Ein Musik­ereignis, das lange nachwirkt

6. Sep 2024

Viele machten sich am vergan­genen Wochen­ende bei bestem Sommer­wetter auf den Weg nach Olpe, um beim Wein­fest ein kühles Gläs­chen zu genießen. Doch nicht alle zog es auf den Markt­platz in der Stadt­mitte — oder jeden­falls nicht sofort. Denn direkt nebenan gab es in der Marti­nus­kirche bei ange­nehmen Tempe­ra­turen einen musi­ka­li­schen Lecker­bissen zu erleben. Schon am voran­ge­gan­genen Tag hatte es während der Gene­ral­probe immer mal wieder Passanten in die Kirche gezogen, die stau­nend verweilten und der Musik und dem Gesang lauschten: Der Deka­nats­ora­to­ri­en­chor, ein Projekt­chor, der sich aus Mitglie­dern der katho­li­schen Kirchen­chöre des Deka­nats Südsauer­land, aus Sänge­rinnen und Sängern welt­li­cher Chöre des Kreises sowie aus chor­er­fah­renen Gästen der benach­barten Regionen zusam­men­setzte, führte, begleitet von der renom­mierten Phil­har­monie Südwest­falen sowie hoch­ka­rä­tigen Gesang­solisten, unter der Gesamt­lei­tung von DKM Dr. Jürgen Seufert Joseph Haydns Orato­rium „Die Schöp­fung“ auf. 

Bei der Begrü­ßung infor­mierte der Diri­gent die Zuhö­re­rinnen und Zuhörer in der sehr gut gefüllten Kirche darüber, dass Haydn die Idee für sein Werk kam, als er in England Händels „Messias“ hörte. Der Kompo­nist war begeis­tert und sagte sich: So etwas will ich auch machen! Und so entstand eines der bekann­testen Orato­rien und ein Muster­bei­spiel für ein Werk der Klassik. 

Erzählt wird in drei Teilen die Geschichte von der Erschaf­fung der Welt, wie man sie im ersten Kapitel der Genesis findet. Die Solisten Elisa­beth Menke (Sopran), Ralf Rhiel (Bass) und Daniel Tilch (Tenor) über­nahmen dabei die verschie­denen Rollen der drei Erzengel Gabriel, Raphael und Uriel in Rezi­ta­tiven und Arien. Menke und Rhiel liehen im dritten Teil zudem Adam und Eva ihre Stimmen. Alle Solisten über­zeugten mit einer schönen Klang­farbe, einer klaren Rhetorik sowie einer Leich­tig­keit in den Kolo­ra­turen. Andreas Todt beglei­tete in den Rezi­ta­tiven und auch in den Arien und Chor­pas­sagen am Cembalo. 

Der Chor hatten neben leisen und sanften häufig monu­men­tale Passagen, in denen sich der Gesang, teil­weise vermischt mit den Solisten, zusammen mit dem Orchester zu einem raum­fül­lenden, ergrei­fenden Klang aufschwang und so die von Haydn beab­sich­tigte Wirkung entfal­tete. 

Die Musi­ke­rinnen und Musiker der Phil­har­monie Südwest­falen spielten profes­sio­nell auf und trans­por­tierten gekonnt die rich­tigen Emotionen. Ihr Beitrag war dabei keines­wegs nur als Beglei­tung zu verstehen. Das Werk sieht einige Passagen vor, in denen nur das Orchester zu hören ist. In solchen Tonma­le­reien können die Zuhö­re­rinnen und Zuhörer etwa das Chaos vor der Schöp­fung nach­voll­ziehen oder sehen regel­recht die Sonne aufgehen. Diese Vorstel­lungen zu erwe­cken, gelang dem Orchester bei der Auffüh­rung in  Olpe perfekt.   

Nachdem das letzte „Amen“ am Ende des Schluss­chors verklungen war, wurde der Einsatz aller Akteure mit minu­ten­langem Applaus und stehenden Ovationen belohnt. Im Anschluss tauschten sich die Besu­cher über das Gehörte aus. Man hörte beispiels­weise „Ein wahrer Traum!“ oder „Das könnte ich mir direkt noch einmal anhören!“ Eine begeis­terte Zuschauerin formu­lierte es so: „Was für ein gewal­tiges Werk. Was für ein tolles Musik­ereignis. Das wirkt lange nach!“ So ist diese Auffüh­rung sicher­lich als ein Höhe­punkt des Kultur­jahres 2024 im Kreis Olpe zu bezeichnen, wie es Landrat Theo Melcher in seinem Gruß­wort zur Veran­stal­tung prophe­zeit hat. 

Auch Jürgen Seufert zeigte sich über­wäl­tigt und dankte allen Betei­ligten, dass sie dieses Projekt durch ihr persön­li­ches Enga­ge­ment erst möglich gemacht haben. Der Chor hatte sich die letzten andert­halb Jahre einmal im Monat zu je vier­stün­digen Proben an unter­schied­li­chen Orten des Kreis Olpe getroffen. Die Chor­ge­mein­schaft Südsauer­land plant nun, in Zukunft etwa alle zwei bis drei Jahre ein Werk in dieser Größen­ord­nung aufzu­führen. Sicher werden sich viele Sänge­rinnen und Sänger des Schöp­fungs-Projekt­chores dann wieder zusam­men­finden, und viel­leicht ja auch Zuhö­rende der dies­jäh­rigen Auffüh­rung. Jeder Inter­es­sierte ist auf jeden Fall herz­lich einge­laden. 

 

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