Liebe Leserinnen und Leser,
seit meinen frühesten Kindertagen trage ich eine Brille. Ohne Brille sehe ich die Welt um mich herum ziemlich unscharf und verschwommen. Ein Leben ohne Brille kann ich mir nicht vorstellen. Morgens, wenn ich auf der Bettkante sitze, ist mein erster Griff zur Brille.
Ich kann mir aber auch ein Leben ohne unseren Glauben nicht vorstellen. Jeden Morgen setze ich deshalb auch die Brille des Glaubens auf, indem ich sehr bewusst ein Kreuzzeichen mache und spreche: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes beginne ich diesen Tag.Der Glaube ist für mich wie eine Gleitsichtbrille. Er hilft mir, in allem, was mir heute widerfährt, in allen Begegnungen, ob Freude oder Kummer, Spuren der Nähe Gottes zu entdecken.
So lese ich in der heutigen Tageslesung, im Buch Genesis, wie Gott mit Abraham einen Bund schließt:
„Ich richte meinen Bund auf zwischen mir und dir und mit deinen Nachkommen nach dir, Generation um Generation, einen ewigen Bund: Für dich und deine Nachkommen nach dir werde ich Gott sein.“ (Gen 17,7)
Das ist eine starke Zusage der Nähe Gottes. Sie gilt auch unserer Generation, auch in dieser ungewöhnlichen Zeit.
Die Brille des Glaubens hilft mir, in den vielen Einschränkungen, in den weniger guten Nachrichten, dem Ärger und Stress, aber auch in der Natur, in den kleinen Freuden des Alltags Gottes begleitende Nähe zu entdecken. Die Brille des Glaubens hat aber auch eine Weitsicht: Gott begleitet uns in die Zukunft. Wir wissen nicht, wie diese aussehen wird, aber wir sind nicht allein, Gott geht mit. In dieser Gewissheit und aus diesem Vertrauen auf die Nähe Gottes dürfen wir den Satz aussprechen, den so viele Kinder in diesen Tagen an ihre Fenster geschrieben haben: „Alles wird gut!“
Ich wünsche Ihnen heute und in den kommenden Wochen diese Erfahrung der begleitenden Nähe Gottes.
Dann mag es sein, dass Sie abends, wenn Sie auf den Tag zurückschauen, viele Gründe finden, wofür Sie Gott heute Danke sagen können.
Sr. Gertrudis Lüneborg