Gedanken zum Tag – 07. Juni 2020, Dreifaltigkeitssonntag

7. Juni 2020

Liebe Lese­rinnen und Leser,

vor gerade einmal 3 Monaten konnte sich vermut­lich niemand von uns vorstellen, welche Verän­de­rungen in unserem Leben kurz­fristig auf uns zukamen. Ab dem 16.03.2020 schlossen die Schulen. Händler, Gastro­nomen und Dienst­leister mussten ab 23. März ihre Läden schließen. Ein Kontakt­verbot wurde erlassen, Verwal­tungs­ge­bäude wurden geschlossen und in den Kirchen durften keine Gottes­dienste mehr statt­finden. Plötz­lich galten kaum für möglich gehal­tene Einschrän­kungen. Manch einer fühlte sich wie in einem schlechten Film. Und doch zeigte uns ein Blick in das euro­päi­sche Ausland, dass es uns noch relativ gut ging. Kein Vergleich mit der drama­ti­schen Situa­tion in Italien, Frank­reich oder Spanien, doch auch hier sind Menschen verstorben.

Viele Menschen trifft die Situa­tion bis heute wirt­schaft­lich hart. Viele machen sich ernst­hafte und berech­tigte Sorgen um ihre beruf­liche Exis­tenz — trotz aller Hilfs­pa­kete und Unter­stüt­zungs­pro­gramme. Viele Veran­stal­tungen wurden abge­sagt, wir bleiben häufig zu Hause, treffen unsere Fami­lien und Freunde nicht. An Feiern und Schüt­zen­feste ist gar nicht zu denken, auch Hoch­zeiten können nur im ganz kleinen Kreis gefeiert werden finden. Vieles was für uns eine Selbst­ver­ständ­lich­keit war, findet nicht mehr statt. Die beson­dere Situa­tion durch die Corona-Pandemie stellt uns vor große Herausforderungen.

Doch es gibt auch die andere Seite der Krise: Die Kontakt­sperren und die Regeln zwingen die meisten von uns zu einem deut­lich ruhi­geren Leben. Das gibt jedem Gele­gen­heit darüber nach­zu­denken, was für ihn wirk­lich wichtig ist.

Und so gibt es auch die posi­tiven Effekte dieser Ausnah­me­si­tua­tion. Die meisten Menschen nehmen mehr Rück­sicht aufein­ander. Um den anderen nicht zu gefährden wird selbst­ver­ständ­lich Abstand gehalten und auch die Soli­da­rität unter­ein­ander nimmt anschei­nend zu.

In unserer Stadt und im Kreis ist das ehren­amt­liche Enga­ge­ment schon immer groß gewesen. Jetzt habe ich den Eindruck, dass noch mehr Menschen über­legen, wie sie helfen können. Junge Menschen bieten Älteren an, für sie einkaufen zu gehen. Gesichts­schutz wird hand­ge­fer­tigt und gespendet. Musiker versu­chen mit Konzerten vor Kran­ken­häu­sern und Senio­ren­heimen für ein wenig Abwechs­lung für die isolierten Bewohner zu sorgen. Berufe, die sonst weniger Beach­tung finden, erfahren zu Recht große Aner­ken­nung. Wir erkennen, dass wir für das sonst so Selbst­ver­ständ­liche dankbar sein sollten. Wir stellen fest, dass wir zuvor häufig auf hohem Niveau geklagt haben.

Ich wünsche mir, dass wir diese posi­tiven Effekte in die Zeit nach der Pandemie mitnehmen: den Respekt vor dem Anderen, die Soli­da­rität, die Hilfs­be­reit­schaft und auch die Dank­bar­keit für das, was wir gerne als selbst­ver­ständ­lich annehmen. Dann hätte am Ende diese Krisen­si­tua­tion auch etwas Gutes bewirkt.

Peter Weber

 

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