Maske auf – aber bitte auch runter!
Liebe Leserinnen und Leser,
zugegeben: Ich verzichte schon mal aus Bequemlichkeit auf die morgendliche Rasur, da ich ja mit der Maske diese — je nach Sichtweise — körperkulturästhetische Unzulänglichkeit kaschieren kann.
Zugegeben: Bei gegebener Eitelkeit kann die Maske während der Tragezeit auch das ein oder andere altersbedingte Hautfältchen erfolgreich verbergen.
So weit, so gut.
Es gehört mittlerweile zu unserem Alltagsbild:
Menschen tragen in den verschiedensten Bereichen und Situationen unseres Lebens eine Schutzmaske.
Maske ist Pflicht!
Auch wenn wir uns an diesen Anblick und – zumindest die meisten von uns – auch an das Selbertragen einer Maske schon gewöhnt haben, so beschleicht uns doch mitunter ein befremdliches Gefühl. Wenn wir einem Menschen begegnen, bietet das Gesicht in der Regel den ersten Orientierungspunkt. Doch dieser Blickpunkt ist nun etwa zur Hälfte verdeckt, den sprechenden Mund meines Gegenübers sehe ich nicht, die uns vielleicht vertraute Stimme ist zuweilen nur undeutlich zu verstehen, die Gefühle, die unser Gesicht zeigt, etwa ein Lächeln, bleiben zumindest teilweise verborgen. Menschen, die uns bekannt sind, erkennen wir manchmal erst auf den zweiten Blick. Einer ungestörten Kommunikation steht die Maske häufig im Wege, sie ist aber letztlich zu unserem Schutz notwendig.
So weit, so weniger gut.
Tatsache ist, dass wir auch abseits der Corona-Pandemie Maskenträger sind.
Und das ohne Pflicht!
Haben wir nicht alle das Bedürfnis, eine Maske aufzusetzen, wenn andere Menschen versuchen, uns ins Gesicht zu schauen, um zu erfahren, was in uns vor sich geht?
Wir lächeln nach außen hin selbstbewusst, aber das Lachen ist nicht echt. In uns ist Unruhe, Unsicherheit und vielleicht sogar Angst.
Wir legen vermeintliche Sicherheit an den Tag, aber in Wirklichkeit spielen wir nur Theater. Das Aufrechthalten der Maske kostet uns vielleicht sehr viel Kraft; nur nicht zu verbindlich sein, immer nur lächeln, alles ist in Ordnung.
Wir lassen uns nicht auf unser Gegenüber ein, verweigern die Ehrlichkeit.
In der Schöpfungsgeschichte Gen 1,27 heißt es: Gott schuf also den Menschen als sein Abbild.
Der Gott der Bibel ist kein Maskenträger. Er ist dem Menschen gegenüber offen, also darf auch der Mensch als Abbild Gottes kein Maskenträger sein.
Auch wenn es im Alltag nicht immer leicht fällt:
Als Christen sollten wir es nicht nötig haben, uns hinter Masken zu verstecken. Wir sollten offen und ehrlich zeigen, wie gut oder schlecht es uns geht, wovor wir Angst haben und was uns Mut macht.
In diesem Sinne: Maske auf, aber bitte auch runter!
Horst Sawitza
Lehrer a.D.
St.-Franziskus- Schule, Olpe