Liebe Leserinnen und Leser,
wir lesen regelmäßig in den Medien, dass sich immer mehr Menschen von der Kirche abwenden. Sie sind enttäuscht und verärgert über die Gesetzesverstöße, die im Namen der Kirche begangen werden. Zusätzlich finden sie in ihrer Kirche immer weniger spirituell Nahrhaftes, sondern erleben, dass sich die Zuständigen ausufernd mit neuen Organisationsformen der Kirche beschäftigen.
All diese Dinge lenken vom Wesentlichen ab: von Gott – vom Glauben und seinen Grundlagen.
Wie können wir es schaffen, dass sich das ändert?
Jeder hat da sicherlich seine eigenen Ideen. Ich bin bei meiner Suche nach Lösungen auf den Benediktinerorden und seine geistigen Fundamente und Lebensweisen gestoßen. Die Regel des heiligen Benedikt – geschrieben im 6. Jahrhundert n. Chr. – basiert als ein Buch geistlicher Weisung auf der heiligen Schrift.
Sie gibt leicht verständliche Hilfe und Anleitung für eine geistliche Bewältigung des Alltags. Als Haus- und Lebensordnung legt sie – nicht nur für die Benediktinermönche – fest, wie gebetet, gearbeitet und miteinander gelebt werden soll. Den Einstieg in diese Unterweisung stellt das Kapitel 4 dar, in dem sehr ausführlich die 74 (!) Werkzeuge der geistlichen Kunst dargelegt werden – sehr lesenswert. Aber auch zu Themen, die uns unmittelbar und nahezu täglich im Berufs- und Privatleben umtreiben, wird klar Stellung bezogen:
- Da gibt es im Kapitel über den Abt zeitlose Hinweise zum Thema Menschenführung.
- Auch zum Thema der richtigen Entscheidungsfindung – gerade in Corona-Zeiten nicht unwichtig – gibt es Hilfestellung: Tu alles mit Rat, dann brauchst Du nach der Tat nichts zu bereuen.
- Besonders beeindruckt mich auch das Schweigegebot, das sich wie ein roter Faden durch die Regel zieht: Selig sind die, die nichts zu sagen haben und trotzdem schweigen (übrigens kein Originalzitat aus der Regel).
- Die Mitte aller Tugenden ist für Benedikt das rechte Maß: Die Unterscheidungsgabe meidet das Zuviel und Zuwenig und sucht in allem das rechte Maß.
Dies ist nur eine kleine Auswahl.Ich wünsche mir, dass Sie durch diese wenigen Einblicke in die Regel des heiligen Benedikt etwas neugierig geworden sind. Lesen Sie einmal ein Buch aus dem 6. Jahrhundert *. Das Buch ist kompakt, die Sprache klar, die Botschaft unmissverständlich – hier entdecke ich beim Lesen Gott und den Glauben wieder.
Ihr Meinhard Remberg
* Die Regel des heiligen Benedikt. Beuroner Kunstverlag 2006.