„Wir sind gekommen, um ihn anzubeten.“ (Mt 2,2)
In unserer Ordensgemeinschaft gedachten wir am 21. Dezember dem 165. Jahrestag der Ewigen Anbetung in unserer Gemeinschaft. Diese Tatsache ist vermutlich wenig Menschen außerhalb der Ordensgemeinschaft bekannt. Es ist auch ein historisch wichtiges Datum.
Im Oktober 1859 begannen die jungen Frauen, die als Ordensfrauen leben wollten, ihr gemeinsames Leben in einer kleinen Wohnung. Sie lebten und beteten zusammen und an jedem Nachmittag gingen sie zur Anbetung Christi in der Eucharistie in die St. Martinus Kirche. Am 20. Dezember 1860 erhielten in der St. Martinus Kirche diese ersten 6 Schwestern das franziskanische Ordenskleid und einen Ordensnamen. So wurde auch aus Aline Bonzel — Schwester Maria Theresia vom allerheiligsten Sakrament.
Am Tag darauf, am 21. Dezember feierten sie die erste heilige Messe in ihrem kleinen Oratorium. Danach wurden die konsekrierten Hostien im Tabernakel aufbewahrt. Nun begannen die Schwestern mit der Ewigen Anbetung, indem sie sich stündlich beim Gebet abwechselten. Neben allen notwendigen Tätigkeiten und der Sorge für die Waisenkinder war ihnen die Anbetung wichtig. Später ermahnte Mutter Maria Theresia die Schwestern: „Inniges Gebet und eine enge und liebevolle Beziehung zu Gott machen uns zu echten Ordenschristen, nicht unsere Arbeit für und unter den Kranken oder Kindern. Die Anbetung ist der Hauptzweck der Genossenschaft.“
Das hat sich im Kern in der langen Zeit der Geschichte unserer Gemeinschaft nicht verändert. In unserer Provinz in Mishawaka / USA kann im Provinzhaus noch immer 24 Stunden lang gebetet werden. Hier ist es üblich, dass die Schwestern des Altenheimes die Gebetsstunden am Tag, und die Schwestern, die im Provinzhaus wohnen, die Stunden der Nacht übernehmen. Auch in der Provinz auf den Philippinen ist dieser Dienst im Provinzhaus so möglich.
Die Provinz in Colorado Springs/USA und wir in Deutschland regulieren die Anbetungszeiten entsprechend unserer Möglichkeiten. Hier im Mutterhaus ist an jedem Tag Anbetung von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr in der Anbetungskapelle. Es ist für uns alle wichtig, diesen Dienst der Gemeinschaft zuverlässig auszuüben.
Anbetung ist „mehr“ als Gebet. Auch wenn in den Anbetungszeiten immer die vielfältigen Anliegen einzelner Menschen, unserer Gesellschaft, der Kirche und jegliche Not bittend vor Gott getragen werden, gibt es den wichtigen Aspekt, Gott und Christus im Sakrament des Altares anzubeten. Anbetung bedeutet anerkennen, dass Gott eben Gott ist. Dass die Gegenwart Christi in unserem Leben, so wie er es versprochen hat, Wirklichkeit ist, dass wir still und ruhig, hoffnungsvoll und vertrauend mit ihm leben können. Immer wieder haben Heilige, Theologen, gläubige Menschen auf diesen wichtigen Aspekt des Glaubens hingewiesen.
So schrieb P. Alfred Delp SJ kurz vor seiner Hinrichtung durch die Nazis: „Brot ist wichtig. Die Freiheit ist wichtiger. Am wichtigsten aber ist die ungebrochene Treue und die unverratene Anbetung.“ In einem bekannten und oft gesungenen weihnachtlichen Kirchenlied singen wir in diesen Tagen: “Kommt, lasset uns anbeten, den König den Herrn.“
So wünsche ich uns allen, dass es uns gelingt, im Heiligen Jahr 2025 dieser Einladung zu folgen und uns so der Nähe Gottes zu vergewissern.
Sr. Magdalena Krol OSF
(Franziskanerin von der Ewigen Anbetung / Olpe)
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