Liebe Leserinnen und Leser,
ich denke, dass es nicht sinnvoll ist, damit zu beginnen, dass ja jetzt alles anders sei…
Das hat sich endlich herumgesprochen und mich nervt diese häufige Einleitung langsam.
Gut getan haben mir dagegen die Impulse aus den Familien, denn den meisten von uns Schwestern fehlen die notwendigen Erfahrungen, um zu verstehen, welchen Herausforderungen Eltern und Kinder, Großeltern und Verwandte jetzt ausgesetzt sind.
Und wir, hier auf dem Berg, im großen Mutterhaus? Von Anfang an haben wir uns auch den Einschränkungen und angeordneten Maßnahmen gestellt. Wir sind kein Altenheim, aber fast alle Schwestern sind im entsprechenden Alter und mit relevanten Vorerkrankungen.
Deshalb gibt es keine Veranstaltungen und ein Besuchsverbot; wir sitzen in der Kapelle in großem Abstand und auch im Speiseraum. Bei uns sind ja alle Räume wirklich groß.
Eigentlich geht es uns sehr gut. Es wird weiterhin für uns gekocht, gewaschen und das Haus versorgt. Alles mit Distanz und gegenseitiger Rücksichtnahme.
Dennoch ist auch für uns diese Situation nicht einfach. Einige Schwestern können nicht mehr gut hören. Das erschwert das gemeinsame Beten und die Tischgespräche. Die kleinen Plaudereien mit Besuchern fehlen oder sind mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im „Sicherheitsabstand“ irgendwie seltsam. Schwestern vermissen die wöchentliche Chorprobe, die täglichen Besuche im Altenheim im Gerberweg, die Hilfe im Warenkorb und kurze Einkäufe in der Stadt.
Dankbar sind wir, dass das Gesundheitsamt uns erlaubt hat, bei verschlossenen Türen Eucharistie zu feiern, leider auch ohne Besucher. Wir vermissen die Olper sehr, die mit uns gemeinsam gebetet und gesungen haben. Das Gebet in vielen Anliegen und natürlich auch in den Problemen der Corona- Pandemie findet nach wie vor in unserer Anbetungskapelle statt.
Aber ein gewisser „Lagerkoller“ macht sich auch unter uns bemerkbar. Manche Schwestern sind nervöser, empfindlicher und hilfloser als vorher. Das kann ich auch von mir selbst sagen. Noch Anfang des Jahres habe ich manchmal gestöhnt, dass ich schon Termine für das nächste und übernächste Jahr festlegen musste. Nun sind alle zeitnahen Besprechungen, Treffen und Veranstaltungen abgesagt. Wirklich wohler fühle ich mich dadurch nicht.
Bald ist Pfingsten. Das lässt mich intensiver als im laufenden Jahr mit meinem Lieblingsgebet leben – der Pfingstsequenz. Dieses Gebet liebe ich, weil es mir den inneren Halt gibt, den ich in turbulenten Zeiten auch schon mal verliere.
Es heiß darin zum Beispiel vom Heiligen Geist:
IN der Unrast schenkst du Ruh
hauchst IN Hitze Kühlung zu
spendest Trost IN Leid und Not
Dieses IN beeindruckt und beruhigt mich seit vielen Jahren. Gottes Heiliger Geist ist IN all unseren Beschwerden einfach da und kann uns die notwendige Kraft zum Durchstehen der Situation schenken. Er verhilft uns nicht erst nach der Unrast zur Ruhe, nach der Hitze wird es kühl oder nach durchlebter Not erkennen wir Trost und Ausweg.
Deshalb bin ich sicher, dass Gottes Liebe, sein Heiliger Geist uns auch IN der Corona — Pandemie nahe ist und uns im oft stressigen Alltag in der Familie, im Beruf, in der Schule und im Kloster Halt und Wegweiser sein wird. Versuchen Sie es doch auch einmal mit der Pfingstsequenz…
Lassen Sie uns „IN“ bleiben und im Gebet verbunden
Sr. Magdalena Krol