Wir alle leben im Augenblick in einer für uns ungewohnten, sehr unruhigen Zeit. Corona, Krieg in der Ukraine und Umweltkatastrophen nehmen in den Medien einen großen Raum ein. Sorgen und Ängste machen sich breit.
Sonst bestimmen doch Hoffnung und Aufbruch den Frühling. Bei meinen Spaziergängen entdecke ich nun wie jedes Jahr immer mehr Gänseblümchen – sie gehören zu meinen Lieblingsblumen – und sie erinnerten mich an den Text, den ich für die „Meditation am Markttag“ vor einigen Jahren geschrieben habe:
Mögen Sie Gänseblümchen?
Vielleicht schmunzeln sie jetzt. Ich lade sie ein, den Zauber, das Lebensgeheimnis von Gänseblümchen ein wenig zu lüften und sich dafür gedanklich zu bücken. Der Aufschrift einer Samentüte von ca. 5x8 cm war zu entnehmen: Inhalt 680 Samenkörner für Gänseblümchen. 680 kleine Wunder der Schöpfung?
Kaum hat die Sonne nach dem Winter den Schnee vertrieben, öffnen Gänseblümchen den weißgefiederten Kranz mit rosa Rändern um das blassgelbe Innere und wirken wie ein Punkt.
Sie leben unaufdringlich, ja unscheinbar, aber revolutionär in ihrer Zartheit und beispielhaft in ihrer Stärke, nicht selten sprießen sie durch Ritzen im Asphalt.
Eine kurze Zeit nach dem Rasenschnitt stecken sie ihrer weißen Köpfe hervor, als hätten sie sich vor dem Mähen in der Erde oder unter ihre harten unverwüstlichen Blätter versteckt.
Blumengeschäfte verkaufen keine Gänseblümchen, sie passen nicht in eine aufwendige Cellophanhülle, eher in dreckige Kinderhände.
Sie sind Blumen der vielen, die das – sich klein machen – nicht scheuen.
Ich eile durch die Einkaufsstraße der Stadt. An der Ampel muss ich stehen bleiben, ungeduldig jagen die Augen weiter, bleiben auf einem weiß-gelben Punkt im Rasen der nahen Anlagen hängen: Gänseblümchen – Kleinigkeit – und plötzlich rieche ich den Frühling in der Luft.
Gänseblümchen im Alltag können sein: Zwischen den Rechnungen im Briefkasten ein Urlaubsgruß; das „Hallo, wie geht’s?“ einer vertrauten Stimme in der Kassenschlange im Supermarkt; ein ehrliches Kompliment „Du hast heute prima gekocht!“ usw. usw.
Kleinigkeiten – Gänseblümchen! Vielleicht ist heute schon ein Gänseblümchentag für sie!
Ich mag Gänseblümchen! – wäre die Antwort auf die obige Frage!
Vielleicht gelingt es, mit diesen Gedanken den Satz einer lieben Freundin von mir „Freu dich an den kleinen Dingen!“ weiterzusagen.
Ich wünsche uns allen viel Freude an den „kleinen Dingen“. Finden wir in dieser turbulenten Zeit die „kleinen Freuden“!
Marianne Wulff
(Gemeindemitglied)