Liebe Leserinnen und Leser,
die „Gedanken zum Tag“ von Marlies Sieler vom vergangenen Sonntag bezüglich ihres Besuchs in Kolumbien haben auch mich berührt. Im Rahmen des Bildungsprojekts „Lazos de Amistad — Bänder der Freundschaft” erlebte sie die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Leute, was Frau Sieler tief beeindruckte. Menschen, die selbst kaum etwas hatten — nicht einmal fließendes kaltes Wasser — teilten das Wenige, das sie besaßen.
Dass alte Menschen überall mit dazu gehören und nicht als störend empfunden werden, unterscheidet sich oft von der Realität hierzulande.
Besonders beeindruckten mich Frau Sielers Schilderungen der Pläne der Kinder und Jugendlichen innerhalb des Bildungsprojekts. Sie schrieb: “Mit großer Dankbarkeit über eine in unserem Sinne kleine Zuwendung durch unser Projekt erzählen die Jugendlichen ihre Pläne und Träume, nach ihrer Ausbildung und ihrem Abschluss arbeiten zu dürfen und das verdiente Geld zu sparen für eine kleine Wohnung mit Fenstern und fließendem, kalten Wasser. Die Mütter blickten dabei liebevoll und stolz auf ihre Kinder mit Tränen in den Augen, die auch ich immer wieder in meinen Augen spürte.”
Welch ein krasser Gegensatz zu vielen Jugendlichen in Deutschland! Häufig treffen wir auf junge Menschen, die schon mit der Ausbildung Schwierigkeiten hatten. Etliche arbeiten mittlerweile nicht und sorgen sich ständig um ihre “Work-Life-Balance”. Die sozialen Medien fördern diese Unzufriedenheit zumeist. Partys, Challenges und Extremsport gehören zur Welt der Jugend. Eltern und Großeltern taten und tun gewöhnlich alles, um ihnen ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen.
Heute kann man den jungen Leuten eigentlich keinen Vorwurf machen. Wir alle in unserer Gesellschaft tragen Verantwortung! Ihre Urgroßeltern wurden durch den 2. Weltkrieg um die eigene Ausbildung gebracht und legten Wert darauf, dass ihre Kinder lernten. “Hauptsache du lernst” – Hilfe im Alltag war nicht vonnöten. Eine Einstellung, die sich fortpflanzte.
Haben die Heranwachsenden der sogenannten “Generation Z” eigene Wohnungen, sehen etliche schwerlich die Notwendigkeit, sich um alltägliche Belange wie Mülltonnen, Unkraut und Essen zu kümmern. Eltern und Großeltern übernehmen das gern.
In der derzeitigen Diskussion um Wehrdienst und soziales Jahr werden Forderungen laut, dass die Rentnerinnen und Rentner mit gutem Beispiel vorangehen müssen und diese Dienste übernehmen – ungeachtet, dass die Männer seinerzeit Wehr- oder Ersatzdienst leisteten und ehrenamtliches Engagement in Vereinen und Nachbarschaft für die Generation der “Boomer” selbstverständlich war und ist. Welch ein krasser Unterschied zu den Lebenswirklichkeiten in Kolumbien!
Doch wir alle haben einen Gott der Hoffnung, der unseren Blick auf die wichtigen Dinge des Lebens lenkt. Dazu gehört die Erfahrung, dass in der Hinwendung zum “DU” das “ICH” plötzlich Erfüllung findet – täglich neu – mit Gottes Hilfe!
Heidrun Funke
(Autorin, Referentin, Buchhändlerin mit Bezug zu Drolshagen – heute Meinerzhagen)
Noch ein Hinweis in eigener Sache:
Jetzt in der Urlaubszeit suchen wir verstärkt Autoren für unsere „Gedanken zum Tag“. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch passende „Gedanken“ haben, „trauen Sie sich, diese Gedanken aufzuschreiben“ und uns unter gedankenzumtag@gmx.de zu schicken. Vielen Dank!