9 Teilnehmende, 3 Tage, 1 Ziel – eine Radiosendung über das Thema „Heimat – was heißt das eigentlich?“. Ein Ziel, dass gar nicht so einfach zu erreichen war, denn, entgegen der allgemeinen Vorstellung, läuft eine Radiosendung alles andere als spontan und zufällig ab. Die Gespräche sind in den meisten Fällen geplant, die Interviewtöne vielfach im Vorfeld geschnitten und ausproduziert. Dementsprechend waren zunächst kleinere Theorieeinheiten wichtig, bevor die Teilnehmenden sich die Mikros schnappen und losziehen konnten – aber immer der Reihe nach.
Der erste Tag des Workshops begann mit einer kleinen Einführung in das Thema „Radio“. Welche Jobs gibt es beim Radio eigentlich? Von Moderator*innen bis zu Sounddesigner*innen ist alles dabei. Welche Begriffe sind im Radio wichtig („Kollegengespräch“, „gebauter Beitrag“, „O‑Töne“, etc.). Was muss bei der Technik beachtet werden? Wie halte ich das Mikrofon richtig? Welche Fragen muss ich wann stellen? Mit diesen grundlegenden Einführungen ging es in die erste kleine Übung. Die Teilnehmenden haben sich in Teams mit den Mikrofonen durch die OT bewegt und „Umfragen geholt“, also kleine „Stimmungsschnipsel“ zu Themen, die sie sich selber aussuchen durften, z.B. „Was ist Ihre Lieblingsfarbe“ oder „Was ist Ihr Lieblingsverein?“. Dadurch konnten die Teilnehmenden auf spielerische Art und Weise das Element „Umfrage“ abdecken, ein echter Klassiker in der Radiobranche und auch ein Teil der späteren Sendung.
Mit etwas Theorie und Praxis im Kopf ging es dann zur Senderführung bei Radio Siegen. Chefredakteur Rüdiger Schlund hat die Gruppe durch den Lokalradiosender in Siegen geführt. Die Gruppe kam gerade passend zu den Lokalnachrichten um 14:30 an und konnte live sehen, wie Radio-Siegen-Nachrichtensprecherin Carolin Hartmann ihre Nachrichtensendung spricht. Danach gab es von Rüdiger Schlund eine kurze technische Einführung in das Sendestudio. Wofür sind die ganzen Knöpfe da? Worauf müssen die Moderator*innen während der Sendung achten? Außerdem bekam die Gruppe Einblicke in die alltägliche Arbeit bei Radio Siegen und die Berichterstattung über lokale Themen, Politik und Veranstaltungen, genauso wie in die Abdeckung von Informationen aus der ganzen Welt über den „Muttersender“ RadioNRW in Oberhausen. Ab ca. 15 Uhr war die Gruppe dann Teil der Nachmittagssendung bei Moderator Paul Bald. Während die Sendung lief, konnten die Teilnehmenden dem Radio-Siegen-Moderator über die Schulter schauen und die wichtigste Frage von allen für sich selber beantworten: „Was machen die Moderator*innen eigentlich, wenn die Musik läuft?“. Normalerweise ist die Antwort auf diese Frage „arbeiten“. An diesem Tag war Paul Bald vor allem damit beschäftigt, Fragen zu beantworten und Dinge zu erklären – „off-Air“. „On-Air“ wurde die Gruppe aber ebenfalls eingebunden. Paul Bald und Workshop-Leiter Joschua Greiten haben in der ersten halben Stunde der Nachmittagssendung über den Workshop gesprochen, über das Thema der Sendung, und auch die Teilnehmenden waren für einen kurzen Moment „on-Air“ bei Radio Siegen zu hören. Mit vielen Eindrücken und Radio-Siegen-Fanpaketen ging es danach zurück nach Olpe. An dieser Stelle, vielen, vielen Dank an das Team bei Radio Siegen für die Einblicke in den Redaktionsalltag, an Chefredakteur Rüdiger Schlund für seine Zeit und die tollen Fan-Pakete und an Moderator Paul Bald für die vielen Infos im Studio und die Einbindung der Gruppe live in die Sendung!
