Ich wusste bisher nicht viel über Maria, aber am letzten Augustwochenende durfte ich beim „Pilgern um die Ecke“ mit ihr unterwegs sein und sie näher kennenlernen. Maria ist weitaus mehr als die Frau, die sich in meinen bisherigen Vorstellungen durch Demut, Gehorsam und Barmherzigkeit auszeichnet. Maria hat mich auf unserem Pilgerweg insbesondere durch ihren Mut und ihre Entschlossenheit in ihrem unbeirrbaren Glauben an Gott beeindruckt.
Denn das Bild der sanften und schüchtern wirkenden Frau an der Krippe hat eine Vorgeschichte, die von außerordentlichem Mut zeugt: Sie steht vor der Nachricht des Engels, der ihr ganzes Leben verändern soll. Sie erfährt, dass sie schwanger wird, obwohl sie noch nicht mit Josef verheiratet ist, und dass dieses Kind der Sohn Gottes sein wird. Trotz ihrer anfänglichen Verwirrung und Angst hat sie „Ja“ zu Gott gesagt, obwohl sie sich in einer schwierigen Lebenssituation befindet. Ein uneheliches Kind war in der damaligen Gesellschaft nicht nur eine Schande, die zu Ausgrenzung führte, sondern auch zu Verurteilung und Bestrafung.
Aber Maria trifft eine Entscheidung im Vertrauen auf Gott und hilft ihm, Mensch zu werden und auf Erden zu wirken „… mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lk 1,38). Indem Maria sich Gottes Plan hingibt, zeigt sie Entschlossenheit, die auch in ihrem späteren Leben immer wieder erkennbar wird, wie bei der Flucht nach Ägypten in ein fremdes Land oder durch ihre Standhaftigkeit am Kreuz. Auch als Zeugin der Auferstehung und der Verbreitung dieser frohen Botschaft ist sie dabei und vermittelt Vertrauen und Zuversicht.
Unterwegs mussten auch wir an einer Stelle etwas Mut beweisen, als unsere 15-köpfige Pilgergruppe einen durch den starken Regen der Vortage überfluteten Überweg eines Flusses nehmen musste. Die Steine waren glitschig, das Wasser stand fast bis zu den Knien. Es bestand Gefahr, ins Wasser zu fallen und für den Rest des Tages, den Weg durchnässt fortsetzen zu müssen. Aber wir haben uns gegenseitig ermutigt und schließlich haben es alle geschafft, den Fluss sicher zu überqueren. Wir waren glücklich, uns gemeinsam auf das Neue und Ungewohnte eingelassen zu haben und konnten unbeschwert und bestärkt durch diese Erfahrung unseren Weg weitergehen.
Wenn diese Flussüberquerung auch nur von symbolischem Charakter sein mag, so bringt sie mich doch zu der Erkenntnis, dass gerade auch heute in schwierigen und herausfordernden Zeiten die Kirche ein beherztes und couragiertes „Ja“ braucht, mit dem jeder seinen eigenen Teil dazu beitragen kann, dass Gott in die Welt kommt. Maria kann uns dabei durchaus ein Vorbild sein. Der Zusammenhalt in der Gemeinschaft, die wir nicht nur im Glauben, sondern auch in aller Fröhlichkeit erneut in diesem Jahr beim „Pilgern um die Ecke“ erfahren durften, ist dabei hilfreich und tut einfach gut.
Abschließend ein herzliches Dankeschön an die beiden Gemeindereferentinnen, Sr. Gertrudis Lüneborg und Barbara Clemens, für die Organisation und die guten Impulse und Gebete, die uns Maria in all ihren persönlichen Stärken und Facetten nähergebracht haben.
Ulrike Beckmann
(Pilgerin und Gemeindemitglied aus Olpe)
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