Liebe Leserinnen und Leser,
jeden Morgen auf meinem Weg zur Arbeit gibt es im WDR2-Radioprogramm aktuell eine ganz spannende Rubrik: „Frag doch mal die Maus“. Richtig, jene berühmte orange-braune Maus, die mit ihren Freunden, der Ente und dem blauen Elefanten, ganze Generationen von Kindern spannende Geschichten und Zusammenhänge und allerlei Kurzweiliges erzählt.
In der Rubrik finden auch Erwachsene spannende Antworten auf Fragen wie “Können sich Ameisen eigentlich erkälten?“, „Warum sagt man Rubbel die Katz?“ oder “Warum bekommt man Sommersprossen?“.
Heute Morgen stellte Klara, sieben Jahre, folgende Frage “Warum sagt man eigentlich mutterseelenallein?“. Die Maus hatte zwei Erklärungsansätze, einmal eine Herleitung von hugenottischen Flüchtlingen aus dem Französischen kommend, einmal noch viel älter aus dem Mittelhochdeutschen.
Ich habe mir im Nachgang noch einmal den Begriff mutterseelenallein auf der Zunge zergehen lassen und mich gefragt, wie viele Kinder und Jugendliche in unserer Städten und Dörfern den Begriff verwenden würden, wenn sie die bislang zurückgelegte Corona-Zeit beschreiben sollten. Ich wünschte und hoffte, es wären sehr wenige. Aus meiner beruflichen Sicht als Leiter des Josefshauses (vielen Olpern immer noch bekannt und lieb gewonnen als Olper Waisenhaus oder Kinderheim der Olper Franziskanerinnen ) befürchte ich es anders und sehe, dass nicht alle Kinder unbeschadet diese Zeit meistern werden. Steigende Hilfsanfragen der Jugendämter und zum Teil erschütternde Rückmeldungen von Schulen und Kitas nach der langen Zeit des Lockdowns lassen erkennen, dass Kinder und Jugendlichen inmitten ihrer Familien mutterseelenallein sind oder gelassen wurden.
Auch für Kinder und Jugendliche und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Josefshaus und seinen Wohngruppen leben und arbeiten, hat Corona alles durcheinander gewirbelt. Die Schließung der Schulen hat von den Mitarbeitenden viele, viele hunderte Überstunden verlangt und ungeahnte Talente als Lehrerinnen und Lehrer zu Tage gefördert. Dem Lagerkoller mit Kreativität und zusätzlichen Aktionen entgegenzuwirken und keinen zu großen Zwist trotz der Einschränkungen und Beschränkungen aufkommen zu lassen, waren wichtige Anforderungen an die Betreuerinnen und Betreuer.
Besonders bedeutsam für uns war und ist es aber, Optimismus und Gottvertrauen zu erhalten und zu verbreiten in Zeiten, wo wir selbst Ängste haben. Kinder gerade in dieser Zeit dennoch in den Arm zu nehmen und damit trotz unserer eigenen gefährdeten Großeltern “volles Risiko“ zu gehen. Gemeinsam auszuhalten, dass wir nicht wissen, wann Corona denn nun endlich vorbei ist. Kurz gesagt: Den Kindern niemals das Gefühl zu geben, mutterseelenallein zu sein.
Nun freue ich mich auf morgen früh, wenn das nächste Kind die nächste spannende Frage an die Maus stellt, z.B. “Warum wird Schalke 04 eigentlich nie Deutscher Meister?“😊
Reinhard Geuecke