Heimat hatte er die Tradition der Budenkirmes rund um die Kirche kennen gelernt: Kinder und Jugendliche gestalten ein Spielfest mit z.T. selbstgefertigten Spielen. Wen wundert es, dass er diese Idee doch auch nach Olpe holen wollte. Die Idee einer Kirmes, einem Fest der ganzen Gemeinde rund um die Kirche. Der Marktplatz direkt im Schatten der Martinus-Kirche bot sich sowieso an –. so weit, so gut.
Doch er hatte noch einige Besonderheiten parat, die das Kirchweih-Fest um St. Martinus bis heute unverwechselbar werden ließen. Da es ein Fest von allen für alle werden sollte, musste auf Umgang mit Geld verzichtet werden. „Hoffentlich spielen wir die Unkosten wieder ein!“ Das war unsere Sorge! Von Reinerlös als Schwerpunkt war nicht die Rede. In einem Katalog für Vorschulpädagogik, den er im Kindergarten St. Martinus aufspürte, wurde er fündig: Es gab Spielsteine, passend für die Hand der Kinder. Viel besser als Bons oder Gutscheine oder Wertmarken. Einen Namen für die Steine fand er dort auch: Muggel. Er hatte die Währung für das Fest gefunden – den Muggel. Damit kam auch der Name für das Fest und alles, was dann folgte, wie von selbst.
Muggelkirmes sollte es heißen, die Taufe erfolgte am dritten Sonntag im September sprichwörtlich auf dem Fuß: Mitten in das Fest hinein prasselte der Regen. Normalerweise hätte dieser alle Besucher nach Hause geschickt, doch da waren ja die Muggel in der Tasche. Also schauerten die meisten in der Martinuskirche, und das Fest konnte nach kurzer Dusche fortgesetzt werden.
Der Vikar selbst fand sich am Montagmorgen auf dem Fußboden seiner Vikarswohnung in der Kölner Straße wieder. Schließlich musste das Kleingeld gerüttelt und geordnet, gezählt und gerollt werden, bis feststand: Es gab gottlob kein Minus in der Kasse. Der Überschuss konnte für das Lorenz-Jaeger-Haus überwiesen werden, für das eigene zukünftige Zuhause der Jungen Gemeinde. Doch viel wichtiger als der Überschuss war die Erkenntnis, dass die Idee „Muggelkirmes“ eine Menge Wachstumspotential hatte.
Heute ist die Muggelkirmes erwachsen geworden. Der Horizont ist aus Verantwortung erweitert. Aus dem Gemeindeleben von St. Martinus nicht mehr wegzudenken. Danke allen, die dafür gesorgt haben und noch weiter sorgen.
50 Mal jetzt! Stark und froh! MUGGELKIRMES – weiter so? Weiter so wird es nur gehen, und das ist voller Ernst, wenn die gemeindliche Verwurzelung bleibt, wenn die Zusammengehörigkeit untereinander bleibt und wächst und wenn sie gelebt wird im geschwisterlichen Miteinander. Weiter so kann es nur gehen, wenn sich die gesamte Gemeinde auch als Gottesdienst-feiernde Gemeinde erfährt, die sich aber auch über den Olper Tellerrand hinweg in weltkirchlicher Verantwortung unterwegs weiß.
In den 70-er Jahren lebten wir unter dem Eindruck der Synode. Aus dem Synodenpapier „Unsere Hoffnung“ (S. 98) stellten wir damals einen Satz quasi leitmotivisch über unsere Muggelkirmes: „Jedenfalls dürfen wir Christen nicht aufhören, unsere Hoffnung als ein Fest zu feiern, das unsere Lebenswelt durchstrahlt und in dem auch etwas von der Solidarität der Gesamtschöpfung aufscheint, innerhalb derer der Mensch zur Herrschaft, nicht aber zur Willkür eingesetzt ist.“
Also weiter so? Auf jeden Fall! Denn alle (!) warten auf und brauchen ein solches Kirchweih-Fest wie dieses, in dem die Hoffnung im Mittelpunkt steht. Die Muggelkirmes als Hoffnungsträger und Hoffnungsgarant. Das hätte ich nie zu träumen gewagt! Aber so ein ganz klein wenig gewünscht habe ich das schon! Und zugetraut habe ich es den Leuten in St. Martinus sowieso…
50 Mal jetzt! Stark und froh! MUGGELKIRMES – weiter so, damit unser aller Leben ein Fest sei!
Ihr und Euer Hermann-Josef Vogt
(früher Vikar in Olpe)
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