Jesus leitet zu neuem Leben
Immer wieder kommen neue Wörter in den Sprachgebrauch, die gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegeln. Kennen Sie zum Beispiel jemanden, der nicht Rechtshänder und nicht Linkshänder ist, sondern alles mit beiden Händen gleich gut kann? Ein seltenes Phänomen, für das es ein Wort gibt: Ambidextrie. Die Fachbezeichnung für die Beidhänder klingt kompliziert. Sie stammt aus dem Altgriechischen und gehört nicht zum notwendigen Sprachschatz. Die Ambidextrie erfährt jedoch seit einiger Zeit einen wahren Boom in der Verwendung – und zwar nicht durch Menschen, die Beidhänder sind oder Beidhänder kennen, sondern durch Führungskräfte in Wirtschaft und Gesellschaft. Denn in der digitalisierten Arbeitswelt zieht die Ambidextrie angeblich in die Unternehmen ein. Manager müssen Betriebe führen, die in zwei Geschwindigkeiten agieren: Ein Teil ist klassisch-langsam-konservativ, der andere start-up-mäßig-schnell-digital. Ambidextrie ist also die Fähigkeit der Stunde für gute Führungskräfte und für eine positive Entwicklung der Welt.
Wenn Christen in den österlichen Tagen auf das Leben des Sohnes Gottes schauen, dann bekommt für sie das Wort Ambidextrie einen ganz anderen Sinn. Jesu Fähigkeit, zu führen, ist die umfassende Begabung, zu lieben. Sie erfüllt ihr Ziel und bringt ihn ans Kreuz. Hilflos, ohnmächtig hängt er da, von seinen Freunden verlassen. In seiner Auferstehung zeigt sich jedoch Gottes Kraft. Jesus befreit Menschen aus Schuld und Tod. Am Ostertag erkennen ihn seine Freunde. Die Kreuzeswunden an seinen Händen, seinen Füßen und seiner Seite weisen ihn als den aus, der wirklich die Welt zu neuem Leben leiten kann. Hier zeigt sich ein Bild von Führungskraft und ‑kompetenz, das provoziert und nachdenklich stimmt. Es ist ein Gegenbild für Menschen, die meinen, mit ihrer Linken und ihrer Rechten aus eigener Kraft alles händeln und planen zu können. 2000 Jahre Christentum auf der Erde belegen, dass dieses Gegenbild, wenn es denn gelebt wird, äußerst wirksam ist. Damit erreicht die Weitergabe des Glaubens, unter Fachleuten als Neuevangelisierung bezeichnet, ihr Ziel.
Ich wünsche eine frohe und gesegnete österliche Zeit, die uns dem Frieden in der Welt hoffentlich näherbringt!
Ihr Johannes Hammer