Im Juli wurden Teile von Deutschland, Österreich, Belgien und den Niederlanden von Hochwassern überflutet. Kurze Zeit später wüteten in Südeuropa Waldbrände bei Temperaturen von deutlich über 40 Grad. Hier zu viel Wasser, dort zu wenig. Solche Katastrophen sind in den letzten Jahren immer häufiger und extremer geworden. Wie konnten wir es so weit kommen lassen?
Laut Schöpfungsgeschichte hat Gott binnen sieben Tagen Licht und Finsternis, die Himmelskörper, die Erde und all ihre Pflanzen, Tiere, Vögel und Fische erschaffen. Schließlich erschuf Gott Adam und Eva und gab ihnen den Auftrag, sich zu vermehren, die Erde zu bevölkern und über seine Schöpfung zu herrschen. Der Mensch nimmt diesen Auftrag wahr, indem er die Natur für seine Zwecke benutzt — er fällt Bäume, staut Bäche und gräbt in der Erde.
Seit jeher versuchen Christen aber auch zu verstehen, wie Gottes Schöpfung funktioniert. Zunächst symbolisch — die Sintflut interpretierte man als Gottes Zorn über die Verfehlungen der Menschheit, ein brennender Dornbusch soll Gott als Sprachrohr zu Moses gedient haben. Spätestens ab dem 13. Jahrhundert beginnt sich diese Sichtweise zu verändern. Der Regenbogen war nun nicht mehr nur ein Symbol der Hoffnung, das Noah nach der Sintflut geschickt wurde. Drei christliche Wissenschaftler, Bacon, Grosseteste und von Freiberg, entschlüsselten wie ein Regenbogen tatsächlich entsteht. Galilei, ebenfalls Christ, fand heraus, dass nicht die Erde Mittelpunkt unseres Universums ist. Auch Newton, Entdecker der Gravitationsgesetze, betrachtete sich eher als Theologe, denn als Wissenschaftler.
Unsere moderne westliche Wissenschaft wurde folglich auf dem Nährboden christlicher Theologie ausgesät. Je mehr wir über die Schöpfung lernten, umso stärker konnten wir sie beeinflussen, glaubten wir, sie beherrschen zu können. Dadurch erlangte der Mensch zuvor unvorstellbare Macht — mit ökologischen Auswirkungen, die außer Kontrolle geraten sind. Dieser historischen Verantwortung müssen wir uns nun stellen.
Mehr Wissenschaft und Technologie allein werden uns nicht helfen, den Klimawandel aufzuhalten, wenn wir unseren Umgang mit der Natur nicht überdenken. Einen wichtigen Ansatz, wie man den Herrschaftsauftrag der Schöpfungsgeschichte stattdessen interpretieren könnte, liefert der Heilige Franziskus von Assisi. Der Namenspatron unserer ehemaligen Schule trat immer wieder für ein Miteinander aller Geschöpfe ein — selbst den kleinsten Vogel ermutigte er dazu, Gott zu preisen, sogar im gefährlichsten Wolf erkannte er einen seiner “Brüder”. Seine revolutionäre Botschaft: Ein jedes Lebewesen in Bedrängnis hat gleiches Recht auf Schutz.
Franziskus lebte Gottes Auftrag, indem er der Schöpfung mit Ehrfurcht begegnete. Er versuchte, sie mit Demut zu gestalten und ihrer Erhaltung zu dienen. Wir sollten uns ein Beispiel daran nehmen. Das bedeutet nicht, dass wir fortan mit Vögeln sprechen oder mit Wölfen verhandeln sollten, sondern lediglich, dass wir ihre Belange wieder ernster nehmen müssen: mehr Mischwälder anstelle von Monokulturen, mehr Naturschutzgebiete statt verdichteter Böden, mehr nachhaltige Energieträger als Ersatz für fossile Brennstoffe. Gesunde Nahrungsmittel, idyllische Erholungsgebiete und saubere Luft sind ein Gewinn für uns alle.
Herzliche Grüße
Katharina Hesse & Tim Reißner