Gedanken zum Tag – 08. Juli 2020, Mitt­woch der 14. Woche im Jahreskreis

8. Juli 2020

Liebe Lese­rinnen und Leser,

jeden Morgen auf meinem Weg zur Arbeit gibt es im WDR2-Radio­pro­gramm aktuell eine ganz span­nende Rubrik: „Frag doch mal die Maus“. Richtig, jene berühmte orange-braune Maus, die mit ihren Freunden, der Ente und dem blauen Elefanten, ganze Gene­ra­tionen von Kindern span­nende Geschichten und Zusam­men­hänge und allerlei Kurz­wei­liges erzählt.

In der Rubrik finden auch Erwach­sene span­nende Antworten auf Fragen wie “Können sich Ameisen eigent­lich erkälten?“, „Warum sagt man Rubbel die Katz?“ oder “Warum bekommt man Sommersprossen?“.

Heute Morgen stellte Klara, sieben Jahre, folgende Frage “Warum sagt man eigent­lich mutter­see­len­al­lein?“. Die Maus hatte zwei Erklä­rungs­an­sätze, einmal eine Herlei­tung von huge­not­ti­schen Flücht­lingen aus dem Fran­zö­si­schen kommend, einmal noch viel älter aus dem Mittelhochdeutschen.

Ich habe mir im Nach­gang noch einmal den Begriff mutter­see­len­al­lein auf der Zunge zergehen lassen und mich gefragt, wie viele Kinder und Jugend­liche in unserer Städten und Dörfern den Begriff verwenden würden, wenn sie die bislang zurück­ge­legte Corona-Zeit beschreiben sollten. Ich wünschte und hoffte, es wären sehr wenige. Aus meiner beruf­li­chen Sicht als Leiter des Josefs­hauses (vielen Olpern immer noch bekannt und lieb gewonnen als Olper Waisen­haus oder Kinder­heim der Olper Fran­zis­ka­ne­rinnen ) befürchte ich es anders und sehe, dass nicht alle Kinder unbe­schadet diese Zeit meis­tern werden. Stei­gende Hilfs­an­fragen der Jugend­ämter und zum Teil erschüt­ternde Rück­mel­dungen von Schulen und Kitas nach der langen Zeit des Lock­downs lassen erkennen, dass Kinder und Jugend­li­chen inmitten ihrer Fami­lien mutter­see­len­al­lein sind oder gelassen wurden.

Auch für Kinder und Jugend­liche und die Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter, die im Josefs­haus und seinen Wohn­gruppen leben und arbeiten, hat Corona alles durch­ein­ander gewir­belt. Die Schlie­ßung der Schulen hat von den Mitar­bei­tenden viele, viele hunderte Über­stunden verlangt und unge­ahnte Talente als Lehre­rinnen und Lehrer zu Tage geför­dert. Dem Lager­koller mit Krea­ti­vität und zusätz­li­chen Aktionen entge­gen­zu­wirken und keinen zu großen Zwist trotz der Einschrän­kungen und Beschrän­kungen aufkommen zu lassen, waren wich­tige Anfor­de­rungen an die Betreue­rinnen und Betreuer.

Beson­ders bedeutsam für uns war und ist es aber, Opti­mismus und Gott­ver­trauen zu erhalten und zu verbreiten in Zeiten, wo wir selbst Ängste haben. Kinder gerade in dieser Zeit dennoch in den Arm zu nehmen und damit trotz unserer eigenen gefähr­deten Groß­el­tern “volles Risiko“ zu gehen. Gemeinsam auszu­halten, dass wir nicht wissen, wann Corona denn nun endlich vorbei ist. Kurz gesagt: Den Kindern niemals das Gefühl zu geben, mutter­see­len­al­lein zu sein.

Nun freue ich mich auf morgen früh, wenn das nächste Kind die nächste span­nende Frage an die Maus stellt, z.B. “Warum wird Schalke 04 eigent­lich nie Deut­scher Meister?“😊

Rein­hard Geuecke

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