Gedanken zum Tag  — 10. August 2025 — 19. Sonntag im Jahreskreis

10. Aug. 2025

Verän­de­rung der Sicht auf das Leben

 

Wie ergeht es jemandem, der sich nach Jahr­zehnten der Berufs­tä­tig­keit in den Ruhe­stand verabschiedet?

Ist es ein Loslassen und Abgeben nach dem Motto “Endlich”, “Gott sei Dank”? Fernab von Terminen und Getak­tet­sein. Oder machen sich Gedanken breit “Oh je, was soll ich jetzt tun? Wie gestalte ich meinen Alltag? Was mache ich mit Frei­räumen, die mir geschenkt sind und nun auf viel­fäl­tige Weise zur Verfü­gung stehen?”.

 

Ich habe den Schritt ins Renten­da­sein vor mehr als drei Jahren gemacht und die Wand­lung ins “andere Leben” vollzogen.

Rück­bli­ckend habe ich verschie­dene Etappen durch­lebt. Zunächst war ich froh und erleich­tert, das Berufs­leben hinter mir lassen zu dürfen und zu können.

Dann hat sich Aktio­nismus breit gemacht, ich müsste und könnte doch irgend­etwas tun. Inter­essen verschie­denster Art sind vorhanden. Ich könnte in mir schlum­mernde Fähig­keiten wach­rufen. Ehrenamt – das wär’s doch. Senio­ren­ar­beit, Hospiz­ar­beit, Schul­ma­te­ria­li­en­kammer, einfach auspro­bieren – Computer ade.

Mehr Radfahren, Garten­ar­beit, Singen, Musi­zieren, Foto­bü­cher erstellen, Wandern in der Natur, mehr Zeit für einen Plausch mit dem Nach­barn, Gemein­schaft mit dem Partner leben. Besuch von Gottes­diensten abseits vom Gewohnten.

Fremd­spra­chen lernen, Russisch, Arabisch – Eintau­chen in andere Welten. Sprach­kurs in Frank­reich – auf welchem Niveau bewege ich mich noch? Kann ich mithalten? Ja — hat sich gut angefühlt.

 

Das war alles wie ein Aufbäumen vor der Ruhe. Anschlie­ßend gewann völlige Erschöp­fung die Ober­hand. Die Signale meines Körpers waren unüberhörbar.

Die Zeit hat mich gelehrt, dass Abschalten, Pausen, Ruhe und Stille, Lesen eines Buches, das ich in den Händen halte, den Blick auf mein Inneres lenken können und die Gedanken frei machen. Zwie­sprache mit Gott halten. Dank­bar­keit. Den Blick auf mein Gegen­über lenken. Über den Teller­rand schauen. Klar Schiff machen, Ballast abwerfen. Mut und Wille zur Lange­weile. Krea­ti­vität erwächst wie eine kleine Pflanze.

 

Mitt­ler­weile bin ich gänz­lich in der neuen Lebens­si­tua­tion ange­kommen und fühle mich wohl.

Jeder Tag ist ein beson­deres Geschenk. Immer aber auch mit realis­ti­schem Blick darauf, dass sich Situa­tionen plötz­lich ändern können. Hierfür gebe ich mich dann in Gottes Hand.

 

Helga Gockel

aus Bad Lippspringe/Olpe

Noch ein Hinweis in eigener Sache:
Jetzt in der Urlaubs­zeit suchen wir verstärkt Autoren für unsere „Gedanken zum Tag“. Wenn Sie, liebe Lese­rinnen und Leser, auch passende „Gedanken“ haben, „trauen Sie sich, diese Gedanken aufzu­schreiben“ und uns unter gedankenzumtag@gmx.de zu schi­cken. Vielen Dank!

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