Gedanken zum Tag – 17. Mai 2020, sechster Sonntag der Osterzeit

17. Mai 2020

Liebe Lese­rinnen und Leser,

ich denke, dass es nicht sinn­voll ist, damit zu beginnen, dass ja jetzt alles anders sei…
Das hat sich endlich herum­ge­spro­chen und mich nervt diese häufige Einlei­tung langsam.
Gut getan haben mir dagegen die Impulse aus den Fami­lien, denn den meisten von uns Schwes­tern fehlen die notwen­digen Erfah­rungen, um zu verstehen, welchen Heraus­for­de­rungen Eltern und Kinder, Groß­el­tern und Verwandte jetzt ausge­setzt sind.

Und wir, hier auf dem Berg, im großen Mutter­haus? Von Anfang an haben wir uns auch den Einschrän­kungen und ange­ord­neten Maßnahmen gestellt. Wir sind kein Alten­heim, aber fast alle Schwes­tern sind im entspre­chenden Alter und mit rele­vanten Vorerkrankungen.

Deshalb gibt es keine Veran­stal­tungen und ein Besuchs­verbot; wir sitzen in der Kapelle in großem Abstand und auch im Spei­se­raum. Bei uns sind ja alle Räume wirk­lich groß.
Eigent­lich geht es uns sehr gut. Es wird weiterhin für uns gekocht, gewa­schen und das Haus versorgt. Alles mit Distanz und gegen­sei­tiger Rücksichtnahme.

Dennoch ist auch für uns diese Situa­tion nicht einfach. Einige Schwes­tern können nicht mehr gut hören. Das erschwert das gemein­same Beten und die Tisch­ge­spräche. Die kleinen Plau­de­reien mit Besu­chern fehlen oder sind mit den Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­bei­tern im „Sicher­heits­ab­stand“ irgendwie seltsam. Schwes­tern vermissen die wöchent­liche Chor­probe, die tägli­chen Besuche im Alten­heim im Gerberweg, die Hilfe im Waren­korb und kurze Einkäufe in der Stadt.

Dankbar sind wir, dass das Gesund­heitsamt uns erlaubt hat, bei verschlos­senen Türen Eucha­ristie zu feiern, leider auch ohne Besu­cher. Wir vermissen die Olper sehr, die mit uns gemeinsam gebetet und gesungen haben. Das Gebet in vielen Anliegen und natür­lich auch in den Problemen der Corona- Pandemie findet nach wie vor in unserer Anbe­tungs­ka­pelle statt.

Aber ein gewisser „Lager­koller“ macht sich auch unter uns bemerkbar. Manche Schwes­tern sind nervöser, empfind­li­cher und hilf­loser als vorher. Das kann ich auch von mir selbst sagen. Noch Anfang des Jahres habe ich manchmal gestöhnt, dass ich schon Termine für das nächste und über­nächste Jahr fest­legen musste. Nun sind alle zeit­nahen Bespre­chungen, Treffen und Veran­stal­tungen abge­sagt. Wirk­lich wohler fühle ich mich dadurch nicht.

Bald ist Pfingsten. Das lässt mich inten­siver als im laufenden Jahr mit meinem Lieb­lings­gebet leben – der Pfingst­se­quenz. Dieses Gebet liebe ich, weil es mir den inneren Halt gibt, den ich in turbu­lenten Zeiten auch schon mal verliere.
Es heiß darin zum Beispiel vom Heiligen Geist:

IN der Unrast schenkst du Ruh
hauchst IN Hitze Kühlung zu
spen­dest Trost IN Leid und Not

Dieses IN beein­druckt und beru­higt mich seit vielen Jahren. Gottes Heiliger Geist ist IN all unseren Beschwerden einfach da und kann uns die notwen­dige Kraft zum Durch­stehen der Situa­tion schenken. Er verhilft uns nicht erst nach der Unrast zur Ruhe, nach der Hitze wird es kühl oder nach durch­lebter Not erkennen wir Trost und Ausweg.

Deshalb bin ich sicher, dass Gottes Liebe, sein Heiliger Geist uns auch IN der Corona — Pandemie nahe ist und uns im oft stres­sigen Alltag in der Familie, im Beruf, in der Schule und im Kloster Halt und Wegweiser sein wird. Versu­chen Sie es doch auch einmal mit der Pfingstsequenz…

Lassen Sie uns „IN“ bleiben und im Gebet verbunden
Sr. Magda­lena Krol

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