„Hunderttausend Friedenslichter
Kinderaugen unsrer Zeit
Sind voll Hoffnung und Vertrauen
Machen unsre Herzen weit
Kinderseelen sind zerbrechlich
Brauchen Schutz, Geborgenheit
Schenke Liebe, schenke Zeit
Das nicht nur zur Weihnachtszeit“
(Liedtext: Hunderttausend Friedenslichter)
Liebe Leserinnen und Leser,
„hunderttausend Friedenslichter, Kinderaugen unsrer Zeit, sind voll Hoffnung und Vertrauen, machen unsre Herzen weit“. Kinder und Jugendliche begegnen mir jeden Tag bei der Arbeit in der Schule und im Bereich der Jugendarbeit bei den Pfadfindern. Dieses Zusammensein mag nicht immer einfach sein, aber es macht mich sehr glücklich. Woran das liegt? Vielleicht an der Unbeschwertheit und der Freude, die die Kinder immer wieder mit in die Gruppenstunden oder die Schule bringen, auch wenn ihr Lebensweg durchaus nicht immer leicht ist. Der Optimismus ist es, der mich ansteckt und den ich versuche zu leben. Besonders diese Zeit ist für die Kinder und Jugendlichen eine schwere Zeit, vieles hat sich verändert. Sie können sich nur selten sehen, und dabei sind doch gerade die sozialen Kontakte das, was diese Zeit prägt. Wenn wir Online-Gruppenstunden oder Homeschooling machen, dann wird deutlich, wie wichtig der Kontakt der Kinder untereinander ist und wie wichtig es ist, dass wir den Kindern diese gemeinsame Zeit „schenken“.
„Einmal nur ein Kind noch sein, und nicht nur zur Weihnachtszeit“, das wünsche ich mir ganz oft. Und doch ist es meistens die Weihnachtszeit, die mich zurückschauen lässt und wo ich hier und da wieder das kleine Kind in mir entdecke. Dann möchte ich Weihnachtsplätzchen backen und Kinderlieder hören, gerne alles so wie immer. Und dann gibt es noch etwas, was außer den üblichen Bräuchen für mich zur Adventszeit dazugehört. Denn jedes Jahr am dritten Advent steht das Friedenslicht in meinem Kalender, und das schon seit über 20 Jahren.
Vielleicht haben auch Sie schon einmal etwas vom Friedenslicht gehört. Wenn nicht, möchte ich Ihnen kurz erklären, worum es sich hierbei handelt.
Das Friedenslicht ist ein Licht, das in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem von einem Kind entzündet wird. Das Licht soll als Botschafter des Friedens durch die Länder reisen und die Geburt Jesu verkünden. Von Bethlehem aus reist das Licht mit dem Flugzeug in einer explosionssicheren Lampe nach Wien und von dort wird es in vielen weiteren europäischen Ländern verteilt. Weitergegeben wird das Licht in Deutschland von Pfadfinderinnen und Pfadfindern und möglicherweise auch von Ihnen. Wir, die Pfadfinder Sankt Georg aus Olpe, holen das Friedenslicht dann gemeinsam mit vielen Jugendlichen in Dortmund ab und verteilen das Licht in verschiedenen Institutionen in Olpe, in Alten- und Kinderheimen, Kirchen, dem Hospiz und in unseren Freundes- und Familienkreisen.
Das Motto des diesjährigen Friedenslichtes lautet: Frieden überwindet Grenzen.
Überall erleben wir diese Grenzen: zwischen Ländern, zwischen Menschen, zwischen Religionen und an vielen weiteren Orten. Je fester und stärker diese Grenzen ausgeprägt sind, umso schwieriger ist es, diese Grenzen zu überwinden. Dafür braucht es in erster Linie Mut und die Bereitschaft, offen auf andere zuzugehen und möglicherweise Kompromisse zu machen.
Bei der Verteilung des Friedenslichts überwindet dieses einen über 3.000 Kilometer langen Weg über viele Mauern und Grenzen. Es verbindet Menschen vieler Nationen und Religionen miteinander. Dass diesem Wunsch viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nachkommen, berührt mich jedes Jahr aufs Neue. Wenn das Licht in den Kirchenbänken weitergegeben wird und sich der Kirchenraum langsam mit Licht füllt, ist das ein ganz besonderes Gefühl und ich fühle mich wieder wie das kleine Kind von damals. Wenn wir in die Institutionen gehen und auf freudige Gesichter treffen, gemeinsam Lieder singen, Texte lesen oder uns austauschen, dann bekommt man durchaus manchmal eine Gänsehaut.
Doch gerade in diesem Jahr spüren wir, wie es ist, wenn sich Grenzen bilden, wenn Grenzen sogar geschlossen werden und wir in unserer Freiheit eingegrenzt werden. Das Coronavirus hat uns aufgezeigt, wie zerbrechlich unser gesellschaftliches Zusammenleben ist, aber auch wie wichtig Kreativität, Rücksicht, besonnenes Handeln und Optimismus sind.
Diesen Optimismus wollen wir verteilen, wir holen auch in diesem Jahr das Friedenslicht mit einer kleinen Gruppe aus Dortmund ab, um es in Olpe in den Kirchen bereitzustellen.
Vielleicht möchten Sie gemeinsam mit uns den Frieden und das Licht in die Welt tragen – ohne Grenzen, aber mit 1,5 Meter Abstand – und vielleicht klingt dann das Lied „hunderttausend Friedenslichter“ auch in Ihrem Ohr:
„Hunderttausend Friedenslichter
Leuchten durch die Dunkelheit
Kinder sind die Welt von morgen
Brauchen Mut zur Menschlichkeit
Sieh die Welt mit Kinderaugen
Du entdeckst was in dir träumt
Einmal nur ein Kind noch sein
Und nicht nur zur Weihnachtszeit
Kinder dürfen Kinder sein
Und nicht nur zur Weihnachtszeit“
(Liedtext: Hunderttausend Friedenslichter)
Jana Rademacher
Vorstand Stamm Vinzenz Pallotti Olpe
(Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg)