Im Augenblick der Stille – Gedanken zum Dienst der ökumenischen Notfallseelsorge im Kreis Olpe
Es gibt Momente im Leben, da steht die Zeit still. Ein plötzlicher Verlust, ein schwerer Unfall, eine erschütternde Nachricht – nichts ist mehr, wie es war. In solchen Augenblicken bricht nicht nur das Leben auseinander, sondern oft auch die Sprache. Was bleibt, ist Stille. Eine Stille, die schreit.
Und genau dort, in dieser Leere, beginnt der Dienst der Notfallseelsorge.
Notfallseelsorgerinnen und ‑seelsorger treten ein, wo Worte fehlen. Sie sind da, nicht als Retter, sondern als Begleiter. Sie bringen kein Licht, das die Dunkelheit sofort vertreibt – aber sie entzünden eine kleine Kerze, die Hoffnung heißen kann. Ihre Aufgabe ist es, präsent zu sein. Mit offenen Augen, mit wachen Sinnen, mit einem Herzen, das nicht wegsieht.
Sie hören hin, wo andere verstummen. Sie halten aus, wo Schmerz unaushaltbar scheint. Sie reichen eine Hand – oft im Stillen, manchmal schweigend, aber immer im Vertrauen darauf, dass Nähe trägt.
Dieser Dienst geschieht meist unbeachtet auch mitten in der Nacht, oft an Straßenrändern, in Wohnzimmern, in Kliniken, in Betrieben, am Wasser – überall dort, wo das Leben plötzlich aus der Bahn geraten ist. Und er geschieht ehrenamtlich. Aus einem inneren Ruf heraus. Aus Mitgefühl. Aus Glauben.
Dabei sind Notfallseelsorgerinnen und ‑seelsorger Teil eines starken Netzwerks. In enger Zusammenarbeit mit Rettungskräften, Feuerwehr und Polizei sind sie ein fester Bestandteil der professionellen Hilfe. Sie stehen rund um die Uhr Seite an Seite mit denen, die retten, löschen, sichern – und sie ergänzen diesen Einsatz um das, was nicht messbar ist: das menschliche Dasein in einer akuten Krise. Ihr höchstes Gut ist die Zeit.
Notfallseelsorge ist gelebte Nächstenliebe. Sie ist ein Zeichen dafür, dass Gott Menschen nicht allein lässt, wenn es dunkel wird. Sie ist Kirche an der Seite der Leidenden – ohne große Worte, aber mit viel Herz.
Wir danken allen, die sich diesem Dienst widmen – und jenen, die ihn mittragen: den Einsatzkräften, die Räume schaffen für seelsorgliche Begleitung, und mit Respekt und Vertrauen zusammenarbeiten. Möge Gott sie alle begleiten, stärken und segnen – in jedem Einsatz, in jeder Begegnung, in jeder stillen Minute.
Regina Bongers
(Notfallseelsorgerin)
PS: Die Notfallseelsorge hat sich und ihre Arbeit am letzten Sonntag bei der Floriansmesse in Olpe auch schon vorgestellt! Danke!
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