Zur Olper Wallfahrt nach Werl
Schlechte Zeiten sind oft Zeiten guter Einfälle. Ist alles bestens oder halbwegs erträglich, will niemand etwas Neues oder auch nur die geringste Veränderung. Ist aber die Not da, dann muss sich etwas ändern, damit man weiterleben und überleben kann.
Kriege und Katastrophen waren immer schon Anlässe für Neues. Der griechische Philosoph Heraklit nannte einst den Krieg „Vater aller Dinge“.
Der Siebenjährige Krieg (1756–1763) war der Weltkrieg des 18. Jahrhunderts. Die Herrscher der Großmächte stritten um die Machtverteilung ihrer Territorien in Europa und Übersee, die Untertanen aller Völker waren die Leidtragenden, die Opfer zu bringen und Tote zu beklagen hatten.
Während des Siebenjährigen Krieges hatten die Olper die Idee, eine Fußwallfahrt zur Muttergottes nach Werl zu machen. Das Gnadenbild der „Trösterin der Betrübten“ sollte „angegangen“ werden in Zeiten von Not und Gefahr. Zwei Tage hin, ein Tag dort, zwei Tage wieder zurück. 1760 fing man damit an. Phänomenal. Aber was hat das bewirkt?
Nach der Wallfahrt war der Krieg nicht zu Ende. Und dennoch war etwas passiert, denn die Wallfahrt wurde seitdem von Jahr zu Jahr wiederholt, in guten und in schlechten Zeiten. Die Olper hatten einen Weg gefunden, wie sie die Not, die nicht zu ändern war, in Ausgleich bringen konnten mit etwas anderem, das umso größer war und einen Ruhepunkt darstellte. Gottergebenheit im „Tal der Alltagssorgen“.
Maria war hier immer schon eine gute Adresse. Als „Ältestes Mariengebet“ im Gotteslob (GL 5,7) ist uns ein Text überliefert, der bis in die Zeit der frühen Konzilien zurückreicht. In Drolshagen gibt es ihn auch auf Plattdeutsch: „Unger Dinen Schutz un Schirem flüchtent vi, hillige Guaddesmutter. Wiese unse Gebiatt in unsen Nöiten nit aff, sundern mak uns frie tau jäider Tied ut allen Gefohren. O Du glorieke un gebenediggte Jungfraue, unse Fraue, unse Miäckelsfraue, unse Füuerspriakerße!“.
Morgen werden die Olper Wallfahrer erneut nach Werl aufbrechen und am Samstag vor das Gnadenbild in der Basilika treten. „Mutter Maria, wir sind angekommen. Du hast das Fleh’n stets der Pilger vernommen. Lehr uns das Gute zu tun und zu üben, Gott und den Nächsten von Herzen zu lieben“.
Am Sonntag werden die Wallfahrer wieder in Olpe sein und bei der Rückkehr in der Martinuskirche so oder ähnlich beten: „Guter Gott! Wir danken dir für das Erlebnis dieser Wallfahrt, für die Zeichen deiner Zuwendung und Nähe, für die Kraft, die du in uns geweckt und die Hoffnung, die du uns neu geschenkt hast. Du hast uns innerlich reich gemacht und neu die Freude am Glauben in uns entfacht.“
Eine segensreiche Wallfahrt 2024 wünscht
Friedhelm Rüsche
(Pastor im Pastoralverbund)
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