Liebe Leserinnen und Leser,
wir befinden uns mitten im Advent. Advent bezeichnet laut Wikipedia die Jahreszeit, in der sich die Christenheit auf das Fest der Geburt Jesu Christi, auf Weihnachten, vorbereitet.
Vorbereiten — das heißt: die notwendigen Arbeiten für etwas in der Zukunft Liegendes erledigen. Vorbereiten ist also verbunden mit Arbeit und Mühe.
Paradoxerweise fällt die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten dieses Jahr zusammen mit einer Zeit des verordneten Nichtstuns. Nichtstun — das passt auf den ersten Blick so gar nicht zusammen mit Vorbereitung im Sinne von Arbeit. Auf den zweiten Blick kostet uns dieses Nichtstun jedoch sehr viel Kraft. Jeder von uns muss auf Gewohntes verzichten, erlebt eine Zeit der Ungewissheit, voller diffuser Ängste und Einsamkeit. Mehr denn je erleben wir aktuell eine Zeit des Wartens in der Hoffnung auf Erlösung von der derzeitigen Krisensituation.
Insofern ist die Adventzeit und das bevorstehende Weihnachtsfest in diesem Jahr ein Sinnbild für unser ganz konkretes Leben und Erleben im gesamten Pandemiejahr 2020. Wir befinden uns in einer Zeit des Wartens, des Vorbereitens auf Erlösung.
In unserem christlichen Leben endet die stille und besinnliche Adventszeit mit dem Weihnachtsfest, dem Fest des Lichtes, des Schenkens, der Liebe und Freude.
Die Gewissheit, dass am Ende der Adventszeit die Erlösung in Form von Weihnachten kommen wird, verschafft unserer Psyche einen Vorteil, eine grundlegende Resilienz, da wir uns jedes Jahr erneut üben im Warten und Vorbereiten. Wir wissen, dass einem „Happy End“ immer eine Phase der Vorbereitung und des Arbeitens vorgelagert ist.
Das „Happy End“ der adventlichen Zeit des Wartens ist zeitlich vorgegeben. Ein „Happy End“ der Pandemie können wir allerdings noch nicht an einen konkreten Termin knüpfen. Das erfordert von uns viel Geduld. Doch es gibt die gerechtfertigte Hoffnung auf ein Ende dieser mühsamen Zeit. Unsere christlichen Traditionen der einem besonderen Fest vorangehende Vorbereitungszeit, sei es der Advent oder auch die vorösterliche Fastenzeit, sind geprägt von der Gewissheit: Unser Warten lohnt sich!
Ich wünsche mir, dass es uns als Gesellschaft gelingt, das Warten auf ein Ende der Pandemie auch als eine adventliche Übung anzusehen, die uns zwar Kraft kostet, aber ein „Happy End“ in Aussicht stellt.
Vorweihnachtliche Grüße
Sandra Schulte