Liebe Leserinnen und Leser,
wenn in Olpe in jedem Jahr das Schützenfest gefeiert wird, dann feiern wir Franziskanerinnen unseren Gründungstag, am 20. Juli.
In diesem Jahr ist es das 157. Gedenken. Wir feiern diesen Tag in den Provinzen und in den Konventen. Das kann – im Gegensatz zum Schützenfest – auch in diesem Jahr so sein.
Infolge der Corona-Pandemie können viele Gedenkfeiern und Traditionsfeste nicht oder nur sehr eingeschränkt gefeiert werden. Warum feiern wir überhaupt Jahrestage, Jubiläen und Traditionsfeste?
Wenn wir Schwestern unseren Gründungstag feiern, dann geht es uns nicht darum, einer vielleicht glorreichen und lebendigen Vergangenheit zu gedenken. Mir ist ein Satz der hl. Clara von Assisi eingefallen. Sie schrieb in einem Brief an die hl. Agnes von Prag:
„Sei eingedenk Deines Vorsatzes und blicke stets auf Deinen Anfang.“
Wenn wir Schwestern zurückblicken, dann erinnern wir uns an das Vermächtnis unserer Mutter Maria Theresia. Das ist auch der Anfang einer jeden von uns. Echte Erinnerung ist mehr als Denken und Zurückschauen. Erinnern bedeutet Verinnerlichung der Wurzeln, aus denen unser Leben sich entwickelt hat. Das tun wir doch mehr und weniger bewusst bei allen persönlichen und gemeinsamen Gedenktagen.
Die heilsame Erinnerung ist eine wichtige Wurzel unseres Glaubens. Unsere jüdischen Schwestern und Brüder tun dies sehr einprägsam an jedem Paschafest. Wir Christen feiern die heilsame und erlösende Wirklichkeit unseres Glaubens in jeder Eucharistiefeier. Das Zitat Christi: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ ist mehr als Gedenken. Es verbindet uns mit dem Anfang im Abendmahlssaal.
Alles etwas weit hergeholt? Ich denke nicht. Das Schützenfest feiert in jedem Jahr die Erinnerung an die versprochene Verantwortung das, was zu wertvoll ist im Leben, zu schützen und in Liebe zu bewahren.
Wir feiern an jedem Gründungstag unsere Zugehörigkeit zu dem, was Mutter Maria Theresia und die ersten Schwestern begonnen haben und weitergeführt haben wollten. Eine franziskanische Ordensgemeinschaft bezeichnet ihre Gründerin als „Mutter Anfängerin“. Das gefällt mir sehr gut. Und in der Gegenwart sind wir alle Anfängerinnen und Anfänger in der besonderen Situation, in der Bewältigung unbekannter Herausforderungen, wie eben auch der Corona- Pandemie.
So kann uns der Satz der hl. Clara möglicherweise helfen, nicht zu vergessen was uns wichtig war und aus der verinnerlichten Kraft des Anfanges das Heute zu gestalten.
Deshalb wünsche ich Ihnen und uns: „Gudde Fierdahe!“
Sr. Magdalena Krol OSF