Der zweite Tag drehte sich vor allem um die Interviews, die Umfragen und das Sichten des Ton-Materials. Wieder startete der Tag mit einer theoretischen Einführung, dieses Mal zum Thema Interviewführung. Welche Fragen müssen gestellt werden? Wie bereite ich mich auf meine Interviewpartner*innen richtig vor? Wie läuft ein Interview ab? Nach dieser Einführung haben die Teilnehmenden in Teams die zwei Interviews vorbereitet, eine Gruppe ist mit den zwei Moderatorinnen und der Frage „Was ist für Sie Heimat?“ in die Stadt gegangen, um dort eine Umfrage der Menschen aus Olpe einzuholen. Das erste Interview war mit Radiomoderator Tom Schirmer zu dem Thema, wie wichtig der Lokaljournalismus für eine Region wie Olpe ist. Das zweite Interview war mit Sebastian Luke, dem künftigen Leiter des gerade entstehenden Stadtmuseums, angesetzt. Hier ging es vor allem um die Rolle lokaler Museen in der Bewahrung der heimatlichen Geschichte und die Motivation hinter diesem Engagement. Nachdem die Interviews von den Teilnehmenden geführt wurden und die Umfrage aus der Stadt ebenfalls vorlag, ging es für die Teams darum, ihr Ton-Material zu sichten und sich die Töne herauszusuchen, die sie am kommenden Tag in ihren Beiträgen verarbeiten möchten. Die Moderatorinnen arbeiteten in der Zeit bereits an den Anmoderationen und der Begrüßung der Sendung.
Der dritte Tag war der Hauptproduktionstag. Die Töne, die die Teilnehmenden aus den Interviews und der Umfrage herausgesucht hatten, wurden bereits am Vorabend von Joschua Greiten geschnitten und vorproduziert. Nun ging es vor allem darum, die Texte für die Beiträge zu schreiben, die die Teilnehmenden am frühen Nachmittag einsprechen sollten. Wie bereits in den Tagen zuvor begann auch der letzte Tag mit einer kurzen theoretischen Einführung, die sich in diesem Fall mit dem „Texten“ von Radiobeiträgen befasste. Wie schreibe ich für’s Hören? Was unterscheidet Radiotexte von Zeitungsartikeln? Wie texte ich meine O‑Töne an? Wie strukturiere ich meinen Beitrag? Um die Art und Weise zu verdeutlichen, wie Radiobeiträge aussehen und was bei den Texten wichtig ist, wurden immer wieder kleinere Hörspiele eingespielt. Danach haben sich alle vier Teams an ihre jeweiligen Texte gesetzt und die Beiträge konzipiert. Anschließend hat jede Gruppe nacheinander die Beiträge bzw. Moderationen eingesprochen.
Insgesamt ist in diesen drei Tagen eine inhaltlich vielseitige Radiosendung/Podcastfolge entstanden, die sich mit dem Thema „Heimat“ in verschiedenen Facetten auseinandersetzt. (Link zur Podcast Folge: https://www.lorenz-jaeger-haus.de/aktuelles‑2/ )
Die Teilnehmenden haben die theoretischen Inhalte sehr schnell umgesetzt und auch das Einsprechen der Beiträge verlief völlig problemlos. Die Teilnehmenden können auf das Ergebnis wirklich stolz sein!
Das Team des Lorenz-Jaeger-Hauses bedankt sich bei Joschua Greiten für die hervorragende Begleitung des Projekts, welches für Kinder und Jugendliche in einem Alter von 10 Jahren bis 14 Jahren stattgefunden hat. Gefördert durch den Kulturrucksack NRW.