Gedanken zum Tag – 11. Juni 2020, Fronleichnam

11. Juni 2020

Ich bin für dich da – dies ist eine starke Zusage. Als Mitar­bei­terin im Cari­tas­ver­band, der es sich zum Anspruch macht „nah am Nächsten zu sein“ , stellte sich mir in den letzten Wochen die Frage: Wie soll dies in der von Corona geprägten Zeit, die so viele Verän­de­rungen und Einschrän­kungen mit sich bringt, geschehen?

Wie können wir mit physi­schem Abstand trotzdem für unsere Mitmen­schen sozial da sein und ihnen nah sein?

Eigent­lich ist ein Bera­tungs­ge­spräch, ein Förder- oder Unter­stüt­zungs­an­gebot von direkter und persön­li­cher Inter­ak­tion geprägt.

Eigent­lich hätten in großer Runde Teams und Konfe­renzen getagt, um soziale Heraus­for­de­rungen zu bespre­chen und anzugehen.

Eigent­lich würden in in den nächsten Wochen bei der Caritas-Sommer­samm­lung vieler­orts ehren­amt­liche Mitar­bei­te­rinnen der Caritas-Konfe­renzen Haus­be­suche machen und für Menschen in Notsi­tua­tionen sammeln.

Eigent­lich …

Doch in dieser Zeit sind neue Wege gefragt, die sich teils nur mühsam erschließen und nach meiner Meinung auch nicht immer befrie­di­gend zum Ziel führen; denn konkrete mensch­liche Begeg­nung ist in manchen Lebens­si­tua­tionen durch nichts zu ersetzen. Und doch ist es wichtig und lohnend diese neuen Wege zu gehen.

So finden z.B. Bera­tung und Unter­stüt­zung tele­fo­nisch und digital statt und unter Berück­sich­ti­gung der gesetz­li­chen Rege­lungen einge­schränkt auch wieder persön­lich. Die Bera­tungs­an­fragen sind viel­fältig wie immer und doch sind auch „corona-spezi­fi­sche“ Problem­lagen hinzu­ge­kommen, wie z.B. Verzweif­lung durch neue finan­zi­elle Not und vermehrte Konflikte in Fami­lien mit beengtem Wohnraum.

Telefon und Mail ersetzen die Team­sit­zungen und Konfe­renzen, was das Treffen von Abspra­chen und das Initi­ieren und Umsetzen von neuen Ideen nicht immer leicht macht. Doch auch mit Hilfe neuer Ehren­amt­li­cher wurden Ange­bote wie Einkaufs­hilfen, das Nähen von „Alltags­masken“ und das Initi­ieren von Paten­schaften geschaffen und Hilfen wie diese mit anderen Gruppen und Vereinen vernetzt.

Die dies­jäh­rige Caritas- Sommer­samm­lung wird in der Regel nicht in Form der klas­si­schen Haus­be­suche statt­finden, sondern auch in unserem Dekanat auf unter­schied­liche Art und Weise. Manche Caritas-Konfe­renzen verteilen Info-Flyer in den Brief­kästen und in Kirchen sowie an ausge­wählten öffent­li­chen Orten, andere orga­ni­sieren „Fens­ter­be­suche“ um auf Abstand ins Gespräch zu kommen.

Ich bin für dich da – viele Menschen versu­chen in dieser Zeit den cari­ta­tiven Grund­ge­danken, der jeden als Christ betrifft und anspricht, ein Stück weit zu leben. Für uns Christen ist die Liebe und Barm­her­zig­keit Gottes zu uns Menschen Hand­lungs­grund unserem Nächsten eben­falls liebe­voll und barm­herzig zu begegnen. Gott sagt uns zu, für uns da zu sein; dies wurde mir in den Tagen um Fron­leichnam nochmal beson­ders deut­lich. Fron­leichnam tragen wir die Hostie, in der wir Jesus anwe­send sehen, zu unseren Häusern und Alltags­plätzen. Da wo unser Alltag „passiert“, ist Jesus uns nah. Ich wünsche mir für mich und viele andere den Blick für einen Menschen, der das „Ich bin für dich da“ ganz aktuell braucht.

Elke Hippler, Mitar­bei­terin des Cari­tas­ver­bandes Olpe

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