Liebe Leserinnen und Leser,
die coronageprägte Zeit verändert vieles, ja fast alles. Im kirchlichen Bereich hat es einschneidende Änderungen in der Durchführung der Gottesdienste gegeben:
Der Mindestabstand muss eingehalten werden. Daher können nur wenige Gläubige am Gottesdienst teilnehmen. Die Hygienevorschriften müssen beachtet werden. Das einschneidendste Verbot betrifft aber meinem Empfinden nach den Gemeindegesang, der nicht mehr stattfinden darf. Die Organisten überbrücken den fehlenden Gemeindegesang durch Improvisationen über die entsprechenden Lieder, die gesungen würden, wenn der Gottesdienst durchgeführt würde, oder sie füllen die Stille mit entsprechender Orgelliteratur.
Aber ist das das Gleiche, als wenn die Gemeinde sänge?
Ich meine nein, denn die Texte der Lieder kommen nicht zur Geltung — und wir haben schöne und zur Liturgie passende Liedtexte. Wenn ich nur an die Lieder denke, die Gott loben und preisen:
Dein Lob, Herr, ruft der Himmel aus…
Lasst, Christen, hoch den Jubel schallen…
Christen, singt mit frohem Herzen…
Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Wie ist uns zu Mute, wenn der Organist intoniert: “Kommt herbei, singt dem Herrn, ruft ihm zu, der uns befreit. Singend lasst uns vor ihn treten, mehr als Worte sagt ein Lied”? Dem Gottesdienstbesucher bleibt nur, die Musik zu hören und den Text in sich aufzunehmen. Selbst zu singen wäre schöner.
Weihnachten steht vor der Tür. “Auf, Christen, singt festliche Lieder.” Wer weiß, wann wir das wieder dürfen. Ich denke, wir alle würden uns über einen Weihnachtsgottesdienst freuen, in dem dieses Lied und all die anderen bekannten und beliebten Lieder gesungen würden. Ich bin darüber hinaus sehr traurig, dass das Weihnachtsliedersingen in der Kreuzkapelle schon abgesagt werden musste. Wahrscheinlich werden ebenso wie ich viele von Ihnen dieses Singen von alten und bekannten Weihnachtsliedern vermissen. Hoffentlich wieder im nächsten Jahr!
Im alten Kirchenjahr steht noch das Christkönigsfest an. Wenn ich an dem Sonntag das
Eingangslied intoniere, singe ich ganz alleine mit lauter Stimme und aus tiefstem Herzen mit:
Gelobt seist du, Herr Jesu Christ,
ein König aller Ehren;
dein Reich ohn alle Grenzen ist,
ohn Ende muss es währen.
Christkönig, Halleluja, Halleluja.
Und ich hoffe, dass auch Sie bald wieder Ihre Stimme erschallen lassen können, um Gott zu loben und zu preisen, aber auch ihn um Hilfe in unserer schwierigen Situation zu bitten.
Dieter Weber