(aus der Predigt am 29.Sonntag im Jahreskreis zum Tagesevangelium (Mt 22,21)
“Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört — und gebt Gott, was Gott gehört.”
Darauf stellt sich natürlich sofort die Frage:
Was ist das, was dem Kaiser gehört und was sollten wir Gott geben?
Nun, die erste Frage scheint nicht so schwer: Es geht ja um die Steuer. Erfüllen wir also unsere Bürgerpflichten und zahlen dem Staat, was wir schuldig sind. Denn sowohl im damaligen Kaiserreich als auch in unserem modernen, demokratischen Staat wurden und werden gezahlt, um Anliegen der Allgemeinheit, die ein Einzelner nicht übernehmen kann, zu finanzieren. Dem Kaiser bzw. dem Staat sollten wir darüber hinaus nicht nur Geld geben, sondern unsere Bereitschaft, an diesen gesellschaftlichen Aufgaben mitzuarbeiten. Die positive Gestaltung der Gesellschaft ist Bürgerpflicht.
Was aber ist das, was Gott gehört? Mit der Kirchensteuer finanzieren wir zwar den Bau und den Erhalt der Kirchengebäude, aber eigentlich wohnt Gott überall. Was wir Gott geben sollen, dient letztlich uns selbst. Wenn mit unserem Geld “Gotteshäuser” finanziert werden, dann sind es letztlich Häuser für die Menschen – in denen sie Gott begegnen können. Gott braucht kein Dach über dem Kopf, aber wir brauchen einen Ort, an dem wir mit Gott unter einem Dach sein dürfen.
Was wir Gott noch geben können:
- die Einhaltung der Gebote
- die Nächstenliebe
- dass die Schöpfung wieder in Ordnung kommt
- Zeit, die wir in Sakramente investieren, in die Eucharistie und die Beichte, um selbst die Beschenkten zu sein
Auch das reinste Geschenk, dass wir Gott machen können – das Lob und Dankgebet — macht Gott nicht größer und glücklicher. Aber uns erfüllt es mit Freude und Gnade; weil wir uns öffnen, kann Gott einziehen. Er kommt nicht gegen Bezahlung oder Anruf – er kommt, wenn er eingelassen wird.
Geben wir Gott, was ihm gebührt: Spenden wir, halten wir die Gebote, empfangen die Sakramente und beten, loben und danken wir Ihm. Auch ohne Kirchensteuerrat garantiert Gott uns, dass wir immer selbst die Beschenkten sind. Nicht nur zu 100 % – wir erhalten nämlich nicht nur unseren eigenen Einsatz zurück, sondern einen unendlichen Bonus: Gott selbst.
Antonio Calabrese
(Pastor im Pastoralen Raum Olpe-Drolshagen)
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