Liebe Leserinnen und Leser,
zu Beginn meiner Schulzeit war der 17. Juni ein staatlicher Feiertag. (in der Bundesrepublik Deutschland). Als einen schulfreien Tag habe ich ihn aber nie erlebt, denn der 17.6.1989 war ein Samstag und der 17.6.1990 ein Sonntag (habe ich für diesen Impuls extra recherchiert). In den ersten beiden Jahren meiner Grundschulzeit hing im Klassenraum noch eine Karte, die Deutschland als ein geteiltes Land zeigte. Dann kam die Wiedervereinigung.
Jüngere fragen: Was wurde am 17. Juni denn gefeiert ? Am 17. Juni 1953 – heute vor 67 Jahren — kam es in Ost-Berlin und in anderen Städten in der DDR zu einem Volksaufstand, der unter Beteiligung der sowjetischen Besatzungstruppen blutig niedergeschlagen wurde. Es gab mehrere Tote und Verletzte. Zahlreiche Menschen wurden verhaftet. Entzündet hatte sich der Aufstand an einer Anordnung der DDR-Regierung, die vorsah, die Arbeitsnormen zu erhöhen. Demnach sollten die Arbeiter für gleichen Lohn mehr arbeiten, um die wirtschaftliche Situation der DDR zu verbessern. Gegen diese Anordnung wehrten sich die Menschen und es kam zu Streiks. Zu den wirtschaftlichen Forderungen kamen auch politische (beispielsweise nach freien Wahlen). Als Erinnerung an diesen gescheiterten Aufstand und damit die Opfer nicht vergessen werden, wurde der 17. Juni in der Bundesrepublik Deutschland ab 1954 zu einem gesetzlichen Feiertag und so zu einem schul- und arbeitsfreien Tag. Bis 1990 war der 17. Juni der „Tag der deutschen Einheit“. Heute hat er „nur noch“ den Status eines Gedenktags.
Der heutige Tag mag uns daran erinnern, dass nicht nur die Nationalsozialisten, sondern auch die Sozialisten die Welt mit ihrem „neuen“ Menschen beglücken wollten. Christinnen und Christen sind durch die Taufe zu neuen Menschen geworden. „Wisst ihr denn nicht, dass wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind ? Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, in die Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln“, sagt uns der Apostel Paulus (Röm 6,3f). Zu neuen Menschen werden wir nicht durch eigene Leistung und auch nicht aufgrund irgendeiner bestimmten Abstammung, sondern durch die Taufe, allein von Gott her. Dieses neue Leben, das sogar der Tod nicht auslöschen kann, soll in unserem Tun und Handeln sichtbar werden – nicht nur an Feiertagen.
Pace e bene
M. Kammradt