Liebe Leserinnen und Leser,
„Ist morgen wieder Kindergarten?“, „Wann ist Corona vorbei?“, „Wieso darf ich wegen des Scheiß-Corona-Virus nicht nach nebenan?“, „Mama, kann nicht ein Wunder geschehen, und in vierzehn Tagen ist meine Kommunion?“, das sind Fragen, die mir unsere Kinder stellen. Die Mama wird’s wissen. Die Mama wird’s schon irgendwie lösen. Aber Papa und Mama wissen es selbst nicht. Wie viele, viele Mütter und Väter sind wir täglich mit den Fragen und Sorgen unserer Kinder konfrontiert. Wir alle halten dies gemeinsam mit unsern Kindern aus. Mal besser, mal schlechter.
Zu Anfang der Corona-Zeit habe ich es auf die Formel gebracht: „Jede Stunde hat eins der Familienmitglieder einen Wutanfall.“ Die Tage sind schon länger als sonst und so waren es viele. Irgendwie haben wir uns zurechtgeruckelt. Unsere Kinder haben sich scheinbar in die Situation gefügt. Hin und wieder gibt es Wut, aber sie weicht auch oft den oben beschrieben Fragen. Und manchmal wird es besonders, wie gestern beim Abendgebet. Wir hatten morgens den Fernsehgottesdienst geschaut und das jüngste Kind konnte mit Gottesdienst im Fernsehen so gar nichts anfangen. Zwei der Kinder diskutieren daraufhin, dass so ein Gottesdienst ja auch ganz anders sei, als der Echte in der Martinuskirche. Das würde sich einfach anders anfühlen. Sie stellen fest, dass ihnen die Gottesdienste in der Martinuskirche fehlen. „Es ist so schön, die anderen Kinder in den Bänken zu sehen.“ „Es ist so lustig, mit der Julia Blicke hin und her zu werfen.“ „Es macht Spaß nach dem Gottesdienst noch mit den anderen zu quatschen und zu spielen.“ Da ist das Gespräch noch nicht zu Ende…
Und wir planen nun fleißig die Kar- und Ostertage und überlegen, wie wir so ein bisschen „Martinus-Feeling“ auch in diesen Tagen spüren können. Gründonnerstag feiern wir Abendmahl mit Traubensaft und selbstgebackenem Fladenbrot — wenn wir denn Hefe bekommen. Karfreitag geht es auf den Kreuzberg – schöne Texte gibt’s im Internet. Karsamstag schauen wir uns die virtuelle Semmelsegnung aus Attendorn an – natürlich mit vorbestellten Ostersemmeln (gibt’s auch in Olpe). Und Ostersonntag? Vielleicht wagen wir uns ja sogar an einen Hausgottesdienst. Mal schauen.
„Mal schauen.“ Das ist irgendwie das Motto dieser Tage. Mal sieht es düster aus, mal hell. Diese Zeit ist schwer zu verstehen. Nehmen wir unsere Kinder an die Hand und lassen wir uns von ihnen an die Hand nehmen und nehmen wir dabei auch Jesus in unsere Mitte.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine außergewöhnliche Kar- und Osterzeit
Anne Polarek, Mitglied des Kinderkirchenteams