Ich bin 66 Jahre alt und wohne seit 4 Jahren in Olpe. Seit über 30 Jahren faste ich jährlich mindestens eine Woche lang nach Buchinger, ursprünglich zur rein körperlichen Entgiftung. Hierbei ist keinerlei feste Kost erlaubt, es darf nur getrunken werden.
Heute ist das Fasten über zehn Tage meine jährliche Regenerations- und Gesundheitstablette für Körper, Geist und Seele und gehört fest zu meinem Jahresablauf.
Vor etwa 10 Jahren entdeckte ich das Wanderfasten, das ich bis heute einmal jährlich mit täglichen 18 Kilometern praktiziere, zuletzt Anfang Januar 2024. Die Entscheidung zur Anmeldung fällt mir nicht immer leicht, aber das unbeschreibliche Wohlgefühl der Reinigung und Erneuerung durch Verzicht, Gebet und Meditation motiviert mich letztendlich immer wieder.
Mein Wanderfasten läuft inzwischen immer gleich ab:
Ich verzichte in dieser Zeit auf jede Form von Luxus und buche grundsätzlich die einfachste Kategorie, den Schlafsaal (statt Hotel), den ich mit zwei bis drei fremden Frauen teilen muss.
Ausgestattet mit einigen Litern Flüssigkeit geht es nach dem Teefrühstück gegen 9 Uhr los, und zwar bei jedem Wetter. Wer möchte, darf außerdem einen Teelöffel Honig zu sich nehmen für die recht anstrengenden 18 km langen Wanderungen. Unterwegs gibt es an geeigneten Stellen, manchmal in Kapellen oder Kirchen einen geistlichen Impuls. Die Engel-Texte (Engel des Verzichts, der Begegnung…) von Anselm Grün habe ich besonders liebgewonnen und nehme den täglichen Engel gedanklich mit auf den Weg. In der Fastengruppe ergeben sich wunderbare Gespräche mit einzelnen Leuten. Jeden Tag schweigen wir eine Weile für etwa 30 Minuten, gehen allein und im Abstand von ca. 10 Metern hintereinander. Diese Stille, anfangs noch ungewohnt und unbequem, hat besonders heilsame Wirkung in Bezug auf die eigenen Gedanken.
Auf die gemeinsame „Saftmahlzeit“ gegen Mittag im Wald freuen sich alle. Zurück in der Unterkunft gönnt man sich nach einer erfrischenden Dusche eine Ruhezeit im Bett mit Leberwickel und Wärmflasche, denn Leber und Nieren leisten schließlich Schwerstarbeit beim Entgiften. Abends riecht die Fastenbrühe schon durchs ganze Haus, die sehr langsam mit einem Löffel genossen wird. Nach den abendlichen Vorträgen zu Forschungsergebnissen, Ablauf im Körper, Fastenbrechen, Nahrungsaufbau, etc. gibt es Angebote wie Yoga, Qui Gong, Singen, Kartenspiele, Klönrunden … zum Ausklang des Tages oder man geht einfach ins Zimmer, um ein wenig zu lesen oder zu ruhen.
Nach sechs Tagen freuen sich viele auf das Ritual des Fastenbrechens am Morgen der Abreise mit einem Apfel, der gut und lange gekaut werden muss und einem Text zum Thema Dankbarkeit. Andere, wie auch ich, fasten zu Hause noch vier bis fünf Tage weiter, Hunger gibt es nicht, wenn der Darm leer ist.
Die nun folgende Aufbauphase ist Wohlgefühl und Genuss pur: die Freude auf das Essen riesig, der Geschmack intensiver, die Haut glatt, das Sehen und Riechen hat sich verbessert, die (Arthrose -) Gelenke sind beweglicher, Entzündungen geringer, die Gedanken klarer und positiv, der Blutdruck normalisiert sich – entschleunigt und ein echtes Erlebnis, daher lohnt es sich, die Phase auszudehnen.
Auch Jesus fastete in der Wüste, um sich Gott wieder näher zu fühlen, Verzicht zu üben und Buße zu tun.
Ich kann nur jeder und jedem empfehlen, sich auf irgendeine Art des Fastens mal einzulassen!
Mariele Sieler
(Gemeindemitglied aus Olpe)
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