Oft nimmt das Leben Wege, die wir so gar nicht beabsichtigten. Und so verschlug es mich, nachdem ich meinen jetzigen Ehemann kennen und lieben lernte, aus Olpe nach Drolshagen. Genauer gesagt, in den Ort Husten, was so manch einem meiner Freunde — aufgrund des Namens — das ein oder andere Grinsen entlockte.
Als ich anfangs hierherzog, war das eine riesige Umstellung für mich. Alle Wege mit dem Auto erledigen, eine längere Fahrtzeit zur Arbeit und zum Kindergarten meines Sohnes, die Freunde leben dann doch nicht direkt zwei Straßen weiter, ein Taxi nachts auf dem Olper Schützenfest erhaschen müssen, was fast unmöglich erscheint, …
Doch nach und nach gewöhnte ich mich an meinen neuen Wohnort und kann mir nun auch keinen anderen mehr vorstellen. Das liegt aber vor allem daran, dass ich ihn nun viel aufmerksamer wahrnehme, als ich das zuvor getan hatte: Freundliche Gesichter in der Nachbarschaft und neue, tolle Bekanntschaften, zahlreiche Wege zum Spazieren und Fahrradfahren, die Nähe zu Spiel- und Bolzplätzen sowie zum Fußballverein, in welchem unser Sohn trainiert, …
Aufmerksamkeit ist ein Wort, das wir wohl alle häufig hören, insbesondere in Krisenzeiten wie dieser. Seine Aufmerksamkeit sollte man also in schweren Zeiten besonders auf positive Dinge lenken und diese deutlicher wahrnehmen. Für mich zählen dazu besonders die glücklichen Momente im Kreise der eigenen Familie, die Möglichkeit, mit meiner besten Freundin einen Kaffee trinken zu können sowie dem Bewusstsein darüber, meiner Arbeit nachgehen zu dürfen. Und natürlich zählt dazu auch das Vertrauen, dass die Krisenzeit bald ein Ende hat und für alle wieder mehr Normalität herrscht.
Vertrauen und Aufmerksamkeit lehrte auch Jesus Christus. So erinnert Fronleichnam, das Fest des Leibes Christi, an diese Werte. Feiern wir Eucharistie, werden Jesus und seine Liebe ein Teil von uns. Gründonnerstag, am Tag des letzten Abendmahls, versprach Jesus seinen Jüngern und uns, dass er bei uns ist. Dieses Vertrauen stärkt die Katholiken in ihrem Glauben bis heute.
Auch wenn im Zeichen der Coronapandemie keine Prozessionen stattfinden, so sollten wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, dass wir auch in schweren Zeiten nicht alleine sind und Vertrauen haben, dass im Jahr 2022 eine Fronleichnamsprozession wieder stattfinden darf.
Hanna Reuber
(Gemeindemitglied aus Drolshagen — Husten)