Der 9. April 1945 ist ein merkwürdiges Datum, zum einen für die gesamte Christenheit, zum anderen auch für die Stadt Olpe und für Lütringhausen.
Vor genau 80 Jahren, am 9. April 1945, wurde der evangelische Theologe Dr. Dietrich Bonhoeffer von nationalsozialistischen Schergen im KZ Flossenbürg hingerichtet, kurz vor dem Eintreffen der US-Truppen. Es gibt keine Grabstätte von Bonhoeffer, die Erinnerung an ihn sollte ausgelöscht werden – so wie bei den Männern des 20. Juli. Aber das Gegenteil ist eingetreten – Bonhoeffer wurde nicht vergessen; er wirkt bis heute beispielgebend durch sein Martyrium und seinen theologisch durchdachten konsequenten christlichen und auch politischen Widerstand gegen ein totalitäres Regime. Bonhoeffer verbat sich zeitlebens faule Kompromisse und Anbiederungen. Wegweisend sein Wort: „Es reicht nicht, die Opfer unter dem Rad zu verbinden. Man muß dem Rad selbst in die Speichen fallen.“ Oder mit den Worten von Martin Luther: „Wenn der Kutscher trunken ist, muß man ihn vom Bock stoßen!“
Und der 9. April war der letzte Tag, an dem der NS-Staat über die Stadt Olpe und ihre Bewohner verfügte. Wie viele Bittgebete mögen gesprochen worden sein, daß dieser Tag ohne weitere Opfer vorübergehe, wie viele Vaterunser waren innere Stärkung und Ermutigung? In der Nacht zum 10. April kamen die Amerikaner in die Stadt, und der Zweite Weltkrieg hatte für Olpe sein Ende gefunden.
Aber am 9. April waren auch vier als Fahnenflüchtige erschossene deutsche Soldaten in Lütringhausen zu beklagen. Sie waren tags zuvor hingerichtet worden, weil sie den Mut aufgebracht hatten, sich dem NS-System zu verweigern, weil sie „dem Rad in die Speichen“ greifen und nicht sinnlos töten wollten oder getötet werden wollten.
Alle Menschen um das Datum des 9. April, sie wollten nichts anderes als Frieden, inneren Frieden, äußeren Frieden, ein Ende der Friedlosigkeit, ein Ende des Kriegsschreckens – Bonhoeffer, die verängstigten Olper Bürger in ihren Luftschutzkellern und auch jene Soldaten, die ihre Weigerung zu kämpfen mit ihrem Leben bezahlen mußten. Wem käme da nicht der Vers aus der Bergpredigt in den Sinn: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Dr. Hans-Bodo Thieme
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