Gedanken zum Tag – 11. Oktober 2020, 28. Sonntag im Jahreskreis

11. Okt. 2020

Maske auf – aber bitte auch runter!

Liebe Lese­rinnen und Leser,

zuge­geben: Ich verzichte schon mal aus Bequem­lich­keit auf die morgend­liche Rasur, da ich ja mit der Maske diese — je nach Sicht­weise — körper­kul­tur­äs­the­ti­sche Unzu­läng­lich­keit kaschieren kann.

Zuge­geben: Bei gege­bener Eitel­keit kann die Maske während der Trage­zeit auch das ein oder andere alters­be­dingte Haut­fält­chen erfolg­reich verbergen.

So weit, so gut.

Es gehört mitt­ler­weile zu unserem Alltagsbild:

Menschen tragen in den verschie­densten Berei­chen und Situa­tionen unseres Lebens eine Schutzmaske.
Maske ist Pflicht!

Auch wenn wir uns an diesen Anblick und – zumin­dest die meisten von uns – auch an das Selber­tragen einer Maske schon gewöhnt haben, so beschleicht uns doch mitunter ein befremd­li­ches Gefühl. Wenn wir einem Menschen begegnen, bietet das Gesicht in der Regel den ersten Orien­tie­rungs­punkt. Doch dieser Blick­punkt ist nun etwa zur Hälfte verdeckt, den spre­chenden Mund meines Gegen­übers sehe ich nicht, die uns viel­leicht vertraute Stimme ist zuweilen nur undeut­lich zu verstehen, die Gefühle, die unser Gesicht zeigt, etwa ein Lächeln, bleiben zumin­dest teil­weise verborgen. Menschen, die uns bekannt sind, erkennen wir manchmal erst auf den zweiten Blick. Einer unge­störten Kommu­ni­ka­tion steht die Maske häufig im Wege, sie ist aber letzt­lich zu unserem Schutz notwendig.

So weit, so weniger gut.

Tatsache ist, dass wir auch abseits der Corona-Pandemie Masken­träger sind.

Und das ohne Pflicht!

Haben wir nicht alle das Bedürfnis, eine Maske aufzu­setzen, wenn andere Menschen versu­chen, uns ins Gesicht zu schauen, um zu erfahren, was in uns vor sich geht?

Wir lächeln nach außen hin selbst­be­wusst, aber das Lachen ist nicht echt. In uns ist Unruhe, Unsi­cher­heit und viel­leicht sogar Angst.

Wir legen vermeint­liche Sicher­heit an den Tag, aber in Wirk­lich­keit spielen wir nur Theater. Das Aufrecht­halten der Maske kostet uns viel­leicht sehr viel Kraft; nur nicht zu verbind­lich sein, immer nur lächeln, alles ist in Ordnung.

Wir lassen uns nicht auf unser Gegen­über ein, verwei­gern die Ehrlichkeit.

In der Schöp­fungs­ge­schichte Gen 1,27 heißt es: Gott schuf also den Menschen als sein Abbild.

Der Gott der Bibel ist kein Masken­träger. Er ist dem Menschen gegen­über offen, also darf auch der Mensch als Abbild Gottes kein Masken­träger sein.

Auch wenn es im Alltag nicht immer leicht fällt:

Als Christen sollten wir es nicht nötig haben, uns hinter Masken zu verste­cken. Wir sollten offen und ehrlich zeigen, wie gut oder schlecht es uns geht, wovor wir Angst haben und was uns Mut macht.

In diesem Sinne: Maske auf, aber bitte auch runter!

Horst Sawitza
Lehrer a.D.
St.-Franziskus- Schule, Olpe

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