Seit 1665 legen der Bürgermeister und der Rat der Stadt Olpe jedes Jahr Anfang Februar das Agatha-Gelübde ab. Nur in der Zeit des Nationalsozialismus wurde diese 357jährige Tradition unterbrochen. Anstelle von Bürgermeister und Rat übernahm der Kirchenvorstand der Gemeinde diese Aufgabe.
Am Abend des Agatha-Festes ziehen die Gläubigen der Gemeinde nach der Festpredigt zu Ehren der heiligen Agatha in einer Lichterprozession durch die Stadt. Eine stimmungsvolle und beeindruckende Prozession mit zwei Stationen an den Altären an den Häusern Marx und Löser. Für die Herrichtung dieser Altäre sei den Familien Marx und Löser an dieser Stelle herzlich gedankt. Ein herzlicher Dank gilt auch der Ehrenabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Olpe, die seit dem Jahr 2018 mit der gewohnten Präzision und Zuverlässigkeit den Aufbau des Altares am Hause Löser übernommen hat.
Im letzten Jahr konnten wir das Agatha-Fest aufgrund der Pandemie nicht wie gewohnt feiern. Das Gelübde habe ich mit einigen Vertretern des Rates erneuert, die Prozession am Abend musste jedoch ausfallen. Bereits im Jahr 2019 musste die Prozession ausfallen, damals machte Sturmtief Sabine sie unmöglich. Umso mehr freue ich mich, dass in diesem Jahr, trotz aller Einschränkungen, die äußeren Feierlichkeiten des Agatha-Festes in der Stadt Olpe wieder stattfinden können. Die Anzahl der Teilnehmer am Hochamt und der Festpredigt sind zwar pandemiebedingt weiter beschränkt. Beides kann jedoch ebenso wie die Prozession am Abend stattfinden. Dass wir hierbei eine Maske zum Schutz vor Infektionen tragen müssen, schmälert diese Freude in keiner Weise.
Die heilige Agatha lebte zu Beginn des 3. Jahrhunderts in Catania auf Sizilien. Der Legende nach zogen die Einwohner der Stadt Catania nach ihrem Märtyrertod beim Ausbruch des Ätna mit dem Schleier der heiligen Agatha dem Lavastrom entgegen, der die Stadt bedrohte und daraufhin zum Stillstand kam.
In Olpe war es im 17. Jahrhundert die Sorge vor weiteren verheerenden Stadtbränden, die den Ursprung der Verehrung der heiligen Agatha bildete. Heute machen wir uns Dank einer bestens ausgebildeten und immer einsatzbereiten Freiwilligen Feuerwehr um verheerende Brände in Olpe weniger Sorgen.
Doch in dem alten Text des Agatha-Gelübdes aus dem Jahr 1665 ist nicht nur die Sorge vor Bränden erwähnt. Dort heißt es unter anderem, dass wir geloben „…zur Abwendung aller wohlverdienten Strafen, vornehmlich aber der Feuerbrünsten halber, diesen Tag Sanctae Agathae zu feiern…“.
In diesem Jahr 2022 können wir das Fest der heiligen Agatha feiern, um für die Überwindung der Pandemie zu beten, den vielen Mitmenschen zu danken, die sich in dieser Zeit unermüdlich für ihre Mitmenschen einsetzen, egal ob in der medizinischen Versorgung, der Pflege, den Schulen und Kindergärten, dem Handel und vielen anderen Bereichen, die ich jetzt gerade nicht alle benennen kann.
Und wir sollten uns auch bewusstwerden, dass es ein Privileg ist, dass uns ein Jahr nach Ausbruch dieser Pandemie ein Impfstoff zur Verfügung steht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben hier etwas geleistet, das kaum möglich erschien. Hierfür sollten wir alle dankbar sein, dürfen diese Dankbarkeit gerne im Gebet zum Ausdruck bringen und vor allem sollten wir das Geschenk der Impfung nutzen.
Peter Weber
(Bürgermeister)